Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1117 / 17.10.2023

Kunstwettbewerb Gretel-Bergmann-Grundschule

Die Jury hat entschieden: Ausgewählt wurde das Projekt von Lutz Müller aus Leipzig. Die Stadt Nürnberg hatte einen zweiphasigen Kunstwettbewerb für die Gretel-Bergmann-Grundschule an der Bertolt-Brecht-Straße 35 in Nürnberg ausgelobt. Zur ersten Phase wählte eine Vorjury sieben Künstlerinnen und Künstler aus, konkrete Entwürfe und Skizzen auszuarbeiten und einzureichen. Diese wurden im September 2023 von einer Wettbewerbsjury gesichtet und prämiert. In der zweiten Runde standen noch zwei Arbeiten zur Auswahl, ausgewählt wurde im Oktober letztendlich das Projekt von Lutz Müller aus Leipzig.

Die Wettbewerbsergebnisse können von Montag, 6. November, bis Freitag, 24. November 2023, im Offenen Büro des Stadtplanungsamts in der Lorenzer Straße 30 besichtigt werden. Öffnungszeiten sind montags, dienstags und donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr.

Die Jury bestand aus Vertretern der Schule, der Elternschaft, dem das eigentliche Schulbauvorhaben betreuenden Architekturbüro Ackermann, dem Neuen Museum Nürnberg sowie freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern des Beirats für Bildende Kunst. Weiterhin war die Israelitische Kultusgemeine, die die Interessen der Namensgeberin der Schule, der 1936 aus Deutschland vertriebenen jüdischen Spitzensportlerin Gretel Bergmann wahrte, vertreten.

Gretel Bergmann war eine Weltklasse-Sportlerin, die vorbildlich für Tugenden, die sowohl im Sport als auch in der Schule erstrebenswert sind, steht: Anstrengungsbereitschaft, Ausdauer, aber auch Leistungswille. Als Aspirantin auf die Goldmedaille wurde ihr durch das Naziregime aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Teilnahme an den olympischen Spielen 1936 verwehrt. „Ihre versöhnende Einstellung ‚Es tut Menschen nicht gut zu hassen‘ ist rückblickend auf ihr Schicksal besonders bedeutsam und wertvoll. Gerade auch für Nürnberg als Stadt der Menschenrechte und gerade heute“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.

Der Siegerentwurf von Lutz Müller arbeitet mit drei Ideen, die im Schulgebäude einen Bezug zu Gretel Bergmann herstellen. Der Sport, an dessen Ausübung sie gehindert wurde, dient als Ausgangspunkt. Hochsprunggeräte werden ihrer Funktion enthoben und zweckentfremdet als Türgriffe, Stützskulptur und Bodenskulptur eingebaut. In dieser Verschiebung ihres Gebrauchs bilden sie eine Analogie zu Bergmanns Geschichte.

Der Einsatz von Hochsprunglatten als Ersatz für Türgriffe lenkt die Aufmerksamkeit auf die Eingänge. Sie anzufassen, um in die Schule zu gelangen, lädt auch dazu ein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und darüber mit der Geschichte Gretel Bergmanns. Ihre damalige Ausgrenzung vom Sport wird durch die Funktionsverschiebung der Hochsprunglatten als Türgriffe zum Eintreten umgekehrt. Aus der wackligen Waagerechten drehen sich die Latten in die Senkrechte und stehen fest installiert Spalier für die Besuchenden der Schule. „Die Installation schärft den Blick auf Andersartigkeit, auf Dinge, die nicht ganz zu ihrer Umwelt passen, sie dadurch aber bereichern. Akzeptanz dafür zu fördern, ist vielleicht eine der wichtigsten Aufgaben, die wir an einer Schule tun können“, so Ulrich.

Im Anschluss daran halten im Grünbereich des Vorderhofs mehrere Hochsprungständer einen eineinhalb bis zwei Tonnen schweren Stein 1,6 Meter in der Luft, eine Referenz zu Bergmanns damaliger Bestleistung. Die absurd zusammengesetzte Skulptur, deren Stein gleichzeitig schwer und schwebend erscheint, spielt mit Begrifflichkeiten wie Leistung, Zusammenarbeit, Gefahr und Leichtigkeit und bleibt dabei offen in ihrer Interpretation. Das große Gewicht, hochgehalten von dürren Hochsprungständern, kann als Erfolg, aber auch als Bedrohung gesehen werden. Auf diese Weise knüpft es an die Geschichte von Gretel Bergmann an.

Die dritte Arbeit findet sich am Boden. Die Namensgeberin der Schule tritt durch die Umsetzung von circa 150 Pflastersteinen des Vorderhofs subtil in Erscheinung. Die zufällig wirkende Streuung heller und dunklerer Steine vor der Schule formt an einigen Stellen Buchstaben, die Steine bleiben jedoch in ihrem Verlegemuster großflächig. Subtil wird damit ihr Name geehrt und zum Teil der Plattform, die bewusst als Ebene beschritten werden kann, um zur Schule zu gelangen.

Unterstützt wird die Realisierung des Kunstwerks aus Mitteln der Stadt Nürnberg, der wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen / WBG KOMMUNAL sowie der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg. Ein weiterer Beitrag kommt von der Elternpflegschaft, die auch Initiatorin des Projekts ist. Für die Realisierung stehen 60 000 Euro zur Verfügung.    tom

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