Die erste Nürnberger Eichhörnchenbrücke ensteht in der Eichendorffstraße. Die Konstruktion funktioniert ähnlich wie eine Grünbrücke und ermöglicht vor allem Eichhörnchen, aber auch Mardern und anderen Kleintieren, das gefahrlose Queren der Fahrbahnen. Mit der ersten Eichhörnchenbrücke in Nürnberg setzt die Stadt ein sichtbares Zeichen für gelebten Artenschutz und bürgerschaftliches Engagement.
Der zuständige Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) sieht die geplante Seilbrücke als sinnvolle Ergänzung zum Schutz der Eichhörnchenbestände und zum Erhalt ihres Lebensraums. Damit unterstützt der Eigenbetrieb das gemeinsame Ansinnen des Bund Naturschutz (BN) und des Bürgervereins Jobst-Erlenstegen, wo sich einzelne Mitglieder bereits seit einiger Zeit für das Projekt einsetzen und letztlich den ganzen Bürgerverein motiviert haben. Der Bürgerverein hatte hierzu eine Spendenaktion initiiert. Die gesammelten Gelder werden dem Bund Naturschutz, der die Umsetzung der Maßnahme vollzieht, zur Verfügung gestellt.
Bürgermeister und Erster Sör-Werkleiter Christian Vogel begrüßt das Engagement der beteiligten Initiativen: „Die neue Brückenbaustelle ist deutlich kleiner als zum Beispiel die Baustelle der Hafenbrücken, aber dafür auch schneller fertig. In beiden Fällen dient sie Mensch und Tier. Mit der Vernetzung von zwei Grünzügen dient sie dem Artenschutz und rettet hoffentlich Tierleben. Mein Dank gilt der Initiative des Bürgervereins, welcher durch seine Spendensammlung dieses schöne Projekt ermöglicht hat. Der Bund Naturschutz übernimmt dankenswerterweise die Montage und eine möglicherweise nötige Kontrolle der Seilanlage.“
Jörg Brunner, 1. Vorsitzender des Bürgervereins Jobst-Erlenstegen, freut sich, dass dieses innovative Pilotprojekt in seinem Quartier startet: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Initiative Wirkung gezeigt hat und nun Realität wird. Aus einer Idee im Stadtteil, trotz Ablehnung im ersten Anlauf, wird nun ein echtes Vorzeigeprojekt für den Artenschutz. Die große Spendenbereitschaft zeigt, wie wichtig den Menschen hier der Schutz unserer heimischen Tierwelt ist. Als Bürgerverein verstehen wir uns als Stimme des Stadtteils – und mit diesem Projekt konnten wir erneut zeigen, wie bürgerschaftliches Engagement konkrete Maßnahmen ermöglichen kann. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern für ihr Vertrauen und dem Bund Naturschutz sowie Bürgermeister Vogel und der Stadtverwaltung für die gute Zusammenarbeit. Der Einsatz aller Beteiligten hat sich gelohnt – jetzt können unsere pelzigen Nachbarn sicher die Straßenseite wechseln. Ab sofort obenrum, stressfrei und ohne lebensgefährliche Straßenakrobatik. Eine kleine Seilbrücke mit großer Wirkung – für Tiere und Menschen gleichermaßen.“
Bürgermeister Vogel: „Es freut mich immer wieder, wenn bürgerschaftliches Engagement und Verwaltung auf unkomplizierte Weise Projekte auf den Weg bringen. Genau deshalb war es für mich persönlich letztlich eine Selbstverständlichkeit, hier aktiv zu werden und nach anfänglichen Irritationen alle Beteiligten mit einer klaren Zielvorgabe an einen Tisch zu bekommen.“
Zur Konkretisierung der Umsetzung hat Sör bei einer Fachinstruktion zwei geeignete Eichenbäume auf beiden Seiten der Eichendorffstraße in Höhe der Hausnummer 47 ermittelt. Diese Baumstandorte wurden dem Bund Naturschutz zur weiteren Planung übermittelt.
Der Bund Naturschutz beschafft nun ein für die zu überbrückende Spannweite von rund 27 Metern geeignetes Seil und lässt dieses durch einen Baumkletterer oberhalb der für den Verkehr erforderlichen Lichtraumprofilhöhe anbringen. Zudem übernimmt der BN, falls erforderlich, die anfängliche Anfütterung der Eichhörnchen.
Dr. Otto Heimbucher, BN-Ehrenvorsitzender, bedankt sich für die rasche Initiative: „Es ist beispielhaft, dass Bürger, Verwaltung und BN hier gemeinsam ein zukunftsweisendes Projekt umsetzen!“ Klaus-Peter Murawski, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, betont die Notwendigkeit der Maßnahme: „Der Verkehrstod ist eine der zentralen Gefahren für Wildtiere in der Stadt. Wir müssen davon ausgehen, dass unzählige Jungtiere zugrunde gehen, weil Elterntiere überfahren werden. Die Szenen sind für viele Bürgerinnen und Bürger erschreckend und sie fordern Abhilfe. Mit Seilbrücken können wir für Eichhörnchen einfache und kostengünstige Übergänge schaffen. Der BN hält es für erforderlich, dass das Konzept auf die gesamte Stadt ausgedehnt wird.“
Sör unterstützt die Maßnahme durch notwendige Verkehrssicherungen während der Montage und führt im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben weiterhin die regelmäßigen Baumzustandskontrollen durch. tom