Nr. 120 / 02.02.2016
Friedrich Rückert (1788-1866) setzte sich in seinem Werken intensiv mit den Themen Alter, Krankheit und Tod auseinander. In einem Vortrag zum 150. Todestag des Dichters und Orientalisten wird Dr. h. c. Rudolf Kreutner, Kustos der Schweinfurter Rückert-Sammlungen, am Freitag, 5. Februar 2016, um 19.30 Uhr anhand ausgewählter Texte darstellen, wie Rückert Schicksalsschläge in seinem persönlichen Umfeld verarbeitet hat und mit dem eigenen Alterungsprozess umgegangen ist. Die Veranstaltung aus der Reihe „WortWeltFranken“ findet im Zeitungs-Café Hermann Kesten in der Stadtbibliothek Zentrum statt, Abendeingang Peter-Vischer-Straße. Der Eintritt ist frei.
Schon als Kind musste der in Schweinfurt geborene Friedrich Rückert den Tod naher Angehöriger verkraften: Drei seiner nachgeborenen Schwestern starben noch vor ihrem 5. Geburtstag. Als um die Jahreswende 1833/34 in Erlangen das Scharlachfieber grassierte, starben im Abstand von 16 Tagen Rückerts 3-jährige Tochter Luise und sein 4-jähriger Sohn Ernst. Diesen Verlust betrauerte der Schriftsteller in den über 400 Gedichten der „Kindertodtenlieder“. Ein weiterer Schicksalsschlag war für Rückert 1857 der Tod seiner Frau Luise, die er 1821 geheiratet und über alles geliebt hatte. Vor dem Hintergrund dieser schmerzhaften Erfahrungen beschäftigte sich Rückert seit den 1840er-Jahren sehr bewusst mit dem eigenen Altern. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich in den Texten des Dichters und Orientalisten wider.
Friedrich Rückert gilt als einer der bedeutendsten Literaten, die Bayern hervorgebracht hat. Nach dem Studium erntete er mit den „Geharnischten Sonetten“ (1814) ersten dichterischen Ruhm. Die Begegnung mit dem Orientalisten Joseph von Hammer 1818 in Wien gab den Anstoß für ein intensives Studium der orientalischen Sprachen. In seinen Werken versuchte Rückert, die beiden Welten des Orients und des Okzidents miteinander zu verbinden, sei es mittels Übersetzung der klassischen arabischen und persischen Dichter, sei es durch die Übernahme orientalischer Stoffe und Formen. Einige der Gedichte aus den „Östlichen Rosen“ (1822) wurden von Franz Schubert vertont. Auch bei anderen Komponisten – etwa Schumann, Brahms und Mahler – fand die Lyrik Rückerts großen Anklang. 1826 erhielt Rückert die Orientalistik-Professur in Erlangen, wo er mit der „Weisheit des Brahmanen“ (1839) den Schlussstein seines zu Lebzeiten veröffentlichten Werks setzte. Als er am 31. Januar 1866 in Neuses bei Coburg starb, hinterließ er ein umfangreiches Werk an Übersetzungen, Nachdichtungen und sprachwissenschaftlichen Betrachtungen sowie sehr persönliche Lyrik („Kindertodtenlieder“ und Altersgedichte). alf
Leitung:
Andreas Franke
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