Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1258 / 16.12.2020

Bürgerumfrage „Leben in Nürnberg 2020“ – Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert hat

Seit bald einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie das öffentliche Leben. Sie hat die Gesellschaft insgesamt in einen Ausnahmezustand versetzt, dessen Dauer und Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche nicht absehbar waren. Vor diesem Hintergrund hat das Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth zwischen Ende September und Ende November 2020 eine Bürgerbefragung durchgeführt und untersucht, wie die Corona-Pandemie das Leben verändert hat. 4 275 Nürnbergerinnen und Nürnberger haben schriftlich oder online teilgenommen. Sie gaben darüber Auskunft, wie sich die Pandemie auf ihren Alltag und ihr Arbeitsleben, Kinderbetreuung und Hausunterricht ausgewirkt hat. Zudem wurden Meinungen zu den politischen Maßnahmen sowie den Sorgen und Wünschen der Menschen erfragt. Die wichtigsten Ergebnisse sind im Folgenden kurz zusammengefasst.

Permanente Unsicherheit, Angst vor einer Ansteckung, Social Distancing und berufliche Sorgen: Ein Drittel der Nürnbergerinnen und Nürnberger gab an, sich von der Krise psychisch belastet zu fühlen. Ein weiteres Drittel stimmt dem teilweise zu. Frauen fühlen sich dabei häufiger unter psychischem Druck als Männer. Die permanente Mehrfachbelastung von Kinderbetreuung, Hausunterricht und Beruf führt dazu, dass Familien häufiger als der Durchschnitt eine große psychische Belastung empfinden. Besonders schlimm ist die Lage für Alleinerziehende: 50 Prozent fühlen sich psychisch belastet. Auch Altersunterschiede sind zu beobachten. Jüngere Menschen beeinflusst die Krise häufiger in ihrem Wohlbefinden als Menschen ab 65 Jahren.

Eingeschränkt fühlten sich die Nürnbergerinnen und Nürnberger am häufigsten durch die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. 90 Prozent der Befragten gaben an, sich in ihrem Leben durch die Kontaktbeschränkungen stark oder etwas eingeschränkt zu fühlen. An zweiter Stelle stehen die Ausgangsbeschränkungen, die von 83 Prozent als stark oder etwas einschränkend empfunden wurden. Es folgen die fehlenden Freizeit- und Kulturangebote (76 Prozent), die Schließung von Gastronomie und Hotellerie (71 Prozent), die Hygienemaßnahmen (64 Prozent), die Schließung des Einzelhandels (62 Prozent) sowie die begrenzten Sportmöglichkeiten (58 Prozent). Familien fühlten sich durch die Maßnahmen überdurchschnittlich häufig stark oder etwas eingeschränkt. Ein weiterer Unterschied existiert je nach Lebensphase. Im Gegensatz zu den jüngeren, mobilen Bevölkerungsgruppen scheint sich der Alltag der meisten Seniorinnen und Senioren durch die Pandemie kaum verändert zu haben – oder zumindest werden die Maßnahmen als nicht so einschränkend empfunden.

Die Corona-Pandemie hat bis jetzt auch noch einen deutlichen Einfluss auf die berufliche Situation der Menschen. Lediglich 28 Prozent der Befragten gab an, dass die Auswirkungen der Pandemie im Frühjahr keinen Einfluss auf ihr Arbeitsleben hatte. 25 Prozent berichten, dass sie im Homeoffice gearbeitet haben, 13 Prozent waren in Kurzarbeit oder selbstständig mit reduzierter Arbeit tätig, für jeden Zehnten sind Aufträge oder Projekte weggefallen. Mittlerweile geben gut ein Drittel der Befragten an, dass die Pandemie keinen Einfluss mehr auf ihr Berufsleben hat. Auch die Heimarbeit und die Kurzarbeit sind zurückgegangen.

Auch die Schließung von Schulen und Kindertagessstätten hat, zumal für berufstätige Männer und Frauen, zu einer weiteren Belastungsprobe geführt. Die Befragungsergebnisse zeigen jedoch deutlich, dass zumeist die Frauen die doppelte Belastung der Kinderbetreuung und Arbeit übernehmen.

