Ab sofort sind Abfallsammelfahrzeuge mit Kunstaufdruck im Stadtgebiet im Einsatz: Die Gewinner eines dafür im Zuge des Symposions Urbanum Ende 2022 ausgelobten Kunstwettbewerbs sind Maximilian Gessler (Nürnberg), Axel Gercke (Nürnberg), Christian Barta (Nürnberg), Famed (Leipzig) sowie Julia Liedel (Brüssel/Nürnberg). Umweltreferentin Britta Walthelm und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich präsentierten die ausgewählten Kunstwerke am Dienstag, 19. September 2023, auf dem Gelände des Abfallwirtschaftsbetriebs Stadt Nürnberg (ASN).
Aus den 57 Einreichungen von 30 Künstlerinnen und Künstlern für den von der Stadt ausgelobten Kunstwettbewerb hat die Jury des Beirats für Bildende Kunst im Beisein von Umweltreferentin Britta Walthelm und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich fünf Motive ausgewählt, die nun auf Abfallsammelfahrzeugen zu sehen sind. Aufgabe des Wettbewerbs war die künstlerische Gestaltung von Abfallsammelfahrzeugen, die mit Kunstwerken in Plakatgröße beklebt werden. Die Motivwahl war frei. Es musste ein Bezug zu abfall- oder kreislaufwirtschaftlichen Themen, insbesondere zu den Themenkreisen „Abfallvermeidung“, „nachhaltiger, umweltverträglicher Konsum“, „Klima“, „Mülltrennung/richtiges Sortieren“ und Ähnliches hergestellt werden. Der Wettbewerb wird im nächsten Jahr fortgesetzt, sodass weitere Fahrzeuge mit Kunst vom Symposion Urbanum in der Stadt zu sehen sein werden.
Die fünf jetzt ausgewählten Künstlerinnen und Künstler interpretieren ihre Arbeiten wie folgt:
Maximilian Gessler, „Hausstaub"
In der analogen Fotografie verirrt sich gelegentlich ein Staubkorn in die Belichtung. Die Arbeit „Hausstaub“ von Maximilian Gessler stellt dieses meist ungebetene Ereignis in den Vordergrund. Sie zeigt eine Staubflocke, die mit einem Vergrößerungsgerät im Fotolabor auf Fotopapier belichtet wurde. Dabei wird der Staub, welcher meist nur als störender Abfall wahrgenommen wird, in den Mittelpunkt gestellt und so zum Kunstwerk erhoben.
Axel Gercke, „Letzter Schnee"
Offensichtlich ist hier eine Müllsammelstelle dargestellt, diese kann einen schönen Akzent in die übliche Farbigkeit der Stadt setzen – sofern sich nicht als Kennzeichnung illegaler Müllabladeplätze verstanden wird. Die ASN-Mitarbeiter werden viel mit dem Bild anfangen können. Die Szene zeigt die Muggenhofer Straße, Ecke Raabstraße, dort wird leider zu oft alles Mögliche dazu gestellt. An diesem Tag war der Platz frisch geräumt und der letzte Schnee und die Sonne lassen den kommenden Frühling erahnen.
Christian Barta, „Plastikmeere"
Die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll ist eines der größten Umweltprobleme der Menschheit. Als direkte Auswirkung sterben viele Meerestiere durch die Aufnahme des Plastikmülls, da sie ihn mit Nahrung verwechseln, so beispielsweise Meeresschildkröten, die Plastiktüten mit ihrer Hauptnahrungsquelle der Qualle verwechseln. Mikroplastik ist auch eine Folge der Plastikverschmutzung, die ihren Weg über die Nahrungskette auch zu uns zurückfindet und nicht zuletzt gehen wertvolle Ressourcen für ein Recycling verloren. Die Plastikmüllteile sind Teil einer ästhetischen Unterwasserwelt und erst auf den zweiten Blick erkennbar und befremdlich für den Betrachter.
Famed, „Room for an Answer"
Auf den Seitenflächen des Abfallsammelfahrzeugs sind jeweils die Wörter „TRUTH“ und „TRASH“ aufgebracht. Beide Begriffe stehen sich gegenüber, sie flankieren die Ladefläche formatfüllend und klammern deren Inhalt auf metaphorische Weise ein. „Room for an Answer“ ist der Titel der Arbeit, die Begriffe „TRUTH“ und „TRASH“ begleiten das Werk des Künstlerduos seit längerem, beispielsweise in Form von Lichtinstallationen, Inschriften oder Performances im öffentlichen Raum. Die Bedeutung von „TRASH“ kann hier doppeldeutig gelesen werden, zum einen kann sie direkt mit der Funktion des Abfallsammelfahrzeugs kurzgeschlossen werden, zum anderen bietet sie Interpretationsspielraum in Bezug auf den Begriff „TRUTH“. Nachhaltigkeit und eine damit verbundene Abfallvermeidung sind in unser heutigen Zeit präsenter und wichtiger denn je. Wahr ist, dass wir uns ohne bewusstes und nachhaltiges Handeln unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und nachfolgender Generationen entziehen. Wahrheit ist eine Absicht – und beginnt bei uns selbst.
Julia Liedel, „Der Roboter schwimmt im Müll"
Die Künstlerin beschäftigt sich schon seit Längerem mit dem Thema Umweltverschmutzung und dem daraus entstehenden Leid. Aus recyceltem Material erarbeitet sie Bühnenbilder und Kostüme für Live- und Video-Performances. Durch die Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Künstler Précy Numbi, der eine ganze Roboterarmee aus recycelten Plastikteilen hergestellt hat, tragen er und weitere Kolleginnen und Kollegen seine Kostüme. Im Herbst entstand die gemeinsame Produktion „TIKKABI“ in Fürth, die von einem Roboter handelt, der im von Plastik verschmutzten Meer schwimmt und Halluzinationen von einer schönen Natur hat, die leider nicht (mehr) existiert. Die Abbildung ist ein Resultat von Foto und Videomaterial.
Weitere Informationen zum abgeschlossenen Kunstwettbewerb online unter
nuernberg.de/internet/referat6/wettbewerbe.html