Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 273 / 21.03.2022

Ausstellung „101 Jahre (Frauen-)Handball in Nürnberg“

Die Ausstellung „101 Jahre (Frauen-)Handball in Nürnberg“ zeigt die wechselvolle Geschichte des Handballs in Nürnberg. Sie ist zu sehen vom heutigen Montag, 21. März, bis Samstag, 18. Juni 2022, in der Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4, Ausstellungskabinett, Ebene L2. Sie erzählt von der Entstehung der Sportart, vom ersten Handballspiel 1921 in Nürnberg und den Erfolgen der Handballerinnen des 1. FC Nürnberg. Die Grundlage der Ausstellung bilden sieben Bände einer Chronik zum Handball beim 1. FC Nürnberg. Die Ausstellung ist kostenfrei und zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Zentrum zu sehen.

Handball in Nürnberg
1921 trug die Turngemeinde Nürnberg, heute aufgegangen im Tuspo Nürnberg, gegen den Männer-Turnverein Nürnberg, heute ATV Nürnberg, das erste Handballspiel der Stadt aus. Im Herbst 1921 beteiligten sich auch erstmals zwei beim 1. FC Nürnberg aufgestellte Mannschaften an den Spielen. Damals warb Otto Stein, Leiter des früheren Stadtamts für Leibesübungen, bei den Leichtathleten für den Handball als Ausgleichssport. Gleichzeitig sorgte er für die Einführung eines Meisterschaftssystems an den Schulen und etablierte unter anderem Handball als Jugendschulsport. 1926 existierten in der Handball-Abteilung des 1. FC Nürnberg bereits sieben Männer- und Jugendmannschaften, 1927 wurde die erste Frauenmannschaft gegründet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Frauenteam um Lydia Bauer, Elsbeth Härtle oder Gerda Reitwießner „Prunkstück“ der Abteilung. Den Spielerinnen gelang, was dem Nürnberger Herrenhandball bisher versagt blieb: der Anschluss an den Spitzensport mit mehrfacher Erringung der Deutschen Meisterschaft. Dreimal in Folge, 1963, 1964 und 1965, gewannen sie den Titel der deutschen Meisterschaften auf dem Großfeld. Ebenso gewannen sie 1968 den „Grand Slam“ des Handballs mit dem Meistertitel auf dem Großfeld sowie 1969 auf dem neu eingeführten Kleinfeld und in der Halle. Am 1. Oktober 1972 erhielten die sogenannten „Handball-Muttis“ das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. Nach einem finanziellen und sportlichen Absturz erfolgte 1995 die Gründung eines eigenständigen Handballvereins unter dem Dach des 1. FC Nürnberg.

Der als Flaggschiff des neuen Vereins gezielt geförderten Frauenmannschaft gelang zwischen 1998 und 2002 der Durchmarsch von der Landes- in die Bundesliga mit 91 Spielen ohne Niederlage. In der Bundesliga feierten die „Handball-Ballerinas“ um Corina Christenau, Kathrin Blacha, Silvia Harlander, Agnieszka Tobiasz, Stephanie Ofenböck und Barbara Strass etliche Siege. Sie wurden 2005, 2007 und 2008 Deutscher Meister, gewannen 2004 und 2005 den Pokal des Deutschen Handballbundes (DHB) sowie 2004 den Pokal der Europäischen Handballföderation (EHF). Nach der Insolvenz 2009 gründete sich der Verein unter dem Namen 1. FCN Handball 2009 e.V. neu.

Die Handballchronik des 1. FC Nürnberg
Die Grundlage der Ausstellung bilden sieben Bände einer Chronik zum Handball beim 1. FC Nürnberg, die der Stadtbibliothek im Bildungscampus 2013 übergeben wurden. Sie dokumentiert die Geschichte einer Sportart von ihren Anfängen 1921 bis zum Jahr 2009: Chronologisch geordnete Ausschnitte aus Vereinszeitungen, Clubmagazinen, Flyern und Jubiläumsschriften ergänzen aus Zeitungen ausgeschnittene Berichterstattungen von Einzelspielen sowie Aufsätze aus Fachzeitschriften. Zur Vollständigkeit, mit der die Druckmedien kontinuierlich ausgewertet wurden, kommen handschriftliche Kommentare und zahllose Fotografien. Es entstand so ein einmaliges und umfassendes Dokument zur Geschichte des Handballs in einem Verein, das gleichzeitig in Originalton und Originalbildern Einblicke in Sport- und Lokalgeschichte des 20. Jahrhunderts bietet.

1924 begann der Spieler Karl Schenk mit Unterstützung von Gottlieb Lindner die Geschichte des Handballs im Verein 1. FC Nürnberg zu dokumentieren. Er blickte zurück auf die ersten drei Jahre des Bestehens und führte dann kontinuierlich Buch über Privat- und Verbandsspiele sowie gesellige Höhepunkte. Dazu zählte anfangs der alljährliche Apachen- oder Lumpenball zur Fastnachtszeit, später Kegelabende, Wanderungen, Jubiläen und Ehemaligentreffen. Die ersten beiden in Leder gebundenen Bände reichen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs; sie überstanden die Katastrophe in der Obhut von Anni Kettemann. Anhand der von der „Handball-Mutti“ waschkörbeweise gesammelten Unterlagen erstellte Michael Hofmann 1972 retrospektiv den Rückblick auf die Ereignisse seit 1946. Im Anschluss ist die Chronik vom langjährigen Vorstandsmitglied Walter Keim fortgeführt worden. Zum 75-jährigen Jubiläum erhielt die Presse 1997 Einblick in die mittlerweile fünf Bände. Mit der Insolvenz des Handballvereins 2009 wurde die Chronik abgebrochen.

Geschichte des Handballsports
Das Handballspiel entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Gegen die 1915 für Frauen entworfene Variante Torball setzte sich eine 1917 für Jungen und Männer als Kampfsport entwickelte Spielart durch. Letztere wurde in den frühen 1920er-Jahren breit und schnell als Alternative zum Fußball übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 der Deutsche Handballbund gegründet. Er spielt seitdem die Deutsche Meisterschaft für Männer, seit 1951 für Frauen sowie seit 1975 den DHB-Pokal aus. Über Jahrzehnte hinweg dominierte der Feldhandball auf einem Großfeld mit den Maßen eines Fußballplatzes. In den 1970er-Jahren setzte sich endgültig der wetterunabhängige Hallenhandball durch. In den 1960er- und 1970er-Jahren etablierte sich vorübergehend das Kleinfeld, de facto eine Übertragung des Hallenhandballspiels ins Freie. Seit 2000 trägt die Europäische Handballföderation den Challenge Cup als europäischen Handballwettbewerb aus.

Die Ausstellung
Mit der Ausstellung „101 Jahre (Frauen-)Handball in Nürnberg“ weist die Stadtbibliothek zum dritten Mal in Folge auf ein hundertjähriges Jubiläum hin – und verdeutlicht damit in der aktuellen Krise den hohen Wert von Friedenszeiten durch den Hinweis auf den Aufbruch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. 1920 war nicht nur das Gründungsjahr des Bildungszentrums und der Gesellschaft für Familienforschung in Franken. In diesem Jahr hielt auch der Handball als Sportart in Nürnberg Einzug.

Die Stadtbibliothek Zentrum hat Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr und Samstag von 11 bis 16 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Für den Besuch gelten die jeweils aktuellen Corona-Regelungen, einzusehen unter stadtbibliothek.nuernberg.de. qui

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