Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1168 / 23.10.2025

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Geschichte des Nürnberger Christkindlesmarkts

Wie alt ist der Nürnberger Christkindlesmarkt? In drei Jahren kann er sein 350. Jubiläum begehen, nicht aber sein 400., wie bisher von der Stadt angenommen. Das ergeben neue wissenschaftliche Untersuchungen des Stadtarchivs und des Germanischen Nationalmuseums (GNM).

Im Zuge der Vorbereitungen für das Jubiläum des Christkindlesmarkts im Jahr 2028 ist erneut die Frage aufgetaucht, wie alt der Markt tatsächlich ist. Bisher gingen viele davon aus, dass dann in Nürnberg 400 Jahre Christkindlesmarkt gefeiert werden kann. Um dies wissenschaftlich zu untermauern, haben sowohl das Stadtarchiv als auch das GNM noch einmal genauere Nachforschungen betrieben.

Im Mittelpunkt steht dabei eine historische Spanschachtel im GNM, knapp 20 Zentimeter lang, in Größe und Ausmaß mit einem Federmäppchen vergleichbar. Sie ist der älteste Nachweis für den Nürnberger Weihnachtsmarkt. Wem das Schächtelchen einst gehörte und wie alt es ist, darüber gibt eine nicht ganz einfach zu entziffernde Widmung auf der Unterseite Auskunft: Regina Susanna Harßdörfferin von der / Jungfrau Susanna Eleonora Elbsin zum / Kindles marck überschickt – und dann folgt eine Jahreszahl, die 1628 oder 1678 lauten könnte. Die dritte Ziffer der Jahreszahl ist leicht verschmiert und teilweise durch einen Tintenkleks verdeckt und deshalb nahezu unleserlich. Weder Quellen im Germanischen Nationalmuseum noch fototechnische Untersuchungen führten zu einem eindeutigen Ergebnis. Schließlich hat das Stadtarchiv die Personenangaben der Inschrift auf der Spanschachtel mit der Datumsangabe abgeglichen und bestätigte die Vermutungen des GNM, dass die Jahreszahl 1678 lauten muss.

Untermauert wird die Richtigkeit der jüngeren Datumsangabe durch die neueste Expertise aus dem Stadtarchiv. Die Lebensdaten der jungen Harsdörffer sind bekannt, sie lebte zwischen 1663 und 1731, was allerdings nicht zur Jahreszahl 1628 passt. Inzwischen ist die im Stadtarchiv Nürnberg angesiedelte Erforschung der historischen Friedhöfe Nürnbergs so weit fortgeschritten, dass jetzt auch die Freundin nachgewiesen werden kann, die der jungen Harsdörffer die Schachtel zum Weihnachtsfest geschenkt hat, die sie vorher wohl auf dem „Kindlesmarck“ erworben hatte.

Susanna Eleonora Elbs (gestorben 1721) war die Tochter des Georg Sebastian Elbs (gestorben 1666) und der Eleonora, geborene Kraus (gestorben 1682). Alle drei Familienmitglieder sind im Grab Nr. 54 auf dem St. Johannisfriedhof bestattet worden. Die Eltern heirateten 1651, und im gleichen Jahr wurde der Ehemann Genannter des Größeren Rats in Nürnberg. In dieses Gremium kam man nur, wenn man einen untadeligen Ruf – privat wie geschäftlich – vorweisen konnte. Mit anderen Worten: Eine voreheliche Geburt der Jungfer Elbs ist auch deshalb ausgeschlossen! Sie kann frühesten 1651/52 geboren worden sein, mit der Folge, dass die Beschriftung der Spanschachtel nicht von 1628 stammen kann.

Inschrift stammt nicht von 1628

Die Inschrift der Spanschachtel enthält nach wie vor die älteste Erwähnung des Namens unseres „Kindlesmarkts“. Sie stammt allerdings gesichert erst aus dem Jahre 1678. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der weltberühmte Christkindlesmarkt eines der Aushängeschilder der Stadt Nürnberg ist und jährlich von rund zwei Millionen Gästen aus dem In- und Ausland besucht wird.

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König freut sich auf das Jubiläum 2028: „Egal ob unser weltberühmter Christkindlesmarkt nun 400 oder 350 Jahre alt ist – er ist ein Aushängeschild unserer Stadt und Teil unserer Identität. Unser Christkind, die ‚Stadt aus Tuch und Holz‘ gehören einfach zu Nürnberg. Und im Prolog sagt ja unser Christkind alljährlich sehr treffen: ‚Mein Markt bleibt immer jung!'“

Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Dr. Andrea Heilmaier: „Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist weit mehr als ein traditionsreicher Weihnachtsmarkt, er ist ein internationales Aushängeschild für Nürnberg und ein wichtiger Teil unserer Stadtgeschichte. Millionen Menschen aus aller Welt verbinden mit ihm den Zauber der Weihnachtszeit und die besondere Atmosphäre unserer Stadt. Während aktuell bereits die Vorbereitungen für den diesjährigen Markt laufen, richten wir unseren Blick zugleich auch schon auf das große Jubiläum 2028, mit dem wir unseren Christkindlesmarkt gemeinsam würdig feiern möchten."     fra