Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 62 / 20.01.2025

100 Jahre Musikbibliothek Nürnberg

Am 22. Januar 1925 wurde in Nürnberg die Musikbibliothek eröffnet. In den vergangenen 100 Jahren ist dieser Teilbereich der Stadtbibliothek zu einer ganzen „Klingenden Etage“ gewachsen – einem Treffpunkt und Informationszentrum für alle Musikinteressierten und Musikschaffenden der Metropolregion und darüber hinaus. Zu diesem Jubiläum bietet die Musikbibliothek ein umfangreiches Programm an verschiedensten Veranstaltungen, die sowohl in der Festwoche ab Dienstag, 21. Januar 2025, als auch in den darauf folgenden Wochen und Monaten stattfinden. Alle Veranstaltungen und Informationen sind online auf go.nuernberg.de/100JahreMusikbibliothek zu finden.

Jubiläumsprogramm
Der Blick zurück auf die ereignisreichen 100 Jahre mit ihren zahlreichen Weiterentwicklungen und insgesamt sieben Standortwechseln gibt Anlass, das Jubiläum zu feiern, und zwar – wie könnte es anders sein – mit Musik jeglicher Form und Couleur. Mehr als 30 Veranstaltungen stehen bis Ende September zur Auswahl, beginnend mit einem umfangreichen Programm in der Festwoche: von Kinderkonzerten und musikalischen Bilderbuchkinos über Darbietungen der Nürnberger Symphoniker sowie des Kinderchors des Nürnberger Staatstheaters bis zu gemeinsamen Konzerten mit der Hochschule für Musik. Vom Gospelchor und Handbell Choir über Vogelhorn-Bergmusik und Jagdhornbläser bis zu elektroakustischer Poesie und Silent Vinyl.

Ein Highlight ist das Familienfest in der Musikbibliothek am Sonntag, 26. Januar, von 13 bis 17 Uhr mit einem bunten Angebot zum Basteln, Plektren Stanzen und Orgelpfeifen Bauen sowie viel Spiel und Musik. Ab 16 Uhr sind Tim Mohr und Eichi zu einem fetzigen Kinderkonzert zu Gast.

Geburtstagsgeschenke
Zum 100. Geburtstag freut sich die Musikbibliothek Nürnberg auch über einige „Geschenke“: Die Carl-Bechstein-Stiftung hat ein Klavier gespendet, das den Besucherinnen und Besuchern nun zur Verfügung steht. Von der Schiedmayer Celesta GmbH erhält die Musikbibliothek eine Celesta, ein Tasteninstrument, dessen Klang einem Glockenspiel ähnelt, als Dauerleihgabe.

Ein weiteres Geschenk, das die Musikbibliothek sich selbst macht, ist eine so genannte Thongosaune. Gebaut aus einem Bücherwagen ist das Instrument einzigartig. Es erlebt seine Konzertpremiere in der Stadtbibliothek Zentrum am Freitag, 24. Januar, um 19 Uhr beim Auftritt des Improvisations-Trios Klimm, Bimm und Bumm um Yogo Pausch.

Alle Informationen zu den Veranstaltungen gibt es auf der Website der Stadtbibliothek Nürnberg https://go.nuernberg.de/100JahreMusikbibliothek

Rückblick
Die 100-jährige Geschichte der Musikbibliothek Nürnberg war in vielerlei Hinsicht voller Dynamik und Veränderung. Von der ersten öffentlichen Musik-Volksbücherei, die 1925 am Hauptmarkt eröffnete und im ersten Berichtsjahr 255 entliehene Bände verzeichnete bis zur Musikbibliothek von heute, die im Jahr 2023 allein 650 Entleihungen bei den Musikinstrumenten verzeichnete, war es ein ereignisreicher Weg.

