Nr. 469 / 05.05.2015
Das Bardentreffen lockt am Wochenende vor Beginn der bayerischen Sommerferien jährlich rund 200 000 Menschen bei freiem Eintritt in die Nürnberger Altstadt. In seinem 40. Jahr schenkt das Weltmusik-Festival seinem Publikum einen zusätzlichen Veranstaltungstag und findet statt von Donnerstag, 30. Juli, bis Sonntag, 2. August 2015.
1 806 Konzerte wurden auf den offiziellen Bardentreffen-Bühnen in den vergangenen 39 Jahren gespielt, heuer kommen weitere 96 Auftritte auf neun Live-Bühnen dazu. Nürnbergs Festival-Klassiker feiert seinen runden Geburtstag mit Größen wie Stephan Eicher, Fanfare Ciocărlia und Georg Ringsgwandl und blickt zurück auf vier Jahrzehnte eigene Musikgeschichte.
Thema: 40 Jahre Lieder von Welt
Als Kulturaktivisten 1976 einen Liedermacherwettbewerb mit regionalen Musikern in Nürnberg ins Leben riefen, ahnte keiner der Beteiligten, welche Erfolgsgeschichte dieses Sängerfest schreiben würde: In vier Jahrzehnten entwickelte sich das Nürnberger Bardentreffen in der historischen Altstadt zum größten Weltmusikfestival Deutschlands bei freiem Eintritt. Das veranstaltende Kulturreferat der Stadt Nürnberg lädt 2015 ausgewählte Künstlerinnen und Künstler erneut auf seine Bühnen: regionale Barden der ersten Stunde ebenso wie Liedermacher-Legenden und Weltmusik-Größen. Sie alle hatten damals etwas zu sagen und haben es heute noch immer.
Deutschland-Premiere als Sonderkonzert
Das Bardentreffen feiert seinen runden Geburtstag mit einem zusätzlichen Festivaltag: Ein Sonderkonzert des Schweizers Stephan Eicher mit der Deutschland-Premiere seines neuen „Automaten“-Projekts leitet bereits am Donnerstag, 30. Juli, auf dem Hauptmarkt das Festival ein. In seinem Heimatland und in Frankreich genießt Eicher Superstar-Status.
Dieser zusätzliche Tag wird durch den treuen Hauptförderer des Bardentreffens, der Sparda-Bank Nürnberg, ermöglicht: Die Sparda-Bank feiert ihren 85. Geburtstag und will mit diesem Konzert auch vielen Besuchern ein Geburtstagsgeschenk zum Bardentreffen machen.
Die 2000er Jahre
Vor 13 Jahren spielten sie bereits an selber Stelle, 2015 kehren die BBC World Music Award Gewinner Los de Abajo aus Mexiko zurück auf den Nürnberger Hauptmarkt. Ihr Sound hat sich über die Jahre verändert, treu geblieben sind „die Rechtlosen“ ihrer politischen Haltung: Noch immer prangern sie in ihren Texten die soziale Ungerechtigkeit in ihrem Heimatland an. Von den Kapverden kommt Mayra Andrade: Zur Exotik ihrer frühen Songs mischen sich Elemente aus Pop und Reggae, sie singt auf Englisch, Französisch, Portugiesisch und Kreol. Hier hört man den Soundtrack einer modernen Weltenbummlerin.
2008 begeisterten die finnischen Mundharmonika-Spezialisten von Sväng das Publikum. Sie stehen für eine freigeistige, lustvolle Musikmelange aus finnischer Volksmusiktradition und Balkanrhythmen. Der englische Songwriter und Rockgitarrist Steve Gibbons beehrte das Bardentreffen 2009 zum ersten Mal. In Nürnberg hatte er jedoch bereits im Jahr 1979 einen Auftritt, als Vorband von The Who vor 40 000 Menschen auf dem Zeppelinfeld. 2015 spielt er nicht mehr als Vorgruppe, da ist er – pünktlich zu seinem 75. Geburtstag – der Hauptact am Sonntagabend auf dem Sebalder Platz.
