Nr. 1056 / 01.10.2025
Mit einem Festakt im Heilig-Geist-Saal hat die Stadt Nürnberg am gestrigen Dienstagabend, 30. September 2025, ein prägendes Ereignis gefeiert: Vor 500 Jahren wurde in Nürnberg das städtische Almosenamt gegründet. Damit ging das Armenwesen erstmals in die Verantwortung der Stadt über – ein Schritt, der den Grundstein der kommunalen Sozialpolitik legte und damit bis heute nachwirkt.
Oberbürgermeister Marcus König erinnerte in seinem Grußwort an die Bedeutung des historischen Schritts: „Die Gründung des Almosenamts vor 500 Jahren war ein Meilenstein. Der Rat der Stadt Nürnberg übernahm damit Verantwortung für Menschen in Not – ein Schritt, der weit über die Verwaltung hinausging und unser Selbstverständnis als Stadt prägte. Aus dem Almosenwesen entwickelte sich über die Jahrhunderte eine moderne kommunale Sozialpolitik, die heute auf Teilhabe, Chancengleichheit und Menschenwürde setzt.“
Sozialreferentin Elisabeth Ries erläutert: „Mir war es ein großes Anliegen, dieses Jubiläum zu feiern und die Rolle der Kommune in Sozialpolitik und Jugendhilfe durch die Jahrhunderte zu beleuchten – immer im Zusammenspiel mit den gesellschaftlichen Kräften. Dazu zählen damals wie heute die Kirchen, die heute in einer pluralen, leistungsstarken Trägerlandschaft gemeinsam mit der Kommune unseren Sozialstaat tragen. Soziale Fragen begleiten unsere Stadt seit Jahrhunderten. Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen – vom angespannten Wohnungsmarkt über Armutsgefährdung bis hin zu sozialer Ausgrenzung. Das Jubiläum ist Anlass, die historischen Wurzeln zu würdigen und gleichzeitig – auch am Vorabend der diesjährigen Armutskonferenz – die Zukunft sozialer Teilhabe mutig in den Blick zu nehmen.“
Nach einem Vortrag von Historikerin Jennifer Oevermann von Geschichte für Alle e. V., die die Ursprünge des Nürnberger Almosenwesens nachzeichnete, schloss Prof. Dr. Georg Cremer, langjähriger Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, mit einem Einblick in aktuelle Diskussionen über und die Herausforderungen für den Sozialstaat an. Die anschließende Diskussion der beiden Vortragenden mit Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries widmete sich dem Spannungsfeld zwischen Fürsorge, Teilhabe und Grenzen der Unterstützung und der Frage, wie die Zukunft kommunaler Sozialpolitik gestaltet werden kann.
Der Festakt bildete den Auftakt zur Nürnberger Armutskonferenz, die am heutigen Mittwoch, 1. Oktober, im Heilig-Geist-Saal stattfindet. boe