Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 363 / 13.04.2015

Beginn der Arbeiten an Musterflächen am Zeppelinfeld

Die Stadt Nürnberg will die Bauten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, insbesondere am Zeppelinfeld, in ihrem heutigen Zustand erhalten. Je weniger Zeitzeugen über die NS-Zeit berichten können, desto wichtiger werden solche authentischen Lernorte der deutschen Geschichte für die Vermittlung historisch-politischer Bildung.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hat der Nürnberger Stadtrat bereits am 19. Mai 2004 Leitlinien zum künftigen Umgang mit den baulichen Relikten der NS-Zeit beschlossen. Danach will die Stadt weder einen Verfall hinnehmen noch strebt sie eine Rekonstruktion an. Stattdessen soll der Status quo bewahrt werden, um auch kommenden Generationen die Chance zur Auseinandersetzung zu ermöglichen. So ist beabsichtigt, die Zeppelinhaupttribüne und das Zeppelinfeld mit seinen Türmen und Wallanlagen soweit zu ertüchtigen, dass diese größten baulichen Zeugnisse der NS-Staats- und Parteiarchitektur gefahrlos zu betreten sind.

Gerade Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sind ein authentischer Lern- und Erfahrungsort zur Geschichte der Reichsparteitage der NSDAP und der NS-Herrschaft. Die Bauten sind von besonderer Bedeutung für die Vermittlung von Wissen um den Nationalsozialismus und seine Propagandatechniken. Sie sind auch ein wichtiges Zeugnis für die Entwicklung einer demokratischen Erinnerungskultur in der Bundesrepublik Deutschland.

Am heutigen Montag, 13. April 2015, beginnt die bauliche Instandsetzung zweier Musterflächen an der Zeppelintribüne und an einem Abschnitt an der Wallanlage am Zeppelinfeld. Die Baumaßnahmen haben zwei Hauptziele:

Erstens sollen belastbare Zahlen für eine Instandsetzung der Gesamtanlage am Zeppelinfeld mit Zeppelinhaupttribüne und Wallanlagen ermittelt werden. Bisher liegen nur grobe Kostenprognosen in der Höhe 60 bis 75 Millionen Euro aus dem Jahr 2009 vor.

Zweitens sollen an den Musterflächen mögliche Bau-Varianten als Diskussionsgrundlage vor Ort angelegt werden. So kann die optische Wirkung, zum Beispiel von Reparaturen am Naturstein, getestet werden, aber auch festgestellt werden, ob bei der Umsetzung der geplanten Baumaßnahmen Probleme auftreten, die kostenrelevant sind.

Heute beginnen die Arbeiten zunächst im Bereich Turm 8 an der Wallanlage des Zeppelinfeldes. Etwa eine Woche später folgt der Beginn der Arbeiten an der Haupttribüne. Hier wird zunächst die Baustelle eingerichtet, das heißt Bauzaun und Kran werden gestellt, außerdem Gerüstelemente. Ab Mai beginnen Abbruch- und Steinmetzarbeiten. Insgesamt dauern die Arbeiten bis zum Spätherbst.

Anschließend werden in Abhängigkeit zum Nutzungskonzept die Kosten für eine Instandsetzung der Gesamtanlage am Zeppelinfeld mit Haupttribüne und Wallanlage hochgerechnet. Das Baureferat plant für Frühjahr 2016 eine entsprechende Kostenaufstellung.

Die Bauarbeiten werden im Zeitraum von Großveranstaltungen (etwa Konzert von „AC/DC“, „Rock im Park“, „Norisringrennen“) unterbrochen. Hier sind enge Abstimmungen mit den Veranstaltern erfolgt.

Maßnahmen an der Zeppelintribüne (östliches Flügelende)
In der Tribüne werden alter Bauschutt und provisorische Holzabstützungen entfernt. Es werden anschließend unterschiedliche Varianten zur statischen Sicherung erprobt, zum Beispiel Stahlträger/-stützen und eine Betoninstandsetzung.

An der Fassade und im Bereich der Stufen realisieren Steinmetze verschiedene Varianten der Sanierung. Es soll so viel Originalmaterial wie möglich erhalten werden.
Außerdem werden unterschiedliche Varianten zur Abdichtung der Fläche der ehemaligen Pfeilerkolonnade gegen eindringendes Wasser erprobt. Das Innere der Tribüne soll nach Abschluss der Baumaßnahmen kontrolliert be- und entlüftet werden, gesteuert durch eine Regelungstechnik in Abhängigkeit von der Außenluft. So soll die komplett durchfeuchtete Konstruktion nach und nach abgetrocknet werden.

Maßnahmen am Zeppelinfeld (Wallanlage nahe Turm 8)
An der Wallanlage wird versucht, einen sinnvollen Umgang mit den starken Setzungen zu finden, die dadurch entstanden sind, dass der Wall bereits während des Baus vor rund 80 Jahren nicht ausreichend verdichtet worden ist. Erkennbar wird diese Setzung des Walls an der Wallkrone. In einem Bereich von etwa 20 Metern Breite wird versucht, das vorhandene Material zu verdichten. Auch andere Varianten des Umgangs mit den Setzungen, wie ein Beibehalten und Sichern des Bestandes, werden erprobt.

Für die Instandsetzung der Musterflächen hat der Stadtrat drei Millionen Euro in den Haushalt eingestellt.

An der Baumaßnahme sind folgende Fachingenieure und Architekten beteiligt:

Architekturbüro Fritsch, Knodt + Klug, Nürnberg (federführend für alle Gewerke)
Büro für Landschaftsarchitektur Adler + Olesch, Nürnberg (Wallanlage)
Büro Prodenkmal, Bamberg (Naturstein: Schadenserfassung und Fachplanung)
Statikbüro Barthel + Maus, München (Erfassung der Schäden am Tragwerk, Instandsetzungsplanung)

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