Erste Impulse für eine öffentliche Musikbibliothek hatte es in Nürnberg bereits vor dem Ersten Weltkrieg gegeben: Paul Marsop initiierte in der Volksbildungsbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Städten – so auch in Nürnberg – die Gründung öffentlicher Musikbibliotheken. Nach dem Beschluss des Stadtrats für die Gründung einer öffentlichen Musikbibliothek in städtischer Hand konnte am 22. Januar 1925 die erste öffentliche Musik-Volksbücherei in Nürnberg mitten im Zentrum ihre Türen öffnen. Das Angebot bestand im Wesentlichen aus rund 600 Büchern und Noten, die aus einer Schenkung des Verbands deutscher Orchester- und Chor-Leiter e. V. mit Sitz in Nürnberg stammten. Schon 1927 musste man an den Egidienplatz 25 umziehen, um den erweiterten Bestand unterzubringen, zu dem nun auch Zeitschriften gehörten. Bereits elf Jahre später, 1938, war aus der anfangs überschaubaren Sammlung die viertgrößte städtische Musikbibliothek Deutschlands geworden, und so zog die Institution an den Kupferschmiedshof 9. Der „Fränkische Kurier“ beschreibt das Angebot der Städtischen Musikbücherei in einem Artikel vom 19. August 1938: „Die Bestände der Bücherei tragen allen Musizierformen (mit Ausnahme des Ziehharmonikaspiels) Rechnung. (…) Mit ihren etwa 14 000 Noten- und Buchbänden steht die Nürnberger Stadt-Musikbücherei würdig neben den bedeutendsten Musikbüchereien der übrigen deutschen Großstädte.“

Nach Luftangriffen im Jahr 1945 blieb nur der Magazinbestand – etwa 3 000 Medien von vorher 15 000 Medien – übrig, die in einer Notunterkunft im Luitpoldhaus untergebracht wurden. Erst 1947 konnte der Leihbetrieb wieder aufgenommen werden. 1955 erhielt die Musikbibliothek zumindest innerhalb des Luitpoldhauses neue Räume auf 45 Quadratmetern Fläche.

Nach einem weiteren Umzug 1969 in die Kaiserstallungen der Nürnberger Burg wurde die Einrichtung zu einer modern ausgestatteten Musikbibliothek weiterentwickelt: Neben einem Raum zum Musizieren inklusive Flügel standen auch Sitzmöglichkeiten, eine Schallplattensammlung und Plattenspieler zur Verfügung sowie ab 1976 auch Musikkassetten.

Von 1980 bis 2012 war die Musikbibliothek im Versicherungsgebäude am Königstorgraben 3 zu finden und erfuhr weitere wesentliche Veränderungen. Zum einen fand neben der Umstellung auf EDV auch der Wandel von einer Magazin- zu einer Freihandbibliothek statt, der eine umfangreiche Neuorganisation mit sich brachte. Auf 300 Quadratmetern Publikumsfläche öffnete man sich nun auch zunehmend der Populärmusik, nahm CDs, Videos und später auch DVDs in den Bestand auf.

Musikbibliothek von heute – die „Klingende Etage“
2012 kehrte die Musikbibliothek schließlich in das Luitpoldhaus zurück – unter das Dach der neuen Stadtbibliothek Zentrum. In den dann folgenden 13 Jahren waren wiederum entscheidende Veränderungen und Erweiterungen zu beobachten: von einer reinen Bibliothek als Raum der Stille zu einem Ort, der auch das praktische Erleben und Erfahren von Musik ermöglicht, und somit zu einer ganzen „Klingenden Etage“. Immer noch umfasst das Medienangebot Musik aller Epochen, Stile und Kontinente sowie einen großen Bestand an Noten, Musik-CDs, Musik-Zeitschriften und Sachliteratur. Zudem gibt es aber viele neue analoge und digitale Angebote sowie Stationen zum Entdecken und Ausprobieren: von der Orgel über das Bodenklavier bis zur Digitalisierungsstation.

Ein eigener Bereich für Kinder bringt schon die Jüngsten mit Musik in Berührung und ebenso werden in einem eigenen Bestandssegment praxisorientierte Materialien zur musikalischen Arbeit mit Senioren angeboten. Überhaupt haben pädagogische Ansätze heute eine größere Bedeutung – steht doch sogar eine eigene Musikpädagogin zur Verfügung, die ihr Know-how an Kindergartengruppen, Klassen oder Vereine in individuellen Workshops vermittelt. Neu im Angebot sind auch ein sogenannter MotionComposer, ein elektronisches Gerät, das speziell für Inklusionsarbeit mit Musik und Bewegung entwickelt wurde, sowie ein Klangstudio, das man nicht nur zum Proben, sondern auch zum Produzieren von Musik, Podcasts und Hörspielen nutzen kann.

Seit 2021 kann man auch Musikinstrumente entleihen. Zur Auswahl stehen akustische und E-Gitarren, E-Bassgitarren, Ukulelen, Veeh-Harfen, E-Violinen, E-Cellos, E-Kontrabässe und ein Akkordeon. Auch weniger bekannte Instrumente sind zu haben sowie Verstärker für die elektronischen Instrumente. Gleich um welches Angebot es sich handelt: Die Mitarbeitenden stehen für Beratung und Auskunft zur Verfügung.    jos