Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 557 / 31.05.2017

Studie für dauerhaft frische Luft in Nürnberg

Studie entwickelt drei Szenarien zur Luftverbesserung in Nürnberg
Erstes weltweites Pilotprojekt in Nürnberg

Im Rahmen des Deutschen Städtetags 2017 in Nürnberg veröffentlicht die Stadt Nürnberg gemeinsam mit Siemens die Ergebnisse der zwölfmonatigen Studie „Nürnberg nachhaltig mobil“. Die Studie auf Basis des Siemens City Performance Tool - Air (CyPT-Air) zeigt Strategien auf, mit denen Nürnberg die Luftschadstoffe und Treibhausgase nachhaltig senken könnte. Die hierin entwickelten drei Szenarien ermöglichen einen Vergleich kurzfristiger und langfristiger Maßnahmen und schaffen die Grundlagen für die Luftreinehalteplanung und Klimaplanung.

Nürnberg bietet seinen Bürgern und Besuchern eine Lebensqualität von internationalem Rang und ist beim Mercer „Quality of Life Ranking“ unter den Top 25 geführt. Nürnberg ist Pilotstadt für viele Maßnahmen mit dem Ziel, Luftschadstoffe und Treibhausgase zu reduzieren. Obwohl die Kommune die Grenzwerte für Luftschadstoffe, insbesondere Feinstaub, einhält, werden die für Stickstoff (NO2) an einer Messstelle der Stadt überschritten. Daher arbeitet die Stadt an einem Maßnahmenkatalog zur Verbesserungen der Luftqualität. Vor diesem Hintergrund hat Siemens mit Nürnberg sein bereits in 40 Städten eingesetztes City Performance Tool auf Strategien zur Luftreinehaltung (CyPT-Air) spezifiziert und als weltweiten Pilot mit der Stadt in einem ganzheitlichen, vielschichtigen Indikator-Ansatz Maßnahmenbündel erarbeitet. Diese ermöglichen mittel- bis langfristige Steigerungen der Luftqualität in signifikantem Umfang, ohne Treibhausgas- oder Komfort-Ziele zu kompromittieren.

Die Maßnahmen reichen von Pull- über Push-Effekte zur modalen Verlagerung über Elektrifizierung von Fahrzeugflotten bis hin zu Effizienzsteigerungen über Verkehrssteuerung und -lenkung. „Die wirklich gute Nachricht ist, dass sich Stickoxide stärker und schneller durch Maßnahmen reduzieren lassen als andere Luftschadstoffe oder Treibhausgase“, sagt Dr. Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt Nürnberg. In jeder der drei Szenarien der Studie lassen sich Maßnahmen finden, die Emissionen effektiv und spürbar senken können.

Drei Szenarien sind in einem Workshop mit Entscheidungsträgern unterschiedlicher städtischer Dienststellen und lokaler Infrastrukturbetreibern auf Basis von Maßnahmenbewertungen des CyPT-Air erarbeitet worden.

Das erste Szenario „Intelligent E-Mobil“ setzt auf kurz- bis mittelfristig umsetzbare Maßnahmen und verfolgt damit das Ziel, im Jahr 2020 die Stickoxidemissionen signifikant zu reduzieren. Hier wird auf eine starke Reduktion des Individualverkehrs und eine weitgehende Elektrifizierung und Erneuerung der Pkw- und Bus-Flotten gesetzt. Schlüssel zur erfolgreichen Verlagerung auf emissionsarme Verkehrsträger ist, dass neben Pull-Effekten wie dem Bau neuer Fahrradschnellstrecken auch Hebel wie das City-Tolling genutzt werden, die einen Push-Effekt erzeugen. Diese sorgt in Summe für eine Reduktion des Individualverkehrs von über 25 Prozent.

Das zweite Szenario „Autofrei – Spaß dabei“ hat zum Ziel, bis 2025 die jährlichen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Es setzt hierzu auf einen breiten Mix an Maßnahmen, um den ÖPNV und Radverkehr attraktiver zu machen und Verkehr auf die Schiene oder das Fahrrad zu verlagern. Im hier betrachteten Jahr 2025 zeigen auch die langfristig angesetzten Maßnahmen, wie der Ausbau des U-Bahn- und Straßenbahnnetzes, ihre Wirkung. Verstärkend wirken hier das City-Tolling und der sehr ambitionierte Ausbau des eCar-Sharing. Der Ausbau der Fahrradinfrastruktur oder des E-Ticketing für ÖPNV tun ihr Übriges, um den Einsatz eines eigenen Pkw möglichst unattraktiv zu machen.

Das dritte Szenario „Lebenswerte Stadt 2025“ soll das Verkehrssystem über viele Verkehrsmanagementmaßnahmen und Infrastrukturerweiterungen bis 2025 reformieren und ein komfortables, effizientes Gesamtverkehrssystem schaffen. Das Szenario verzichtet bewusst auf City-Tolling und setzt auf Maßnahmen wie die Preissenkung des ÖPNV-Jahrestickets auf 365 Euro pro Jahr. Ein ausgeweitetes Angebot an Sharing-Konzepten, E-Ticketing und der Aufbau eines Fahrradschnellwegenetzes machen den Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsträger attraktiver, zwingen aber niemanden durch Push-Effekte zum Umstieg. Neben der Verkürzung von Zugfolgezeiten wirkt der Ausbau des U-Bahn-Systems und der Tram auch schon im Jahr 2025 emissionsmindernd.

„Als globaler Infrastrukturanbieter mit einem breiten Portfolio unterstützt Siemens in der Fragestellung, wie das zunehmende Wachstum in Städten nachhaltig gelöst werden kann“, sagt Klaus Heidinger, Leiter City IT Systems im globalen Siemens-Kompetenzzentrum für Städte in London. „Unser CyPT-Air kann Städte in der Ausarbeitung einer Strategie und konkreten Infrastrukturmassen für einen Luftqualitätsplan unterstützen und Lösungen zur Einhaltung der ambitionierten Ziele der Treibhausgasemissionen aufzeigen. Ziel ist es, nachhaltige Stadtentwicklung mit zugleich hoher Lebensqualität und Wachstum zu ermöglichen.” Das City Performance Tool – Air ist ein parametrisiertes Modell, das mehr als 40 Maßnahmen und Technologien aus dem Bereich Verkehr untersucht, berechnet und bilanziert. Es beurteilt, welche Technologien in welchem Einsatzgrad das Verkehrsaufkommen senken, die Verkehrsmittelwahl beeinflussen und die Effizienz steigern und damit die Emissionen reduzieren können. alf

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