Menschenrechtspreisträger Soltani in Nürnberg

Oberbürgermeister Marcus König und Menschenrechtspreises Abdolfattah Soltani

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Oberbürgermeister Marcus König (rechts) und der iranischen Menschenrechtsanwalt Abdolfattah Soltani am 13. September im Rathaus.

Oberbürgermeister Marcus König hat am Mittwoch, 13. September 2023, zu Ehren des Preisträgers des Internationalen Menschenrechtspreises von 2009, Abdolfattah Soltani, einen Empfang im Rathaus gegeben. 14 Jahre mussten vergehen, bis der iranische Anwalt ausreisen und erstmals nach Nürnberg kommen konnte. In Anwesenheit von geladenen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Menschenrechtsorganisationen, die sich jahrelang für seine Freilassung aus dem Teheraner Evin-Gefängnis eingesetzt hatten, trug sich Soltani in das Goldene Buch der Stadt Nürnberg ein.

„Nürnberg steht auch weiter an Ihrer Seite!“

Oberbürgermeister Marcus König betonte beim Empfang in seiner Begrüßung: „Wir wissen, wie wichtig die verschiedenen Formen der Solidarität für Sie und Ihre Familie waren, zeigten sie Ihnen doch, dass weltweit Menschen an Ihrem Schicksal Anteil nahmen, sich an Ihre Seite stellten und die Menschenrechtsverletzungen des iranischen Regimes nicht widerspruchslos akzeptierten, auch wenn sie sich weit entfernt von uns ereigneten. Und dennoch: Die Jahre, die das Regime Ihnen und Ihrer Familie geraubt hat, sind unwiederbringlich. Nürnberg steht auch weiter an Ihrer Seite!“

Iran verweigerte Ausreise im Jahr 2009

Die internationale Jury des Preises hatte den iranischen Anwalt und Menschenrechtsaktivisten in Würdigung seines Engagements für die Menschenrechte in der Islamischen Republik Iran ausgewählt. Soltani sollte die Auszeichnung am 4. Oktober 2009 in Nürnberg entgegennehmen. Er gehörte dem „Zentrum für Menschenrechtsverteidigung“ an, das seine Kollegin Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin 2003, in Teheran gegründet hatte. Soltani vertrat gewaltlose politische Gefangene und scheute auch nicht davor zurück, Menschenrechtsverletzungen der iranischen Behörden anzuklagen. Wiederholt war er deshalb zahlreichen Schikanen ausgesetzt und immer wieder inhaftiert worden.

Die iranischen Behörden verhinderten im Oktober 2009 seine Ausreise zur Preisverleihung nach Nürnberg. Sie beschlagnahmten am Teheraner Flughafen seinen Pass und seine Reisegenehmigung ohne Begründung. Seine Frau nahm dann für ihn den Preis beim Festakt in Nürnberg entgegen.

Mehrere Jahre im Gefängnis

Sowohl für ihn als auch für seine Frau begannen danach viele Jahre der Verfolgung. Es schloss sich eine weitere Inhaftierung Soltanis an, die im März 2012 in der Verurteilung zu 18 Jahren Haft und einem zwanzigjährigen Berufsverbot gipfelten. Zwei Jahre der Haft bezogen sich auf die „Annahme eines ungesetzlichen Preises“; damit bezogen sich die Richter direkt auf den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Weltweit setzten sich Organisationen und Einzelpersonen für die Freilassung Soltanis ein – bis hin zu den Vereinten Nationen. Von Nürnberg aus wurden Briefaktionen, Mahnwachen, Demonstrationen und Konzerte initiiert und sogar ein Theaterstück griff das Thema auf.

Im November 2018 wurde Abdolfattah Soltani dann völlig überraschend aus der Haft entlassen. Er war jedoch mit einem Berufsverbot belegt und stand weiter unter behördlicher Beobachtung. Seine Freilassung wurde damals in Nürnberg mit großer Erleichterung aufgenommen.

Nun konnte der Menschenrechtspreisträger endlich zusammen mit seiner Familie den Besuch bei seiner in Franken lebenden Tochter und im Rathaus nachholen und bei dieser Gelegenheit viele seiner Unterstützerinnen und Unterstützer persönlich kennenlernen.

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