Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 931 / 26.09.2016

Friedensmahl im Rathaussaal brachte 34 254 Euro

Das diesjährige Nürnberger Friedensmahl stand ganz im Zeichen der Menschenrechtsarbeit des Preisträgers 2015, Amirul Haque Amin aus Bangladesch. Der 55-Jährige kämpft für angemessene Sozialstandards und gerechte Produktionsbedingungen in der Textilproduktion seines Heimatlands. „Zwar ist nach dem Unglück von Rana Plaza das Arbeitsgesetz reformiert worden und der Mindestlohn von 35 auf 60 Euro erhöht worden. Aber auch das ist immer noch kein existenzsichernder Lohn. Unsere Forderungen sind noch lange nicht erfüllt“, sagte Amin im Historischen Rathaussaal. Zur Unterstützung seiner Arbeit kam bei der Benefizveranstaltung am Samstag, 24. September 2016, eine Spendensumme von 34 254 Euro zusammen.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly warb als Gastgeber der Veranstaltung für Amins Engagement für menschenwürdige Arbeitsbedingungen: „Nach den Tragödien in den Textilfabriken hat sich zwar einiges ein bisschen verbessert, aber die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter hat sich nicht verändert. Nur ein verantwortungsvoller und nachhaltiger Konsum gibt den Menschen dort einigermaßen die Möglichkeit, sich selbst zu ernähren und zu versorgen“, betonte Dr. Maly im Rathaussaal. Es sei ein mühsamer, aber wichtiger Kampf für soziale Rechte und Menschenwürde, den Amin und seine Mitstreiter kämpften.

Amin ist Präsident und Mitbegründer der National Garment Workers Federation (NGWF – Nationale Gewerkschaft der Textilarbeiter), der größten Gewerkschaft in Bangladesch. Die NGWF mit Hauptsitz in Dhaka prangert seit 1984 die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie an – das gilt besonders mit Blick auf die häufigen verheerenden Brände und Einstürze von Fabrikgebäuden. Beim Einsturz des Rana Plaza Gebäudes in Dhaka am 24. April 2013 gab es 1 135 Tote und über 2 000 Verletzte unter der vorwiegend weiblichen Arbeiterschaft. Der 55-Jährige tritt mit seiner Organisation für eine faire Bezahlung sowie ein sicheres Arbeitsumfeld ein und wendet sich direkt an die Regierung, an Fabrikbesitzer und ausländische Unternehmen.

„Es gibt immer noch viele existenzielle Probleme: Die Menschen müssen 14 Stunden am Tag arbeiten, sieben Tage die Woche. 85 Prozent der Arbeitskräfte sind Frauen, diese werden diskriminiert, etwa beim Thema Mutterschutz“, berichtete Amin. Das Wichtigste aber sei, dass sich das Bewusstsein der Arbeiterinnen und Arbeiter verändere: Sie wüssten mittlerweile, dass sie ein Recht auf bessere Arbeitsbedingungen haben, sagte Amin im Gespräch mit Bernd Hausmann, Inhaber der glore Handels GmbH. glore steht für „globally responsible fashion“ und verkauft hochwertige Produkte, die nachhaltig und fair hergestellt werden. Für sein Engagement ist Hausmann vor Beginn des Friedensmahls von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly mit dem „Nürnberger Preis für diskriminierungsfreie Unternehmenskultur“ ausgezeichnet worden.

So achtet glore bei der Auswahl der Produkte und Marken auf die Zertifizierung durch das internationale Siegel GOTS (Global Organic Textile Standard), das den ökologischen Anbau der Rohstoffe sowie eine umweltschonende und schadstofffreie Weiterverarbeitung der Textilien kontrolliert. Zudem garantieren Siegel wie das der Fair Wear Foundation und Fairtrade hohe Sozialstandards in der Produktion und gewährleisten Transparenz für die Kundinnen und Kunden. „Mit Rana Plaza ist das Thema in den Köpfen der Menschen angekommen“, sagte Hausmann. Der Qualitätsbegriff in der Modeindustrie müsse sich erweitern. Auch Menschenrechte und soziale Standards, die faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen garantieren, seien Kriterien, die Konsumenten im Blick haben sollten.

Mit der Auszeichnung der glore Handels GmbH würdigt die Stadt das lokale Engagement eines Unternehmens für faire Produktionsbedingungen in der Textilindustrie weltweit. Der Preis ist ein weiterer Baustein in dem breit angelegten Bemühen der Stadt, auch auf lokaler Ebene gegen Rassismus und Diskriminierung einzutreten. Es war die vierte Verleihung der Auszeichnung. Mit dem Preis ehrt die „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ seit 2010 alle zwei Jahre ortsansässige Firmen, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen.

Beim anschließenden Galadinner servierte das Team des Arvena Park Hotels kulinarische Leckerbissen. Rund 190 Gäste genossen ein Vier-Gänge-Menü für den guten Zweck. Einen visuellen Augenschmaus zauberten wie in den vergangenen Jahren die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule für Floristik. Umrahmt wurde das Programm des Abends mit Musik des Quartetts „Harp & harp“.

Die Veranstaltung fand zum neunten Mal seit 1999 statt. Die Stadt veranstaltet das Friedensmahl alle zwei Jahre im Wechsel mit der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. Die Benefizgala unterstützt jeweils das Projekt des Vorjahrespreisträgers. Der Titel knüpft an das historische Friedensmahl des Jahres 1649 an, bei dem die Gegner des Dreißigjährigen Krieges in Nürnberg ihren Friedensschluss besiegelten und Details aushandelten. maj

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