Die Blaue Nacht am Samstag, 17. Mai 2025, setzt Zeichen für Kunst und Kultur. Neben den publikumswirksamen, öffentlich zugänglichen Projektionen auf die Kaiserburg durch Künstlerinnen und Künstler der Metropolregion und der raumgreifenden Installation auf dem Hauptmarkt sind es heuer besonders zwei Programme der Blauen Nacht, die die Bildenden Künste in den Fokus rücken: das Artist in Factory-Programm in Zusammenarbeit mit Hüttinger Interactive Exhibitions und der internationale Blaue Nacht-Kunstwettbewerb.
Der internationale Blaue Nacht-Kunstwettbewerb
Der Vorabend der Blauen Nacht, Freitag, 16. Mai, von 19 bis 24 Uhr ist in Gänze dem internationalen Blaue-Nacht-Kunstwettbewerb gewidmet. Bereits einen Tag vor dem Kultur-Großereignis lockt der Wettbewerb an ungewöhnliche Orte in der Nürnberger Innenstadt. Zu sehen sind Positionen zeitgenössischer Kunst – von Multimedia- bis Sound-Installationen – zum Thema „Love and Peace“.
Aus 104 Bewerbungen – unter anderem aus Italien, Polen, Dänemark, der Schweiz, Argentinien, Israel, Deutschland und Nürnberg – wählte die siebenköpfige Jury, besetzt mit Amely Deiss, Kunstpalais Erlangen, Peter Wendl, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Barbara Engelhard, Künstlerin und Kuratorin, Andreas Wissen, Beirat Bildende Kunst Nürnberg, und dem Team des Projektbüros Kultur der Stadt Nürnberg, bestehend aus Dr. Elisabeth Hartung, Barbara Schwesig und Boaz Pinto, elf Positionen aktueller Kunst aus.
Júlia Lema Barros, Portugal, lädt mit ihrer immersiven, audiovisuellen Installation „City of Echoes“ im Festsaal des Künstlerhauses ein, über die kollektive Erfahrung der Nürnberger Stadtgesellschaft, das Echo der Geschichte und dessen Transformation zu aktuellen Vorstellungen über Frieden nachzudenken.
Die SYN Art Group, Ukraine/Deutschland, forscht an den Schnittstellen von Wissenschaft, Kunst und Technologie und entführt mit „Enlightenment“ im Forum Technik von Schmitt + Sohn Aufzüge das Publikum in eine immersive, audiovisuelle, emotionale Reise der Transformation hin zu Glück und tiefem Frieden.
Sínoca, Spanien, veranschaulicht mit ihrer Lichtinstallation „Subjective“ im Marstallgarten der Bayern LB durch die Positionierung einzelner Elemente eines menschlichen Gesichts, wie sich die als objektiv wahrgenommene Realität verändert, je nachdem, welche Position man im Raum einnimmt.
Sana Obaid, Pakistan/Schottland, baut mit „Love for Peace or DeWar“ in der Katharinenruine in meditativer Konzentration Stein für Stein eine Mauer, einen menschenhohen Schutzraum, der gleichzeitig in die Isolation führt und deshalb durchbrochen werden muss.
Jana Mitnacht und Rebecca Lebrecht, Nürnberg, thematisieren mit „Love, Peace & Femicides – unter den Dächern, die uns nicht schützen“ in St. Egidien mit Projektionen und einer rosa glitzernden Hüpfburg in Herzform, dass das Versprechen der Liebe durch Machtpositionen missbraucht werden und bis in den Tod führen kann. Die Installation wird von der Zumikon-Kulturstiftung gefördert.
superfunkyactionmovie, ein Künstlerkollektiv aus Bayern, hinterfragt mit seiner Medieninstallation „Männer unterwegs“ im Parkhaus Sterntor lustvoll bei böhmischem Bier und Schnitzel typische Normen einer Männergruppe.
Daniel Baer, Viola Karaaglioglu und Tim Auzinger, Nürnberg, machen mit „Bodhira“, einer blütengleichen, interaktiven, kinetischen Lichtinstallation in der dritten Etage des Staatstheaters, die Veränderungen von Natur durch menschliches Eingreifen unmittelbar erfahrbar.
Joanna Maxellon und Harald Jantschke, Nürnberg und Karlsruhe, verwandeln mit ihrer interaktiven Installation „Arctic Circle“ den Tratzenzwinger in eine Schneelandschaft. Und plötzlich steht da ein Eisbär, bereit sich mit dem Publikum fotografieren zu lassen. Die Installation wird von der wbg Nürnberg gefördert.
Ines Fiegert, Riedheim, bietet mit der interaktiven Installation „Hybrid Harmony“ im Pellerhof einen Erfahrungsraum: Sieben farbenfrohe, an Fäden hängende Tierkopf-Masken laden ein, sie aufzusetzen, in ihren Klang einzutauchen, mit ihnen zu einer neuen Figur zu verschmelzen und zu tanzen. Die Installation wird von Koch Invest gefördert.
Latenter Raum, ein Künstlerkollektiv aus Weimar, thematisiert mit der interaktiven Multimediainstallation „Diffusion“ im Johannes-Scharrer-Gymnasium unsichtbare Filter der Social-Media-Kommunikation: Eine flexible Membran teilt den Raum, die bei gleichzeitiger Berührung von beiden Seiten mit KI-gestützten, audiovisuellen Reaktionen antwortet. Die Installation wird von Hüttinger Interactiv Exhibitions gefördert.
Christian Naujoks, Berlin, bespielt mit der Soundinstallation „Untitled (A Love Song)“, angelehnt an therapeutische Kunstpraktiken der 1970er-Jahre, zwei Orte: Im Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft untersucht die Installation Wechselbeziehungen zwischen äußerlichem, politischem Klima und „beeinträchtigen Körpern“. Im Krafftschen Hof wird die Arbeit durch partizipative Performances erfahrbar.
Artist in Factory
Das Artist-in-Factory-Programm von Hüttinger Interactive Exhibitions bietet bereits seit vielen Jahren jungen Kunstschaffenden die Chance, ein neues künstlerisches Projekt mit Hilfe professioneller, technischer Unterstützung umzusetzen und in der Blauen Nacht zu präsentieren. Bereits im Frühjahr 2023 wählte die Jury aus Prof. Holger Felten, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Axel Hüttinger, Hüttinger interactive Exhibitions, und Dr. Elisabeth Hartung, Projektbüro Kultur der Stadt Nürnberg, die Akademiestudentin Yae In Kim mit ihrer Installation „Das Gespräch der verborgenen Dinge“ aus. Durch den neuen zweijährigen Rhythmus der Blauen Nacht präsentiert die 1993 in Seoul geborene Südkoreanerin nun das entstandene Werk nach dem Abschluss ihres Studiums im ehemaligen Kaufhof.
In Südkorea, Yae In Kims Heimat, begegnete ihr Rassismus nie. Dort war sie keine „Asiatin“ sondern gehörte einfach dazu. Als sie 2016 nach Deutschland kam, um zunächst in Berlin zu studieren, änderte sich dies jedoch schnell: „Plötzlich war ich die Ausländerin, die Asiatin – eben fremd.“ Das übergeordnete Thema ihres Kunstwerks „Das Gespräch der verborgenen Dinge“ erzählt nicht zuletzt deshalb von kulturellem Rassismus, vom Prozess der Anpassung, der nicht nur den Menschen, sondern auch die Natur in Form drückt und verbiegt, um den Vorstellungen anderer zu entsprechen. ja