Nr. 1351 / 10.12.2023
Ein eindrucksvolles Zeichen für ein friedliches Miteinander und gesellschaftlichen Zusammenhalt in äußerst herausfordernden Zeiten setzten rund 2 500 Bürgerinnen und Bürger am heutigen Sonntag, 10. Dezember 2023, mit einer Menschenkette in der Straße der Menschenrechte und entlang der „Gedenkmeile“ am Frauentorgraben. Dort befinden sich verschiedene Mahnmale zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma, für homosexuelle NS-Opfer und für die Opfer der NSU-Morde sowie Nürnbergs interreligiöser Gedenkort. Sie alle wurden durch die Bildung einer Menschenkette miteinander verbunden.
Genau heute, am Internationalen Tag der Menschenrechte, jährt sich deren Verkündung durch die Vereinten Nationen zum 75. Mal. „Das ist ein Grund zu feiern, aber auch um innezuhalten. In viel zu vielen Ländern dieser Erde werden Menschen aufgrund ihres Einsatzes für die universell gültigen Menschenrechte verfolgt und gerade auch für unsere Stadt bleibt es eine fortwährende Verpflichtung, für die Menschenrechte einzutreten. Das haben wir heute mit unserer Menschenkette auf beeindruckende Weise getan und dafür danke ich allen, die guten Willens gekommen sind, sehr herzlich!“, so Oberbürgermeister Marcus König.
Ausgehend von fünf Sammlungspunkten breitete sich die Menschenkette aus: von den genannten Gedenkorten am Frauentorgraben und in der Straße der Menschenrechte selbst.
Die queere Community versammelte sich am Magnus-Hirschfeld-Platz. „Die Deklaration der Menschenrechte ist eine wesentliche Grundlage für die Rechte von LSBTI-Menschen. In einer Zeit, in der weltweit und auch in Deutschland Ablehnung, Diskriminierung und Verfolgung wieder zunehmen, müssen wir gemeinsam für die Menschenrechte eintreten – daher unsere Teilnahme an der heutigen Menschenkette, die diese Gemeinsamkeit symbolisiert,“ so Michael Glas von Fliederlich e. V.
Demokratie verteidigen
Marcella Reinhardt, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Bayern deutscher Sinti und Roma, stellt fest: „Die heute vor 75 Jahren verkündeten Menschenrechte garantieren den Schutz vor jeglicher Diskriminierung, und damit bilden sie für unsere Minderheit einen unverzichtbaren Grundstein für das Zusammenleben in der Demokratie. Sie stehen für eine Gesellschaft, in der wir gleichberechtigt ohne Angst vor Verfolgung leben können. An diesem Jahrestag ist es uns als Landesverband eine Ehre, gemeinsam mit allen friedliebenden Nürnbergerinnen und Nürnbergern ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz zu setzen, zumal unser Verband seinen Sitz in der ,Stadt der Menschenrechte‘ hat. Gemeinsam wollen wir zeigen, dass wir uns nicht spalten lassen und unsere Demokratie gegen alle menschenfeindlichen Ideologien verteidigen.“
Gegen jede Form der Diskriminierung
Auch der Rat der Religionen beteiligte sich zahlreich an der Bildung der Menschenkette. Dr. Jürgen Körnlein, evangelischer Stadtdekan und Vorsitzender des Rats, beschreibt den besonderen Spirit der Aktion: „Für die Menschenrechte auf die Straße zu gehen, Fremden und Bekannten in einer Menschenkette auf Augenhöhe zu begegnen, ist uns im Rat der Religionen Nürnberg ganz wichtig – gerade in einer Zeit, in der der Blick auf das eigene Leid den Blick auf andere verstellen könnte. Als wir die Satzung des Rats der Religionen ausgearbeitet haben, haben wir bei den Menschenrechten ordentlich ‚abgeschrieben’. In der Satzung heißt es zum Beispiel, dass die Mitglieder des Rats eintreten für ‚das Verbot jeder Form von Diskriminierung aufgrund der Religion, weltanschaulicher, politischer Anschauungen, des Geschlechts, der ethnischen Herkunft oder rassistischer Zuschreibungen, des Alters, einer Behinderung, des sozialen Status und der sexuellen Identität und Orientierung‘. Die Menschenrechte sind uns also eine ganz wichtige Grundlage und Auftrag!“, so der evangelische Stadtdekan.
Wachsamkeit und Zivilcourage im Alltag
"Gerade in Zeiten eines Rechtsrucks in Politik und Gesellschaft ist die heutige Menschenkette ein wichtiges symbolisches Zeichen für die Demokratie und die Menschenwürde. Demokratinnen und Demokraten sind gefordert, tagtäglich Haltung gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus zu zeigen. Dazu braucht es mehr Bildung, eine starke Zivilgesellschaft, eine klare Kante, Wachsamkeit und Zivilcourage im Alltag und dass man nicht vermeintlich einfachen Antworten hinterherläuft. Die Gefahr für die Demokratie kommt von Rechtsaußen und nie wieder ist heute“, so Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg. fra