Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 346 / 06.04.2017

Wanderausstellung zur Prävention von Essstörungen

Wegen des großen Interesses zeigt das Gesundheitsamt erneut eine Wanderausstellung, die helfen soll, Essstörungen zu vermeiden. „Bitte nicht füttern, denn ich habe Hunger nach Nähe, Liebe, Leben...“ heißt es provokativ in der Wanderausstellung zur Prävention von Essstörungen „Der Klang meines Körpers“, die von Dienstag, 2., bis Donnerstag, 18. Mai 2017, im Gesundheitsamt Nürnberg, Burgstraße 4, 2. Stock, Zimmer 204 (Gesundheitsstudio), zu sehen ist.


Interaktive Führungen für Schulklassen und Jugendgruppen

Von Dienstag, 2., bis Freitag, 12. Mai 2017, bieten Fachkräfte aus den Institutionen des Arbeitskreises „Klang meines Körpers“ den Nürnberger Schulklassen und Jugendgruppen ab der 7. Jahrgangsstufe vormittags zweistündige Führungen an. In dieser Zeit können sich die Jugendlichen interaktiv mit dem Thema Essstörungen und den Portraits der Betroffenen auseinandersetzen. Es gibt noch einzelne freie Termine.


Öffnungszeiten für interessiertes Publikum

Die Ausstellung ist nur von Montag bis Donnerstag, 15. bis 18. Mai 2017, von 12 bis 17 Uhr für das interessierte Publikum geöffnet. Während dieser Zeit steht den Besucherinnen und Besucher eine Fachkraft des Arbeitskreises „Klang meines Körpers“ als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Am Dienstag, 16. Mai 2017, wird ab 18 Uhr eine Gesprächsrunde zum Thema Essstörungen mit Fachleuten aus den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizin und Sozialpädagogik angeboten. Das Gesundheitsamt lädt Betroffene, Angehörige und Interessierte zu einem Erfahrungs- und Wissensaustausch ein. Dadurch soll ein Perspektivwechsel und ein besseres gegenseitiges Verstehen gelingen. Ein Büchertisch und Infomaterialien ergänzen das Angebot. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.

Ansprechpartnerin des Arbeitskreises Essstörungen in Nürnberg zur Organisation der kostenlosen Führungen und Öffnungszeiten ist Heike Stuckstedte, Gesundheitsamt Nürnberg, Telefon 09 11 / 2 31-38 67, E-Mail Heike.Stuckstedte@stadt.nuernberg.de.


Hintergrund der Ausstellung

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Essstörungen in der bayerischen Bevölkerung um mehr als 20 Prozent gestiegen. Konkret verzeichnete im Jahr 2014 das Bayerische Landesamt für Statistik 2 278 stationäre Behandlungen infolge von Essstörungen bei Betroffenen in Bayern. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs, da viele Fälle ambulant versorgt werden. Außerdem gibt es eine große Zahl junger Menschen, die zwar Symptome eines gestörten Essverhaltens zeigen, aber noch nicht krank sind. Auf diese besorgniserregende Entwicklung hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml bereits im vergangenen Jahr hingewiesen.

Etwa jeder fünfte junge Mensch – davon 90 bis 95 Prozent Mädchen und Frauen – leidet unter Symptomen einer Essstörung, zu denen unter anderem die Magersucht, die Esssucht („Binge-Eating-Disorder“), sowie die Ess-Brechsucht (Bulimie) gerechnet werden. Essstörungen treten hauptsächlich in den westlichen Industrieländern auf, dort, wo Nahrungsüberfluss herrscht, die Gesellschaft stark konsumorientiert ist und ein funktionalistisches, entpersonalisiertes Körperbild vorherrscht. Gleichzeitig sind Essstörungen fast immer mit einer ausgeprägten Identitäts- und Selbstwertproblematik verbunden. Es muss also gesellschaftliche Strukturbedingungen geben, die junge Menschen dazu veranlassen, Essstörungen in Zusammenhang mit der Suche nach Identität zu entwickeln.

Dass auch der Medienkonsum oftmals eine wichtige Rolle spielt, zu diesem Ergebnis ist die Studie „Fernsehsendungen im Kontext von Essstörungen“ des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und des Bundesverbands für Essstörungen e.V. (BFE) gekommen. Insbesondere die auch aktuell zu sehenden Serienformate „Deutschland sucht den Superstar“, „Bachelor“ und allem voran „Germany‘s Next Topmodel“ finden hierbei Erwähnung. „Für die meisten Zuschauerinnen ist es ‚nur‘ frustrierend und beeinflusst ihr Selbstvertrauen, dass sie der vorgegebenen Norm nicht genügen. Für andere kann dieser Gedanke und der Wille sich zu ändern, zu schweren und langwierigen Krankheiten führen: Essstörungen, wie Magersucht und Bulimie.“

Die Ausstellung „Der Klang meines Körpers“ will informieren, aufklären, Wege der Prävention deutlich machen und konkrete Hilfsangebote für Betroffene aufzeigen. Mithilfe verschiedener kreativer Medien können die Jugendlichen sehen, hören und gestalten und erhalten dadurch die Möglichkeit, sich aktiv mit der Problematik auseinander zu setzen.

Die Institutionen im Arbeitskreis „Klang meines Körpers“ in Nürnberg, dem neben dem Gesundheitsamt, Gesundheitsförderung, unter anderem auch das Jugendamt, Präventive Jugendhilfe, Fachberatung für Frauen mit Essstörungen dick und dünn e.V., das Frauen- und Mädchengesundheitszentrum und die AOK-Ernährungsberatung angehören, haben die interaktive Wanderausstellung in das Gesundheitsamt Nürnberg geholt, um der Zunahme von Essstörungen zu begegnen, Aufklärung zu betreiben, Wissen zu vermitteln und Hilfen anzubieten.
 

Die Themen der Ausstellung

Fünf junge, von Essstörungen betroffene Frauen haben die Ausstellung gemeinsam mit der Musiktherapeutin Stefanie Lahusen in Bamberg entwickelt. Ihr Bedürfnis war es, neue Wege bei der Darstellung des Themas Essstörungen zu gehen. Der Blick richtet sich auf Menschen voller schöpferischem Potenzial und Lebenshunger. Deshalb zeigt die Ausstellung nur in einem äußeren Kreis allgemeine Informationen zu Essstörungen. In einem zweiten inneren Kreis erhält man einen sehr persönlichen Einblick in die Welt der Betroffenen. Mit selbst geschriebenen Texten, Bildern und ausgewählten Songs erzählen die Mädchen von ihrem Leben, ihren Wünschen und Sehnsüchten. Jede von ihnen hat auch eine „Schatzkiste“ entworfen mit ihrem ganz persönlichen Weg aus der Essstörung. Das Symbol der Schatzkiste spricht für sich: Öffnet man diese, entdeckt man die eigenen Stärken und Talente. Die Ausstellung wurde im Jahr 2014 um das Portrait eines jungen Mannes ergänzt. Nahezu jeder zehnte an Essstörungen erkrankte Mensch ist ein Mann. Anders als bei Mädchen, empfinden sich Jungen in der Pubertät häufig als zu dünn und schwächlich und damit als unattraktiv und unmännlich. Mit Muskelaufbau und extremem Sport sowie der Einnahme von Energieriegeln und Eiweißprodukten versuchen sie dem Bild eines „Idealkörpers“ näher zu kommen. David gibt mit seinem gestalteten Bild und seinen Texten einen Einblick in die ganz persönliche Geschichte „seiner“ Essstörung. Er zeigt uns mit Musik und den in einer Tonne befindlichen Lösungsworte seinen Weg aus der Essstörung.

Die Ausstellung wird vom Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur Verfügung gestellt. let

 

Stadt Nürnberg

Amt für Kommunikation und Stadtmarketing

Leitung:
Andreas Franke

Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de