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Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1356 / 10.12.2024

Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedlung

Erfolgreicher Arten- und Lebensraumschutz: 24 Kulane (Equus hemionus) haben seit Oktober 2024 in der kasachischen Torgai-Steppe eine neue Heimat. Unter Federführung der Naturschutzorganisation Association for the Conservation of the Biodiversity of Kazakhstan (ACBK) fingen Fachleute die Tiere im Nationalpark Altyn Emel im Osten des Landes, um sie in das Naturreservat Altyn Dala umzusiedeln. Die Aktion war Teil umfangreicher Bemühungen, welche die Bewahrung des Lebensraums Kasachische Steppe zum Ziel haben. Der Tiergarten und der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. unterstützen die Arbeit der ACBK und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) mit weiteren Projektpartnern seit 2011 finanziell, personell und mit Fachwissen.

Mit einem Beitrag in Höhe von 90 000 Euro ermöglichte der Verein der Tiergartenfreunde die Umsiedelung der 24 Tiere zählenden Herde. Der Transport wurde akribisch vorbereitet von Tierärztinnen, den ortskundigen Naturschützern der ACBK, Mitarbeiterinnen der ZGF und einem südafrikanischen, auf die Translokation ganzer Huftierherden spezialisierten Unternehmen. Die Herausforderung war groß: Es galt, eine sozial intakte, zusammenhängende Herde zu fangen und sie auf einer Strecke von knapp 2 200 Kilometern auf teils schwierigem Gelände unversehrt in die Auswilderungsanlage Alibi in der Torgai-Steppe zu bringen.

Auch bei dem Bau der Auswilderungsanlage waren Tiergarten und der Verein der Tiergartenfreunde beteiligt. Unter der Beratung des Tiergarteninspektors Max Reinhard bauten die Naturschützer schon 2012 zwei insgesamt gut 70 Hektar große Gehege, zudem Unterkünfte für die Ranger, die Zustand und Verhalten der dort untergebrachten Tiere überwachen sollten. „Ursprünglich war die Anlage als Auswilderungsgehege für Przewalski-Pferde gedacht“, sagt Max Reinhard. Da diese sich wegen rechtlicher Herausforderungen verzögerte, begannen die ACBK und ihre Partner 2017 damit, wieder Kulane in der Torgai-Steppe anzusiedeln. Zunächst transportierten sie neun Tiere aus dem Altyn Emel National Park. 2019 folgten zwei weitere Tiere aus dem ebenfalls kasachischen Barsa Kelmes, im November 2022 vier weitere aus Altyn Emel. Der nun gelungene Transport war der bisher größte der gemeinsamen Initiative.

Ziel des Projekts ist es, große Pflanzenfresser wie Przewalski-Pferde (Equus przewalskii) und Kulane wieder in der kasachischen Steppe anzusiedeln. Gemeinsam mit den Saiga-Antilopen (Saiga tatarica tatarica) helfen diese Arten, den Lebensraum offen zu halten und ihn für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu bewahren: Eine intakte Steppenlandschaft ist ein Hort der Artenvielfalt. Wegen ihres hohen Humusgehalts erfüllt sie zugleich eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Der Boden speichert viele Tonnen CO2. Indem Pflanzenfresser das Gras niedrig halten, dämmen sie darüber hinaus die Feuergefahr ein.

Gefährdete Arten erholen sich dank umfangreicher Schutzbemühungen

Landwirtschaftliche Flächennutzung und nicht nachhaltige Jagd haben große Pflanzenfresser in den Steppenlandschaften Eurasiens im 20. Jahrhundert in große Bedrängnis gebracht. Kulane waren in Kasachstan seit den 1930er-Jahren ausgestorben. Während sie 2015 noch als potenziell gefährdet galten, beobachtet die Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) 2024 bei der Population einen stabilen Wachstumstrend. Saiga-Antilopen galten nach einer Erhebung der IUCN in Europa im Jahr 2006 als vom Aussterben bedroht – damals konnten nur noch knapp 20 000 Tiere erfasst werden. Inzwischen hat sich der Bestand dank intensiver Schutzbemühungen auf 2,86 Millionen Tiere vervielfacht. Der Status wechselte im Dezember 2023 von „critically endangered“ (vom Aussterben bedroht) auf „near threatened“ (potenziell gefährdet). Die Rettung der Saiga ist maßgeblich der Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI) zu verdanken, in der die ACBK eine zentrale Rolle spielt.

Wild lebende Przewalski-Pferde gab es Anfang des 21. Jahrhunderts in Kasachstan nicht mehr, die IUCN stuft die Art nach wie vor als weltweit bedroht ein. Im Herbst 2023 vergrößerten Mitarbeiter der ACBK die Auswilderungsstation in der Torgai-Steppe um das Doppelte. Im Frühsommer 2024 brachten die ACBK, die ZGF, der Zoo Prag und der Zoologische Garten Berlin fünf Przewalski-Pferde in die vom Tiergarten mit aufgebaute Station in Alibi.

Initiative mit Earthshot Prize ausgezeichnet

Durch aufwändige Aktionen wie den Transport der Kulan-Herde von einem Naturschutzgebiet in ein anderes fördern Naturschützer und zoologische Gärten die weitläufige Wiederansiedelung von Arten, die ihrerseits zum Erhalt ökologisch extrem wertvoller Lebensräume beitragen. Diese Aktionen sind ein Teil des umfassenden Engagements der ADCI, zu der die ACBK, die ZGF, das kasachische Ministerium für Ökologie und natürliche Ressourcen, Fauna und Flora sowie die britische Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) gehören.

Die ADCI ist im Oktober 2024 für ihre Erfolge im Kampf um den Erhalt der Kasachischen Steppe mit dem hochdotierten Earthshot Price ausgezeichnet worden. „Altyn Dala hat ein tolles Jahr hinter sich! Ein beispielloser Anstieg der Saigapopulationen, die Rückkehr der Przewalski-Pferde in die Steppe, eine erfolgreiche Umsiedlung von Hochrisikokulanen und die Anerkennung der Arbeit der letzten 20 Jahre mit dem Earthshot-Preis – wir sind begeistert! Diese Bemühungen sind ohne langfristige, starke Partnerschaften, für die wir sehr dankbar sind, nicht möglich“, sagt Stephanie Ward, ZGF-Projektleiterin Kasachstan.

Tiergartendirektor Dr. Dag Encke: „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung unserer langjährigen Partner und zollen ihnen unseren tiefen Respekt für ihre Arbeit, die sie mit enormer Ausdauer unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen leisten. Insgesamt haben der Tiergarten und der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V., die ACBK, die ZGF und weitere Partner seit 2011 mit knapp 500 000 Euro unterstützt. Projekte wie die Wiederansiedelung von Pferden und Wildeseln sind aufwändig, schwierig und unter Umständen riskant. Sie brauchen langfristige Sicherheiten und verlässliche Partnerschaften auch in den langen Vorbereitungs- und Verhandlungszeiten. Der Tiergarten und der Verein der Tiergartenfreunde waren über zwölf Jahre verlässliche Partner und freuen sich über den großen Erfolg der langen Anstrengungen."    per

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