Nr. 1247 / 16.11.2023
Rund um den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November setzt die städtische Gleichstellungsstelle mit Aktionswochen ein Zeichen, dass Gewalt gegen Frauen in der Stadt Nürnberg Stadt keinen Platz hat. Von Freitag, 17. November, bis Samstag, 2. Dezember 2023, sind zwölf Einrichtungen mit insgesamt 14 verschiedenen Aktionen dabei. Die Stadt Nürnberg beteiligt sich am Samstag, 25. November, mit einer Tütenaktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte!“ und hisst eine Fahne mit der Aufschrift „Wir sagen ‚Nein!‘ zu Gewalt gegen Frauen!“
Die Fahne wird am Rathaus Fünferplatz 1 bis einschließlich Sonntag, 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, zu sehen sein. „Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung sowie eine Form der Diskriminierung der Frau“, begründet Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, den gewählten Zeitraum. Während der Aktionswochen führt die Gleichstellungsstelle zudem eine Online-Befragung zum Thema Gewalt in der Stadtgesellschaft durch. Die Stadt Nürnberg hat sich auf den Weg gemacht, häuslicher Gewalt und geschlechtsspezifischer Gewalt aktiv entgegenzutreten und arbeitet aktuell an einem Aktionsplan, der im nächsten Jahr dem Stadtrat vorgelegt werden soll. Nürnbergerinnen und Nürnberger können mit ihrer Beteiligung an der Online-Befragung unter Aktionsplan zur Bekämpfung Geschlechtsspezifischer und Häuslicher Gewalt
den Aktionsplan aktiv mitgestalten.
Zudem führen die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der Arbeitsgemeinschaft Mittelfranken am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen eine Tütenaktion unter dem Motto „Stop Violence! Gewalt kommt mir nicht in die Tüte!“ durch. Insgesamt sind 350 000 Tüten gedruckt und kostenlos vielen Bäckereien und Apotheken in Mittelfranken zum Verteilen zur Verfügung gestellt worden. Auf den Tüten sind die Beratungsstellen für von Gewalt betroffene Frauen in der jeweiligen Stadt aufgelistet.
In Nürnberg bekämpfen Organisationen, Vereine und Institutionen seit Jahren Gewalt gegen Frauen. Durch ihr Engagement erhalten Betroffene Unterstützung und es werden Nürnbergerinnen und Nürnberger informiert und sensibilisiert: Der Zonta Club Nürnberg hat sich der weltweiten der Kampagne „Orange the world“ angeschlossen und zeigt am Freitag, 17. November, zwischen 17 und 19 Uhr beim Ehekarussel vor dem Weißen Turm eine Ausstellung mit orangenen Schuhen. Die Farbe Orange symbolisiert dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen und wurde im Zuge der von den Vereinten Nationen initiierten „Orange the world“-Kampagne festgelegt.
Aggression und Gewalt gegen Frauen kann auch im beruflichen Umfeld vielfältig sein. Am Donnerstag, 23. November, um 16 Uhr hält Sven Keitel, Pflegedirektor seelische Gesundheit und Pflegedienstleitung der Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter am Klinikum Nürnberg den Vortrag, „Umgang mit Aggression und Gewalt im beruflichen Kontext – ‚FRAU‘ was nun?“ Im Vortrag werden Reaktionen auf aggressive Kommunikation, versteckte oder offene Beleidigungen, das Werfen von Gegenständen bis hin zu körperlichen Attacken angesprochen und geeignete Gegen-Reaktionen im anschließenden Übungssetting ausprobiert. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag, 24. November, ab 15 Uhr organisiert das Frauenhaus Nürnberg an der Lorenzkirche den Flashmob „Gewalt gegen Frauen stoppen!“ um auf Femizide und Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. „Es stellt uns vor eine große Herausforderung 24 Stunden für betroffene Frauen erreichbar zu sein und diese unterstützen zu können. Denn die 24-Stunden-Erreichbarkeit wird nicht finanziert, da sind wir auf Ehrenamtliche angewiesen“, sagt Barbara Grill, Geschäftsführung im Nürnberger Frauenhaus. Tödliche Gewalt gegen Frauen ist auch in Deutschland Realität und nahezu alltäglich. Als Zeichen der Wut und der Trauer werden die Mitarbeiterinnen des Frauenhaus Nürnberg zu der Aktion schwarz gekleidet sein und rote Accessoires tragen.
Täterarbeit ist Teil des Opferschutzes und in der Arbeit mit den gewaltausübenden Personen, ein präventiver und wichtiger Bestandteil zur Bekämpfung häuslicher Gewalt. Die „RESPEKT! Fachstelle Mittelfranken – Täter*innenarbeit häusliche Gewalt“ bietet Beratungen und Unterstützung für in Partnerschaft gewalttätige Männer und Frauen an. Ein zentraler Baustein ist ein Gruppentraining nach dem Standard der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit häusliche Gewalt. Ziele sind dabei unter anderem Gewaltkreisläufe zu durchbrechen, das gewalttätige Verhalten zu beenden und alternative Handlungsmöglichleiten zu entwickeln. Am Mittwoch, 29. November, um 17.30 Uhr stellt die Fachstelle ihre Arbeit vor.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland laut Bundeskriminalamt 133 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus werden jede Stunde mehr als 14 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt und beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Ex-Partner eine Frau zu töten. Der Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo beteiligt. Der Mut der Mirabal-Schwestern gilt inzwischen als Symbol, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln. Seit 1999 ist der 25. November auch von den Vereinten Nationen als offizieller internationaler Gedenktag anerkannt. maj
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Aktionswochen rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen