Nr. 144 / 16.02.2024
Die Buchreihe „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer“ hinterfragt in zwanzig regional gestaffelten Bänden das bisherige Wissen über den lokalen Nationalsozialismus in Süddeutschland. 2023 erschien der Band „NS-Belastete aus Mittelfranken (+ Eichstätt)“. Herausgeber Dr. Wolfgang Proske stellt mit den Autoren Thomas Auburger, Dr. Matthias Braun, Dr. Eckart Dietzfelbinger, Dr. Wolf Hergert, Dr. Pascal Metzger und Kamran Salimi die neuesten Rechercheergebnisse vor. Sie sprechen am Donnerstag, 22. Februar 2024, um 19 Uhr in der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64. Es moderieren Nina Lutz und Dr. Alexander Schmidt vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
Der Unterstützerkreis des NS-Regimes in Nürnberg und den umliegenden Städten Fürth, Erlangen, Lauf, Stein, Spalt, Neustadt an der Aisch, Ansbach und anderen Orten umfasst Menschen sehr unterschiedlicher Biografien und Tätigkeiten. Prominente und bereits bekannte Täter waren in Nürnberg Oberbürgermeister Willy Liebel (1897-1945) und Polizeipräsident Benno Martin (1893-1975), die von Matthias Braun, Thomas Auburger und Eckart Dietzfelbinger kurz und prägnant porträtiert werden. Weniger bekannt ist der von Wolf Hergert als pädagogischer Brandstifter vorgestellte Fritz Fink, der 1935 Schulreferent wurde und 1937 die Publikation „Die Judenfrage im Unterricht“ herausgab, die insbesondere bei pädagogisch-didaktischen Seminaren für Lehrer Verbreitung fand.
Ebenfalls eher unbekannt ist der in Spalt geborene Lehrer Ernst Hiemer (1900-1974), der als „Hauptschriftleiter“ des antisemitischen Wochenblatts „Der Stürmer“ und Autor menschenverachtender Kinderbücher die üble Hetze Julius Streichers noch übertraf. Hiemer wurde 1948 als „Belasteter“ eingestuft, zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt und mit Berufsverbot belegt. Keiner der Täter, Helfer und Trittbrettfahrer zeigte später Gewissensbisse für seine Untaten. Vielmehr leugneten sie in der Nachkriegszeit ihre Verantwortung und fanden Zeugen, die bestätigten, dass sie im „Dritten Reich“ keine aktiven Nazis gewesen wären.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung per E-Mail an dokumentationszentrum@stadt.nuernberg.de oder unter Telefon 09 11 / 2 31-75 38 wird empfohlen.