Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 221 / 04.03.2015

Frauenbeauftragte weiterhin notwendig

Seit mehr als 100 Jahren wird der Internationale Frauentag am 8. März genutzt, um auf den Kampf für noch uneingelöste Frauenrechte aufmerksam zu machen. Auch wenn die Gleichberechtigungsnorm im Grundgesetz die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern längst vorschreibt, weist das Geschlechterverhältnis immer noch eine deutliche Schlagseite zu Ungunsten von Frauen auf. „Vor allem die strukturelle Benachteiligung von Frauen in wesentlichen Bereichen unserer Gesellschaft ist nach wie vor augenfällig“, diagnostiziert die Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, Eva Löhner. „Nach wie vor gibt es beispielsweise deutliche Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich unter anderem auch auf die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Betroffenheit von Altersarmut auswirken. Daher gehören etwa die sogenannten ‚Minijobs‘, die vor allem von Frauen ausgeübt werden, längst wieder abgeschafft.“

Immerhin habe die derzeitige Regierung den längst fälligen Mindestlohn eingeführt und nach langem Hickhack sei endlich ein Geschlechter-„Quötchen“ für Aufsichtsräte beschlossen: „Zwei kleine Schritte auch in Richtung von mehr Geschlechtergerechtigkeit im Arbeitsleben“, so Eva Löhner. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt problematisch angesichts von rigiden Verfügbarkeitserfordernissen und Karrieremustern im Erwerbssystem, die sich mit den privaten Lebensplanungen zu biografischen ‚Rushhours‘ verdichten – zunehmend mehr auch für Männer, die sich als aktive Väter partnerschaftlich an der Reproduktionsarbeit beteiligen und nicht nur ihrer Rolle als Familienernährer gerecht werden wollen.“

Ein großes gesellschaftliches Problem sei nach wie vor die körperliche und psychische Gewalt in Paarbeziehungen. „Ein Opferwettbewerb, den derzeit einige betroffene Männer anzetteln und dabei bizarre Verschwörungstheorien von einer feministischen Unterwanderung unserer Gesellschaft vor allem in Kindergärten und Schulen sowie in der Justiz verbreiten, ist kontraproduktiv und rückwärtsgewandt“, sagt die Frauenbeauftragte.

„Es ist höchste Zeit, dass wir die andere Seite des Geschlechterverhältnisses kritisch unter die Lupe nehmen und den Männern auch – wie den Frauen – ein Geschlecht zuweisen. Dann können wir, Männer und Frauen, über die jeweiligen Zumutungen und Verhinderungen der Geschlechtsrollen auf Augenhöhe verhandeln, uns gemeinsam von den Stereotypen emanzipieren und die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Dafür braucht es ein Frauenbüro mit langjähriger Praxis, dem Wissen um gesellschaftliche Konstruktionen von Geschlecht und mit Gender-Kompetenz“, erklärt Eva Löhner. alf

Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag und weitere Informationen

Stadt Nürnberg

Amt für Kommunikation und Stadtmarketing

Leitung:
Andreas Franke

Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de