Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 889 / 08.09.2017

Wirtschaftsreferat präsentiert Fachkräfte-Monitoring

Das Wirtschaftsreferat stellt Ergebnisse eines Fachkräfte-Monitorings vor. Mit rund 27 000 Arbeitsplätzen in der Informations- und Kommunikationswirtschaft (IuK), 22 000 Arbeitsplätzen in der Logistik, 18 000 Arbeitsplätzen in der Verkehrstechnik und 16 500 Arbeitsplätzen im Bereich Energie und Umwelt‎ besteht in vier technologieorientierten Wachstumsbranchen in Nürnberg ein großer Arbeitsmarkt mit stetigem Bedarf an neuen Fachkräften. Für diese Branchen hat die in Dortmund ansässige „START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH“ im Auftrag des Wirtschaftsreferats ein Fachkräfte-Monitoring erstellt. Die Studie liegt nun vor. Sie stellt auf empirischer Grundlage eine zentrale Datenquelle zur Einschätzung der Fachkräftesituation dar, bildet die Wissensgrundlage für bedarfsgerechte Maßnahmen seitens der Stadt und gibt entsprechende Handlungsempfehlungen.

Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas sagt hierzu: „Mit 300 348 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen hat die Beschäftigung in Nürnberg einen Spitzenwert erreicht. Besonders die Innovationskraft der Nürnberger Unternehmen in den technologieorientierten Wachstumsbranchen ist der Motor dieser Entwicklung. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Kammern, Cluster-Initiativen und Verbänden müssen wir sicherstellen, dass diese Branchen auch in Zukunft genügend Fachkräfte haben. Denn der Wettbewerb um Talente verschärft sich.“

Kernstück der Studie bildet eine Befragung bei 571 Unternehmen der vier oben genannten Branchen auf Ebene des Managements. Daneben waren Expertinnen und Experten der Nürnberger Initiative für die Informations- und Kommunikationswirtschaft NIK e.V., des Center for Transportation & Logistics Neuer Adler e.V., der ENERGIEregion Nürnberg e.V., der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit Interviews in die Untersuchung eingebunden.

Dirk Daniels, Geschäftsführer der „START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH“ sagt hierzu: „Es freut mich, dass wir auch in dieser Studie eine optimale Aussagequalität durch hohe Ausschöpfungsquoten in der quantitativen Befragung von über 80 Prozent durch den bewährten Start-Methodenmix mit Online-, Telefon- und Faxinterview erzielen konnten.“‎

Aus den umfangreichen Analysen der Studie lassen sich folgende Ergebnisse zusammenfassen:

- Der Fachkräfteanteil ist in allen untersuchten Branchen hoch. Am höchsten ist er in der Informations- und Kommunikationswirtschaft mit 96 Prozent, gefolgt von der Verkehrstechnik mit 83 Prozent. Im Bereich Energie und Umwelt beträgt er 76 Prozent und in der Logistik 70 Prozent. Definitionsmerkmal einer Fachkraft ist eine akademische oder andere anerkannte, mindestens zweijährige abgeschlossene Berufsausbildung.

- Die meisten offenen Stellen existieren derzeit in der Verkehrstechnik. Dort sucht mehr als jedes zweite der befragten Unternehmen Personal. In den übrigen Branchen ist rund ein Drittel der Unternehmen auf der Suche.

- Größte Herausforderung bei der Stellenbesetzung sind über alle untersuchten Branchen hinweg fehlende Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber, aber auch insgesamt eine zu geringe Anzahl eingehender Bewerbungen.

- Die Mehrzahl der befragten Unternehmen rekrutiert ihre Beschäftigten aus dem regionalen Umfeld. IT- und Verkehrstechnik-Unternehmen dehnen ihre Suche auch häufiger auf ganz Bayern und Deutschland aus. Bevorzugtes Medium im Suchprozess ist das Internet. Soziale Netzwerke spielen nahezu ausschließlich bei IT-Unternehmen eine Rolle.

- Die Nürnberger Unternehmen der untersuchten Branchen sind stark abhängig von Fachkräften, für die bundesweit Engpässe gelten. Hierzu zählen unter anderem Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, Informatiker, Softwareentwickler, aber auch Fachkräfte aus den Bereichen Mechatronik, Elektronik, Automatisierungstechnik und Energietechnik.

- Die Unternehmen ergreifen bereits Maßnahmen zur Fachkräftesicherung insbesondere durch Mitarbeiterbindung. Hierauf setzt fast jedes zweite IT-Unternehmen. Monetäre Anreize stehen dabei weit vorne auf der Maßnahmenliste. Optimierungspotenzial besteht über alle Branchen hinweg bei der Bildung einer starken Arbeitgebermarke (Employer Branding), die auch für kleinere Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil im Rekrutierungsprozess darstellen kann.

Die Studie gibt der Stadt Nürnberg im wesentlichen folgende Handlungsempfehlungen im Bereich der Fachkräftesicherung:‎

  • mehr Sichtbarkeit für kleine und mittlere Unternehmen schaffen,
  • Rekrutierung aus der Hochschule durch engere Vernetzung fördern,
  • Ausbildungsnachwuchs stärken,
  • Standortmarketing als Gemeinschaftsaufgabe begreifen.

Die Studie bestätigt den eingeschlagenen Weg bei der Fachkräftesicherung. Wir werden die empfohlenen Maßnahmen aufgreifen, die vorhandenen Angebote schärfen, ergänzen und zusammen mit den Kooperationspartnern weiter ausbauen. Auch bin ich davon überzeugt, dass viele der in der Studie gewonnenen Erkenntnisse zu den kleinen und mittleren Unternehmen auch auf andere Branchen und das Handwerk übertragbar sind“, sagt Wirtschaftsreferent Dr. Fraas.

Unter Federführung des Wirtschaftsreferats wurde im Jahr 2015 eine kommunale Fachkräftestrategie mit vier Handlungsfeldern entwickelt: Schulischer Bereich und Berufliche Bildung, ungenutzte Potenziale, Optionen für Arbeitgeber sowie Standortmarketing und Willkommensservice. 

Auf Basis dieser Strategie unterstützt das Wirtschaftsreferat Unternehmen aktiv bei der Sicherung der Fachkräftebasis. Hierzu wurden Willkommensangebote, wie der Leitfaden „Willkommen in Nürnberg – Informationen für Fachkräfte aus dem Ausland“ oder die zur Werbung von Fachkräften bestimmte Initiative „Hi Potential“ entwickelt. Mit der Schirmherrschaft für die 2014 in Nürnberg gestartete „Azubi-Akademie“ wird die Nachwuchssicherung mittelständischer Unternehmen unterstützt. Auf Ebene der Metropolregion Nürnberg werden die Aktivitäten in der „Allianz pro Fachkräfte“ gebündelt, in der das Wirtschaftsreferat als Netzwerkpartner mitwirkt. Der Anwerbung von Fachkräften dient auch die im letzten Jahr gestartete Imagekampagne der Metropolregion, an der sich Unternehmen und Gebietskörperschaften, darunter die Stadt Nürnberg, beteiligen.

Die Studie „Fachkräftemonitoring in technologieorientierten Nürnberger Wachstumsbranchen“ ist im Internet abrufbar unter: https://www.nuernberg.de/internet/wirtschaft/fachkraefte.html.    let

 

 

 

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