Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1121 / 15.10.2025

Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne: Projektupdate und Richtfest des neuen Ankunfts- und Informationsorts „ehemaliger Bahnhof Dutzendteich“

Seit Jahresende 2024 laufen die Baumaßnahmen zur Umsetzung des Lern- und Begegnungsorts Zeppelintribüne und Zeppelinfeld mit Bahnhof Dutzendteich. Der Stadtrat Nürnberg hatte hierfür am 17. Juli 2024 in öffentlicher Sitzung den Objektplan zur „Trittfestmachung“ der Zeppelintribüne, des Zeppelinfelds und des Bahnhofs Dutzendteich als Grundlage für die künftige Vertiefung der Vermittlungsarbeit beschlossen. Mittlerweile konnten an der Zeppelintribüne die umfangreichen Instandsetzungsarbeiten an der Fassade begonnen werden. Am früheren Bahnhof Dutzendteich, der künftig als Ankunfts- und Informationsort dienen soll, konnten im Sommer 2025 bereits die Rohbauarbeiten termingerecht abgeschlossen werden. Das Gesamtprojekt befindet sich damit weiterhin im Zeitplan mit einer voraussichtlichen Fertigstellung bis 2030.

Am Mittwoch, 15. Oktober 2025, informierte die Stadt Nürnberg im Beisein von Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Oberbürgermeister Marcus König, Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich über den aktuellen Stand des Gesamtprojekts. Im Anschluss fand das Richtfest des neuen Ankunfts- und Informationsorts „ehemaliger Bahnhof Dutzendteich“ statt.

Für die Stadt Nürnberg stellt Oberbürgermeister Marcus König klar, was für ein wichtiger Schritt in der Erinnerungskultur und der Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände damit gegangen wird: „Wir erhalten mit dem Zeppelinfeld und dessen Haupttribüne einen bedeutenden Ort der deutschen Geschichte, den jährlich viele Menschen aus aller Welt besuchen. Sie wollen sich hier, am historischen Ort, über die nationalsozialistischen Reichsparteitage und die Inszenierung der NS-Propaganda informieren. Dabei schließt unsere Auseinandersetzung nicht nur die Vermittlung der Vergangenheit mit ein, sondern auch den Umgang mittels Sport und Freizeit. Die heutigen Erlebnisse ungezwungenen Zusammenseins am Zeppelinfeld stehen im sichtbaren Widerspruch zu den uniformierten Massen, für die die Anlage vor gut 90 Jahren erbaut wurde.“

Ministerpräsident Dr. Markus Söder betont: „Erinnerung braucht Orte – und Verantwortung endet nicht mit der Zeit! Der Freistaat Bayern ist sich dieser Verantwortung bewusst. Deshalb stärken wir die Erinnerungskultur, wo es nur geht. Die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld in Nürnberg sind Zeugnisse des menschenverachtenden nationalsozialistischen Größenwahns – Orte von trauriger weltgeschichtlicher Bedeutung, die wir nicht dem Verfall überlassen dürfen. Deshalb investieren wir über 20 Millionen Euro in ihre Sanierung und erhalten sie als ‚begehbares Exponat‘ für kommende Generationen. Es ist ein starkes Signal der Solidarität, dass nun auch der Bund ein Zeichen setzt und die Hälfte der Sanierungskosten übernimmt. Damit wird klar: Erinnerungskultur ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder wächst und unsere Demokratie zunehmend unter Druck gerät, sind solche Orte wichtiger denn je. Sie mahnen, erinnern und stärken unser gemeinsames Fundament. Nie wieder darf Hass die Oberhand gewinnen!“

Die Voraussetzung für einen sicheren Aufenthalt auf der Zeppelintribüne und am Zeppelinfeld ist ein Ende des Verfalls und die bauliche Sicherung der Anlage in den kommenden Jahren. Zuletzt hatten immer größere Bereiche aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden müssen. Anhand von Musterflächen und nach intensiven Voruntersuchungen hat die Stadt Nürnberg eine Gesamtsumme von 88,3 Millionen Euro inklusive der kommunalen Bauverwaltungskosten für das Projekt ermittelt. Im Jahr 2018 hatten der Deutsche Bundestag und 2019 der Bayerische Landtag beschlossen, hiervon maximal 63,825 Millionen Euro zu übernehmen.

Zusammen mit dem Ausbau des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände und dessen neuer Dauerausstellung sowie der Erweiterung der Ausstellung im Memorium Nürnberger Prozesse ist die nun beginnende Umsetzung des Lern- und Begegnungsorts Zeppelintribüne und Zeppelinfeld mit Bahnhof Dutzendteich ein wesentlicher Bestandteil des im Januar 2020 durch die Bayerische Staatsregierung verabschiedeten Gesamtkonzepts zur Erinnerungsarbeit an den Orten der NS-Geschichte im Freistaat.

Ziele des Lernorts

Das Zeppelinfeld und die Zeppelintribüne sind der einzige Bereich des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, der in der NS-Zeit gebaut, für die nationalsozialistischen Aufmärsche genutzt und heute noch im Wesentlichen erhalten ist. Anhand der Architektur und der dortigen Spuren lässt sich die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts von der Weimarer Republik, über die NS-Zeit bis in die Bundesrepublik aufzeigen. Für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ist die Anlage ein wichtiges Exponat, das die Vermittlungsarbeit – neben Faktenwissen und historischen Medien – durch die Möglichkeit des Betretens noch eindrücklicher gestalten lässt.

