Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 746 / 03.07.2025

Einweihung des Kunstwerks an der Gretel-Bergmann-Schule

Ein Kunstwerk ehrt Namensgeberin der Gretel-Bergmann-Schule in Langwasser: Dieses haben Schulreferentin Cornelia Trinkl, Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich am heutigen Donnerstag, 3. Juli 2025, im Beisein des Künstler-Duos Lutz Müller und Stian Adlandsvik der Öffentlichkeit vorgestellt. Anwesend waren auch als Vertreter der Fördergeber Dr. Anja Prölß-Kammerer von der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, Frank Jedzik, Mitglied des Stiftungsvorstands der wbg 2000 Stiftung, und Ralf Rebhan, Vertreter der Elternpflegschaft.

Die Stadt Nürnberg hatte dafür einen zweiphasigen Wettbewerb durchgeführt. Daraus ging das dreiteilige Kunstprojekt von Lutz Müller aus Leipzig als Sieger hervor. Der Entwurf arbeitet mit drei Ideen, die als im Schulgebäude einen Bezug zu Gretel Bergmann herstellen. Der Sport, an dessen Ausübung sie gehindert wurde, dient als Ausgangspunkt: Hochsprunggeräte werden ihrer Funktion enthoben und zweckentfremdet als Türgriffe, Stützskulptur und Bodenskulptur eingebaut. In dieser Verschiebung ihres Gebrauchs bilden sie eine Analogie zu Bergmanns Geschichte.

Gretel Bergmann war eine Weltklasse-Sportlerin, die vorbildlich für Tugenden steht, die sowohl im Sport als auch in der Schule erstrebenswert sind: Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer, aber auch Leistungswille. Als Anwärterin auf die Goldmedaille hatte ihr das Naziregime aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 verwehrt. „Ihre versöhnende Einstellung, dass es Menschen nicht gut tut, zu hassen, ist rückblickend auf ihr Schicksal besonders bedeutsam und wertvoll. Dies gilt umso mehr für Nürnberg, eine Stadt, die sich den Menschenrechten verpflichtet fühlt“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.

Die Wettbewerbsjury bestand aus Vertretern der Schule, der Elternpflegschaft, dem das eigentliche Schulbauvorhaben betreuenden Architekturbüro Ackermann, dem Neuen Museum Nürnberg sowie freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern des Beirats für Bildende Kunst. Weiterhin war die Israelitische Kultusgemeinde, die die Interessen der Namensgeberin der Schule, der 1936 aus Deutschland vertriebenen jüdischen Spitzensportlerin Gretel Bergmann wahrte, vertreten.

„Kunst im schulischen Raum kann weit mehr als ästhetische Akzente setzen – sie kann Haltung zeigen und Geschichte lebendig machen. Das Werk von Lutz Müller schafft genau das: Es lädt Kinder, Lehrkräfte und Gäste ein, sich aktiv mit den Werten zu beschäftigen, für die Gretel Bergmann stand“, erläutert Schulreferentin Cornelia Trinkl. Der Künstler setzt Hochsprunglatten als Ersatz für Türgriffe ein und lenkt so die Aufmerksamkeit auf die Eingänge. Sie anzufassen, um in die Schule zu gelangen, lädt auch dazu ein sich mit ihnen auseinander zu setzen. Und darüber mit der Geschichte Gretel Bergmanns. Ihre damalige Ausgrenzung vom Sport wird durch die Funktionsverschiebung der Hochsprunglatten als Türgriffe zum Eintreten umgekehrt. Aus der wackeligen Waagerechten drehen sich die Latten in die Senkrechte und stehen fest installiert Spalier für die Besuchenden der Schule.

Im Anschluss daran halten im Grünbereich des Vorderhofs mehrere Hochsprungständer einen eineinhalb bis zwei Tonnen schweren Stein 1,6 Meter in der Luft, eine Referenz zu Bergmanns damaliger Bestleistung. Die scheinbar absurd zusammengesetzte Skulptur, deren Stein gleichzeitig schwer und schwebend erscheint, spielt mit Begrifflichkeiten wie Leistung, Zusammenarbeit, Gefahr und Leichtigkeit und bleibt dabei offen in ihrer Interpretation. Das große Gewicht, hochgehalten von dürren Hochsprungständern kann als Erfolg, aber auch als Bedrohung gesehen werden. Auf diese Weise knüpft es an die Geschichte von Gretel Bergmann an.

Die dritte Arbeit findet sich am Boden. Die Namensgeberin der Schule tritt durch die Umsetzung von circa 150 Pflastersteinen des Vorderhofs subtil in Erscheinung. Die zufällig wirkende Streuung heller und dunklerer Steine vor der Schule formt Buchstaben, die Steine bleiben jedoch in ihrem Verlegemuster großflächig. Subtil wird damit ihr Name geehrt und zum Teil der Plattform, die bewusst als Ebene beschritten werden kann, um zur Schule zu gelangen.

Unterstützt wurde die Realisierung des Kunstwerks aus Mitteln der Stadt Nürnberg, der wbg 2000 Stiftung sowie der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg. Ein weiterer Beitrag kommt von der Elternpflegschaft, die auch Initiatorin des Projekts ist. Für die Realisierung standen 60 000 Euro zur Verfügung.    maj

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