Dikanda ist eine der bekanntesten Weltmusik-Bands aus Polen und war bereits 2002 bim Bardentreffen. Das Musikkabarett-Trio Ganz schön Feist löste sich 2013 auf, um nun im Duo als Die Feisten wiederaufzuerstehen. Ihren ersten Auftritt beim Bardentreffen feierten sie 2003, jetzt kehren sie zurück mit Absurditäten aus den Untiefen eines jeden Alltags. Bei Gankino Circus aus Dietenhofen in Mittelfranken öffnen sich alte Kerwa-Weisheiten hin zu Balkan-Tänzen im 11/8-Takt, da tanzt Punkrock zu Gypsy-Klängen, vermischt sich finnische Folklore und Clownerie.
Die 1990er Jahre
Markus Binder und Hans-Peter Falkner, besser bekannt als Attwenger, trieben bereits in den frühen 1990er Jahren, nur mit Elektro-Harmonika und Schlagzeug auf der Bühne bewaffnet, den Schweiß aus den Poren ihres Publikums. Dort finden sich Popfans und Punks genauso wieder wie Liebhaber alpenländischer Folklore. Bernd Begemann war beim Bardentreffen 1996 ein Hoffnungsträger einer neuen Liedermachertradition. Fast 20 Jahre und zwölf Alben später gilt der Entertainer, Sänger und Gitarrist als „Veteran der Hamburger Schule“ („Zeit Online“) und ist der „Lieblingsbarde der deutschen Pop-Intelligenz“ („Spiegel Online“).
Die zwölfköpfige rumänische Dorf-Blaskapelle Fanfare Ciocărlia ist nach fast 20 Jahren Welttournee zur Legende gereift. Kein anderes Gypsy-Brass-Ensemble spielt derart präzise in einem so aberwitzigen Tempo und mit solcher Energie. Nach 17 Jahren kehrt es wieder zum Bardentreffen zurück. Die Musiker der deutschen Band Dissidenten begleiteten das Bardentreffen bereits zweimal, 1998 und 2012. Derzeit touren sie mit Ägyptens bekanntestem Sänger und Schauspieler Mohamed Mounir, der für viele seiner Landsleute zum Synonym für liberales Denken und Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung geworden ist. Die Wandermusiker von Bratsch gelten als Superstars der Weltmusikszene, seit mehr als 40 Jahren ist das französische „folklore imaginaire“-Quintett auf Welttournee. 1993 führte sie ihr Weg erstmalig nach Nürnberg, nun spielt die Gruppe ihre letzte Tour.
In seiner Hochphase Ende der 1990er Jahre galt der Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn als Innovator einer neuen bayerischen Gstanzl-Tradition. Nach 13 Jahren Pause steht der Wahnsinn wieder auf der Bühne, in leicht veränderter Besetzung, aber noch immer schlitzohrig und rauflustig. Der Südtiroler Georg Clementi ist Liedermacher, Chansonier und Schauspieler und leidenschaftlicher Leser der Wochenzeitung „Die Zeit“, deren Artikel und Überschriften ihm als Inspiration für sein aktuelles Programm „Zeitlieder“ dienen. Nach 16 Jahren ist er erneut beim Bardentreffen zu Gast.
Die 1980er Jahre
Über Georg Ringsgwandl muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Wer den Paradiesvogel 1987 beim Bardentreffen verpasst hat, kann das in diesem Jahr auf dem Sebalder Platz nachholen.
Die Anfänge 1976
Ein Urgestein der fränkischen Kulturszene, der beim allerersten Bardentreffen 1976 bereits mit auf der Bühne stand, ist der Nürnberger Mundartdichter und Schriftsteller Günter Stössel. Bei seinem zehnten Bardentreffen-Engagement in diesem Jahr präsentiert er gemeinsam mit Miller The Killer ein Konzertprogramm zu Ehren des verstorbenen Liedermacherkollegen Max Kerner. alf
Weitere Informationen
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de