Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 812 / 16.08.2016

Wasserradbau auf dem Erfahrungsfeld

Auf die Spuren einer alten Handwerkskunst, dem Wasserradbau, können sich Interessierte am Samstag und Sonntag, 20. und 21. August 2016, jeweils von 10 bis 15 Uhr auf dem Erfahrungsfeld auf der Wöhrder Wiese begeben. Zwei Wasserbauer der Nürnberger Flussmeisterstelle stellen alte Handwerkszeuge zur Holzbearbeitung sowie die Arbeitsschritte vor, die zum Bau eines aus über 800 Einzelteilen bestehenden Schöpfrads nötig sind. Zudem beantworten sie Fragen rund um die Geschichte, die Bedeutung und die Technik historischer Wasserschöpfräder in der Region. Wie auf dem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne üblich, darf man auch selbst aktiv werden: Die älteren Teilnehmenden schnitzen Holznägel, probieren das Zusammenstecken eines „Kumpfs“ (Schöpfgefäßes) aus und bauen das Kreissegment eines Schöpfrads in Originalgröße zusammen. Die jüngeren fertigen kleine Holzschiffchen und Rindenboote mit Segeln.

Auch heute drehen sich an Pegnitz und Regnitz noch einige der gänzlich aus Holz gefertigten Wasserschöpfräder. Im Gebiet der heutigen Metropolregion Nürnberg wurden sie vor über 600 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt. In der Blütezeit dieser Technik, im 17. und 18. Jahrhundert, waren zur Sommerzeit bis zu 250 Schöpfräder an den hiesigen Flüssen im Einsatz. Das geförderte Wasser diente der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und war unverzichtbar, um die Ernährung der rasch wachsenden Bevölkerung in den Städten zu sichern. Jedes Rad hatte einen eigenen Namen, der sich auf den jeweiligen Betreiber, dessen Hausnamen oder das räumliche Umfeld der Radstatt bezog.

Im Zeitalter der Industrialisierung und mit dem daraus folgenden Einsatz moderner Pump- und Wasserkraftanlagen begann der Niedergang der Bewässerungskultur mit hölzernen Schöpfrädern, da sie ihreWirtschaftlichkeit verloren. Der handwerkliche Auf- und Abbau und die aufwendigen Unterhaltungsarbeiten während der Wässerzeit wurden zu teuer.

Seit über 30 Jahren engagiert sich das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg für den Erhalt der alten Handwerkskunst und den Weiterbetrieb der verbliebenen 13 Schöpfräder an Pegnitz und Regnitz, indem es die Wasserradgemeinschaft Möhrendorf bei der Instandhaltung und der Räumung der Radstätten und Stauanlagen finanziell, materiell und personell unterstützt. Außerdem betreut das Wasserwirtschaftsamt vier Wasserschöpfräder, die durch die Mitarbeiter der Flussmeisterstelle Nürnberg gebaut, unterhalten und jeweils im Frühjahr und Herbst jeden Jahres ein- und ausgehängt werden. So ist es möglich, das nur mündlich überlieferte handwerkliche Wissen und Können um die Kunst des Schöpfradbaues zu erhalten und an künftige Generationen weiterzugeben. alf

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