Mit Blick auf den Hausunterricht sticht besonders heraus, dass die große Mehrzahl der Kinder die notwendigen technischen und räumlichen Voraussetzungen hatte, um am sogenannten „Homeschooling“ teilzunehmen. Jedoch nur gut die Hälfte der Befragten gab an, dass es im Haushalt eine Person gäbe, die bei den Aufgaben im Bedarfsfall Unterstützung bieten kann. Grundsätzlich äußerten sich die meisten Eltern tendenziell positiv, was die Umsetzung des Hausunterrichts betraf.

Welche Sorgen bewegen die Menschen während der Pandemie-Zeit, und haben sie sich zu diesen Themen bereits vor der Corona-Pandemie Sorgen gemacht? Am weitesten verbreitet sind Sorgen um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft, über die allgemeine wirtschaftliche Lage und die Gesundheit von Angehörigen und Freunden. Um die eigene Gesundheit sorgt sich die Mehrheit in geringerem Maß. Für eine Minderheit sind soziale Isolation und persönliche Beziehungen, aber auch die finanzielle Situation und Arbeitsplatzunsicherheit mit großen Sorgen verbunden. Die Sorgen sind nicht gleichmäßig in der Bevölkerung verteilt. Ganz allgemein sind die verschiedenartigen Sorgen größer bei Personen, die sich bereits in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befinden.

Die zum Schutz der individuellen Gesundheit in Bayern ergriffenen Maßnahmen, wie etwa Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht, halten drei Viertel der Befragten für genau richtig. Die übrigen in Bayern ergriffenen, also auch in der Stadt Nürnberg geltenden Maßnahmen, werden jeweils von etwa der Hälfte als genau richtig bewertet. Die Schließung von Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens hält ein Viertel für zu weitgehend. Die Maßnahmen zur Verminderung der wirtschaftlichen Schäden und die Kommunikation mit der Bevölkerung wird von einem Viertel als zu gering eingeschätzt.

Praktisch alle an der Bürgerumfrage teilnehmenden Personen bestätigen, dass sie die geltenden Verhaltensregeln einhalten. Dies zeigt einen überragend breiten Konsens über das angemessene persönliche Verhalten auf. Die Corona-Warn-App hat ein Drittel der Befragten heruntergeladen, zwei Drittel nutzen sie nach eigenen Aussagen nicht. Bei der Nutzung der Corona-Warn-App ist eine deutliche Abstufung nach dem Alter der befragten Personen zu erkennen.

Die Corona-Pandemie hat bestehende gesellschaftliche Problemfelder offengelegt. Etwa drei Viertel der befragten Nürnbergerinnen und Nürnberger wünschen sich gesellschaftliche und politische Veränderungen in den Bereichen verantwortungsvolleres Konsumverhalten, gesellschaftlichen Zusammenhalt, bessere Arbeitsbedingungen für systemrelevante Berufe sowie Schule und Bildung. Mehr Umweltschutz und schnellere Digitalisierung wünschen sich zwei Drittel.

In einer offenen Frage konnten weitere Ergänzungen und Anregungen mitgeteilt werden. Die Befragten haben eine sehr differenzierte und fundierte Kritik zur Situation insgesamt, zu den Maßnahmen im Speziellen und zu den Auswirkungen auf ihre alltägliche Situation abgegeben. Besonders am Herzen liegt den Nürnbergerinnen und Nürnbergern eine sensiblere Maßnahmenpolitik mit besserer Prioritätensetzung, bei denen die negativen Effekte auf den Lebensalltag, zum Beispiel von Alleinerziehenden oder Familien, minimiert werden. Hervorgehoben wird die Situation von sozial Schwächeren (Arbeitslose, Künstler etc.) und besonders betroffenen Personengruppen oder Wirtschaftsbereichen (Gastronomie, Gesundheitswesen etc.). Viele wünschen sich aber auch schlicht mehr Kontrolle der Regeln und mehr Verantwortungsbewusstsein ihrer Mitmenschen. tom

Der Bericht ist auf der Internetseite des Amtes für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth zu finden:

https://www.nuernberg.de/internet/statistik/sus_berichte_und_monatszahlen.html

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