Der Stadtrat Nürnberg legte daher 2004 grundlegend fest, die Bauten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände nicht verfallen zu lassen oder Verlorenes zu rekonstruieren, sondern sie in ihrer heutigen Gestalt zur Auseinandersetzung für kommende Generationen zu erhalten. Für Bürgermeisterin Professor Dr. Julia Lehner ist dies angesichts aktueller gesellschaftlicher Probleme wie Antisemitismus, Rassismus und Gewalt umso wichtiger: „Wenn uns irgendwann die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nicht mehr von den Schrecken der NS-Herrschaft erzählen können, gewinnen historische Orte wie das Zeppelinfeld und die Zeppelintribüne weiter an Bedeutung für die Bildungsarbeit. Gerade in Zeiten von Fake-News und Künstlicher Intelligenz ist das Hinterfragen von konstruierten Bildern und deren ideologischer Ausrichtung keine Vergangenheitsbewältigung, sondern ein wichtiges Gegenwartsthema.“

Erfolgen soll die Information künftig direkt am historischen Ort über Ausstellungsbereiche im Bahnhof Dutzendteich und in der Zeppelintribüne. Diese wird hierfür mit der Empfangshalle, dem nachträglich als „Goldenen Saal“ bezeichneten Innenraum, dauerhaft geöffnet. Ergänzend zur neuen Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände wird hier über das unmittelbar vor Ort Geschehene in der NS-Zeit und den Umgang mit dem Zeppelinfeld nach 1945 informiert. Wichtig ist die inklusive, möglichst barrierearme Erschließung durch eine entsprechende Wegeführung im Innen- und Außenbereich. Hierfür werden ein Aufzug im östlich vom Mittelbau gelegenen Treppenhaus der Zeppelintribüne und mehrere befahrbare Rampen installiert. Der westliche Teil des Zeppelinfelds wird ebenso wie einer der Feldtürme geöffnet und mittels Markierungen werden unterschiedliche Perspektiven auf die Anlage und ihre beabsichtige räumliche Wirkung in der NS-Zeit erklärt.

Voraussetzungen als Begegnungsort

Die erste Bauphase wird den Bahnhof Dutzendteich und sein Umfeld ebenso umfassen wie die Zeppelintribüne. Im Sommer 2025 hat nun die handwerklich aufwändigste und langwierigste Arbeit am stark geschädigten Naturstein der Tribünenfassade begonnen. Zu verhindern, dass Teile der Fassade herabstürzen, ist eine Grundvoraussetzung, um sich wieder gefahrlos dem Bauwerk nähern zu können. Alle Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie den Fördergebern von Bund und Freistaat Bayern.

Die Fertigstellung der Instandsetzungsarbeiten an der Fassade der Zeppelintribüne ist für 2027 vorgesehen. Parallel dazu werden ab 2026 auf der westlichen Seite des Zeppelinfelds zunächst die 17 Türme gesichert, bevor dann die dortige Wallanlage stabilisiert und die Grünflächen neu angelegt werden. Ab 2028 stehen die 17 Türme auf der östlichen Feldseite und die dortige Wallanlage an. Die beiden Sportplätze auf der östlichen Seite des Zeppelinfelds bleiben unangetastet.

Während der Bauzeit und auch danach werden in den Sommermonaten weiterhin die beiden etablierten Großveranstaltungen unter organisatorisch lösbaren Einschränkungen stattfinden können. Entsprechend hebt der Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich die Komplexität für die städtische Bauverwaltung hervor: „Der bauliche Erhalt und die Umsetzung der künftigen Informationsbereiche stellen das Hochbauamt vor besondere Herausforderungen. Zum einen stehen an etwa 50 000 Quadratmetern Natursteinoberfläche stark witterungsabhängige und handwerklich kleinteilige Außenarbeiten an. Zum anderen finden wir kein geschlossenes Baufeld vor. Wir sprechen über eine Gesamtfläche von fast 200 000 Quadratmetern, die nicht über Jahre der Öffentlichkeit entzogen werden kann. Stattdessen soll weiterhin im Rahmen des Möglichen eine Freizeit- und Sportnutzung stattfinden. Das verlängert zwar die Bauzeit und erhöht die Kosten, steht aber auch für öffentliche Kontrolle und die dauerhafte Umsetzung des Auftrags der ‚Profanisierung‘.“

Unter Berücksichtigung der Anforderungen und Abhängigkeiten in der Umsetzung wird die vollständige Fertigstellung des Gesamtprojekts Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld mit Bahnhof Dutzendteich voraussichtlich für das Jahr 2030 erwartet. Für die künftigen Bereiche der Vermittlungsarbeit wird dann das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände die Verantwortung übernehmen.

Aktuelle Baumaßnahmen

Bisher wurden in der Zeppelintribüne vorbereitende Maßnahmen durchgeführt, zum Beispiel wurden in beide Flügel der Tribüne in den ehemaligen Toiletten- und Treppenräumen Stahlstützen eingebaut, um die Standsicherheit des Gebäudes langfristig zu sichern. Nach der Montage der Arbeitsgerüste beginnen nun die Steinmetzfirmen mit der Instandsetzung der Fassade. Am ehemaligen Bahnhof Dutzendteich wurde die Dachkonstruktion repariert und statisch gesichert. Im Innenbereich wurden nachträgliche Einbauten aus den 1990er-Jahren entfernt, sodass nun der Innenausbau beginnen kann.

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