Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 209 / 27.02.2015

Gewerbeflächengutachten: Wirtschaft braucht 80 Hektar bis 2025

Das vom Wirtschaftsreferat beauftragte Gutachten zur „Gewerbeflächenentwicklung Nürnberg 2025“, das von der HWWI Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut gGmbH und der Georg Consulting erstellt wurde, liegt vor. Aufgabe der Gutachter war es, den Bedarf an Gewerbeflächen bis 2025 zu prognostizieren und mit dem vorhandenen Angebot abzugleichen. Auf der Basis des Gutachtens soll in den nächsten Monaten ein Gewerbeflächen-Entwicklungsprogramm zur bedarfs- und zeitgerechten Flächenmobilisierung erarbeitet werden.

Dr. Michael Fraas, Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, sagt hierzu: „Ein bedarfsgerechtes Angebot an Gewerbeflächen, die zudem zeitgerecht zur Verfügung stehen, ist unverzichtbare Basis für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt. Nur so können wir Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuereinnahmen sichern.“

Zentrale Aussagen des Gutachtens sind:

Rein rechnerisch sind genügend Flächenpotenziale vorhanden. Achim Georg, Inhaber von Georg Consulting und einer der Autoren des Gutachtens, schränkt aber ein: „Nur 27 Prozent des Flächenpotentials sind aktuell auch verfügbar. Der große übrige Teil ist noch nicht baureif oder unterliegt zahlreichen Restriktionen. Es muss daher primär darum gehen, die Potentiale vorausschauend und bedarfsgerecht zu mobilisieren.“

Aufbauend auf einer Prognose der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Entwicklung der einzelnen Branchen und der Trends ermittelt das Gutachten einen Bedarf aller Branchen – mit Ausnahme großflächiger Logistik – an unbebauten Gewerbeflächen bis zum Jahr 2025 von 80 Hektar.

Im Dienstleistungssektor werden bis 2025 die stärksten Wachstumsraten der Bruttowertschöpfung erwartet. Auch die Erwerbstätigkeit wird hier am stärksten zunehmen. Für die Wirtschaftskraft der Stadt und auch den Flächenbedarf bleibt die Industrie allerdings von zentraler Bedeutung. Daher betont Dr. Michael Fraas: „Eine moderne, digitale und wissensintensive Wirtschaft lebt von der Industrie. Ein Großteil des Dienstleistungssektors ist mit der Industrie auf das Engste verflochten. Unser Wohlstand hängt maßgeblich von starken industriellen Kernen ab.“

Auch wenn im verarbeitenden Gewerbe die Beschäftigtenzahl abnimmt, steigt die Wertschöpfung weiterhin. Das Gutachten prognostiziert für die Industrie die größte Produktivitätssteigerung. Diese wird sich treibend auf die Gewerbeflächennachfrage auswirken. Achim Georg erklärt: „Im bundesweiten Trend hat sich die Gewerbeflächennachfrage tendenziell von der Beschäftigtenentwicklung abkoppelt. Daher dürfen von sinkenden Beschäftigtenzahlen in gewissen Branchen keine vorschnellen Schlüsse für den Flächenbedarf gezogen werden.“

Der Anteil der Beschäftigten in den wissensintensiven Bereichen ist in Nürnberg mit 39,3 Prozent überdurchschnittlich hoch (Deutschland: 32,7 Prozent). Vor allem in der wissensintensiven Industrie ist die Beschäftigung besonders stark gewachsen. Dr. Michael Fraas: „Der Trend zu wissensintensiven Branchen ist ein klares Signal für den High-Tech-Standort Nürnberg. Das erfordert ein entsprechendes Angebot an höherwertigen Gewerbegebieten.“

Den Gutachtern zufolge entfallen allerdings auch mehr als ein Drittel des künftigen Bedarfs auf Handwerk, Kleingewerbe und einfache Produktion, so dass ein entsprechender Anteil an einfachen und kostengünstigen Gewerbeflächen, zum Teil in kleineren Einheiten, bereit gestellt werden muss. Dazu Dr. Michael Fraas: „Handwerk und mittelständisches Gewerbe sind Eckpfeiler unserer Wirtschaftstruktur. Für sie müssen wir Entwicklungsspielraum sichern.“

Für die Großlogistik, die in dem oben erwähnten Gesamtbedarf von 80 Hektar nicht enthalten ist, enthält das Gutachten eine gesonderte Modellrechnung. Bei einer Fortschreibung der Marktentwicklung der vergangenen Jahre errechnet sich ein zusätzlicher Bedarf für Logistikflächen von circa 78 Hektar. Hierzu sagt Achim Georg: „In welchem Umfang die Flächennachfrage der Logistik bedient werden soll, ist eine standortpolitische Entscheidung.“ Dr. Michael Fraas hält hierzu fest: „Es geht beim Logistiksektor nicht um das ‚Ob‘. Denn ein Industriestandort ist auf eine leistungsfähige und intelligente Logistik angewiesen. Logistik ist in vielen Bereichen tief in die Wertschöpfungskette integriert. Es geht folglich um das ‚Wie‘ und vor allem darum, welche Logistik wir hier brauchen.“

Zu dem Gewerbeflächenentwicklungsprogramm, das in den kommenden Monaten auf Basis des Gutachtens erarbeitet werden soll, sagt Dr. Michael Fraas: „Wir müssen dabei auch die Nutzungskonkurrenzen zwischen Gewerbe, Wohnen und Grün vernünftig aufeinander abstimmen und in Einklang bringen. Die Flächen in unserer Stadt sind nicht unbegrenzt, aber auch Gewerbe und Industrie gehören zu einer Stadt.“

Das Gutachten wird am 12. März 2015 in einer gemeinsamen Sitzung des Stadtplanungsausschusses und des Ausschusses für Recht, Wirtschaft und Arbeit des Stadtrats von Professor Dr. Michael Bräuninger (HWWI) und Achim Georg (Georg Consulting) den Stadträten vorgestellt. Es ist im Internet ab sofort abrufbar unter: www.wirtschaft.nuernberg.de. broe

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