Nr. 865 / 01.08.2025
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand entscheiden die ersten Minuten über Leben und Tod. Die Stadt Nürnberg will daher das Zeitfenster ohne Wiederbelebungsmaßnahmen verkürzen. Hierzu hat sie nun einen Vertrag mit dem gemeinnützigen Verein „Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e. V. (AGNF)“ unterzeichnet, um gemeinsam das Projekt „Nürnberg SCHOCKT!“ umzusetzen.
Gemeinsam mit AGNF initiieren das Gesundheitsamt Nürnberg und die GesundheitsregionPlus Stadt Nürnberg eine Alarmierung von qualifizierten Ersthelferinnen und Ersthelfern über ein vernetztes Ersthelfer-Alarmierungssystem. Beim Aufbau des Systems spielen auch die Hilfsorganisationen und die Feuerwehr eine bedeutende Rolle. Teil des Projekts ist auch ein Netz öffentlich zugänglicher und verfügbarer AEDs, das sind automatisierte externe Defibrillatoren. Diese sollen möglichst flächendeckend in der Stadt installiert werden, damit die Lebensretterinnen und Lebensretter bei einem Notfall auf sie zugreifen können.
„Ich bin sehr froh, dass wir mit dem Projekt ‚Nürnberg SCHOCKT!‘ die Überlebenschance nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand im Stadtgebiet erheblich steigern können“, betont „Blaulicht-Bürgermeister“ Christian Vogel, der den Vertrag von Seiten der Stadt Nürnberg unterschrieben hat. „Bis die Rettungskräfte eintreffen, dauert es in der Regel mehrere Minuten. Durch das neue Netz medizinisch geschulter Helfer, die im Notfall mittels smartphonebasierter Ersthelfer-App durch die Integrierte Leitstelle der Berufsfeuerwehr alarmiert werden, können qualifizierte Personen vor dem Rettungswagen eintreffen und bereits im Vorfeld des Einsatzes Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. Damit können Leben gerettet werden!“, erklärt Vogel.
„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass alle Nürnbergerinnen und Nürnberger medizinisch bestmöglich versorgt werden“, sagt Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg. Die Initiative „Nürnberg SCHOCKT!“ setze hier einen weiteren wichtigen Meilenstein, so die Referentin. Mit der „Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e. V.“ habe die Stadt einen bewährten und erprobten Partner gefunden.
Klaus Meyer, Vorsitzender des Vorstands der AGNF, freut sich über das Vertrauen der Stadt Nürnberg in die Arbeitsgemeinschaft: „Mit Nürnberg schließt sich die größte Kommune Mittelfrankens der Initiative an. Damit wird die Ersthelfer-App noch effizienter“. Bei einem Notfall können nun auch über die jeweilige Grenze der Kommune hinweg die Helfenden alarmiert werden, die dem Notfallort am nächsten seien.
Den medizinischen Vorteil der Initiative erklärt Klaus Friedrich, medizinisch-fachlicher Leiter des Gesundheitsamts und selbst Notarzt: „Als Faustregel folgen wir der Rechnung, dass pro therapiefreie Minute die Überlebenswahrscheinlichkeit um etwa zehn Prozent fällt“. Eine hervorragende klinische Therapie greife ins Leere, wenn die Erstversorgung vor Ort nicht schnell genug starte, so Klaus Friedrich. Also müsse die Zeit, bis die ersten qualifizierten Helferinnen und Helfer eintreffen, verkürzt werden. Wesentlich für das Überleben ist hier die frühzeitigste Kompression des Brustkorbs, um den Blutkreislauf wieder herzustellen, aber auch ein früher Einsatz eines Defibrillators, also eines Elektroschocks.
In der Integrierten Leitstelle Nürnberg wird künftig beim Schlagwort „Reanimation“ die App der „Region der Lebensretter“ aktiv, die mit intelligenten Algorithmen über die Auswahl der Ersthelfenden, die Aufgabenzuteilung und das Routing entscheidet. Die App wählt die Lebensretterinnen und Lebensretter auf der Basis ihres Standorts, ihrer Entfernung zum Notfallort und dem von ihnen benutzten Verkehrsmitteln aus – ob sie also zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto unterwegs sind. Die Lebensretter-App ist in der Stadt und im Landkreis Fürth, Stadt Erlangen und im Landkreis Nürnberger Land bereits installiert.
Qualifizierte Ersthelfende können sich über die App „Region der Lebensretter 3.0“ anmelden. Gesucht sind ausgebildete Personen wie Rettungs-, Feuerwehr- und Einsatzkräfte sowie medizinisches Fachpersonal. let