Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1220 / 30.11.2016

Künstlerhaus im KunstKulturQuartier –
Generalsanierung 3. Bauabschnitt

Die Stadt Nürnberg stellt jetzt die Weichen für die dringend benötigte Sanierung des Künstlerhauses im KunstKunstKulturQuartier. Der Münchner Architekt Professor Florian Nagler wurde von der Stadt Nürnberg mit der Realisierung beauftragt. Baubeginn für den hinteren Teil des Hauses ist voraussichtlich Sommer 2018. Dem vorausgegangen ist eine einjährige Planungsphase mit vielen Gesprächen mit Gruppen, Vereinen und Nutzern sowie der am 21. Oktober 2016 wiederholte einstimmige Beschluss zum 3. Bauabschnitt im Kulturausschuss des Stadtrats.

Das 1910 eröffnete Haus am Eingang der Stadt soll Besucherinnen und Besuchern durch eine veränderte Raumordnung zukünftig noch besser für diskursive, partizipatorische Kulturarbeit und für Experimente als Labor und Kreativwerkstatt offenstehen. Gleichzeitig will die Stadt den Charakter des Hauses mit seiner wechselvollen Geschichte erhalten und die dringend zu behebenden baulichen Mängel beseitigen.

Architekt Professor Florian Nagler beteiligt sich gerade auch in direkter Nachbarschaft an den Planungen für den Wiederaufbau der abgebrannten St. Martha Kirche. Seinen Vorentwurfsplan für den 3. Bauabschnitt des Künstlerhauses mit einer Bruttogrundfläche von circa 6 700 Quadratmetern beschreibt Nagler mit einem widersprüchlich klingenden Satz: „Alles muss besser funktionieren, aber soll so bleiben, wie es ist ....“

Nach Interimslösungen für alle bisherigen Nutzungen, Pächter, Gruppen und Vereine, die nach der Sanierung weiterhin im Haus bleiben sollen, wird bereits gesucht. Ziel ist es, nach der Generalsanierung die Vernetzung, Ablauforganisation und Arbeitsbedingungen für städtische wie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern, Besucherinnen und Besuchern einen verbesserten Zugang zu spartenübergreifenden Kulturangeboten zu bieten und Raum für Entwicklungen entstehen zu lassen.

Mängelbeseitigung

Neben bautechnischen und baurechtlichen Mängeln lassen sich die größten funktionalen Problemlagen schnell zusammenfassen: Das enge Miteinander unterschiedlichster Funktionen, die unterschiedlich lärmempfindlich, aber auch unterschiedlich lärmintensiv sind, führt aufgrund des gering ausgebildeten baulichen Schallschutzes zu vielen Konflikten bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen. Die Rettungswege aus den großen Veranstaltungsräumen erfüllen derzeit nur eingeschränkt die aktuellen Anforderungen der Bayerischen Bauordnung beziehungsweise Versammlungsstättenverordnung. Zudem besteht eklatanter Platzmangel für die Unterbringung des Mülls und es fehlen Lagerräume. Eine vernünftige Peripherie für die großen Veranstaltungsräume ist nicht vorhanden, Technikräume, aber auch Umkleiden und Sanitärräume für Künstler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen fast vollständig.

Veränderte Raumordnung
Der Entwurf sieht vor, die sichtbaren Eingriffe in den Bestand auf ein Minimum zu reduzieren. Um aber vor allem das Schallproblem innerhalb des Hauses in den Griff zu bekommen, haben Florian Nagler Architekten ein Raumkonzept entwickelt, bei dem die lärmintensiven Räume von den lärmempfindlichen soweit als möglich entfernt angeordnet werden. Dies betrifft vor allem die Bereiche KulturKellerei und Zentralcafé, die nun in die untere Ebene des Gebäudes verlegt werden, da sie lärmintensiv sind, aber auch unabhängig von Tageslicht betrieben werden können. Die KulturKellerei wird dabei die Räume der jetzigen Schreinerei übernehmen, für das Zentralcafé wird im Bereich des Anlieferhofs das Gebäude auf der Untergeschossebene erweitert. Durch diese und weitere Raumrochaden wird auch erreicht, dass alle Werkstätten auf einer Ebene zusammengeführt werden können und von einem gemeinsamen Flur aus erschlossen sind. Neben den Eingriffen in den Untergeschossen gibt es einen weiteren größeren Eingriff in das Gebäude und sein äußeres Erscheinungsbild, und zwar im Bereich des Erschließungshofs und dem dort bereits bestehenden Anbau. Das direkt angrenzende Treppenhaus wird nach oben und unten erweitert, um die baulichen Rettungswege zu verbessern. Außerdem wird der Anbau etwas aufgestockt, um einerseits einen Lastenaufzug unterbringen zu können, der möglichst viele Ebenen erreicht, andererseits möglichst viele zusätzliche Flächen für Sanitärräume und Künstlergarderoben schaffen.

Neue Eingangssituation
Die Neuordnung der Eingangssituation zum Künstlerhaus bildet eine weitere wichtige Maßnahme, welche die Abläufe im Gebäude verbessern und das Haus deutlicher nach außen hin öffnen wird. Folge ist auch eine bessere Auffindbarkeit des Künstlerhauses selbst und eine bessere Orientierung im Gebäude. In Zukunft wird man über eine breit angelegte Brücke vom Königstorgraben aus zu einer zentralen Eingangshalle gelangen, die als Verteiler für alle Nutzungen im Haus dient und die vielfältigen Facetten des Künstlerhauses sichtbar macht. Diese ist mit Werkstätten und Technikräumen unterbaut und kann von der Gastronomie als Freisitz genutzt werden. Auch der Eingang von der Königstormauer aus wird in Zukunft direkt zu dieser Halle führen, sodass eine zentrale Ost-West-Eingangssituation entsteht. Die baulichen Eingriffe sind dabei eher unspektakulär. Die in der jetzigen Gastronomie vorhandene Holzdecke wird denkmalgerecht umgebaut und erweitert. Das derzeitige Zentralcafé wird in Zukunft von der Gastronomie genutzt werden, die im Bereich des jetzigen Zugangs von der Königstormauer adäquate Räume für Küche, Lagerung und Personal erhalten wird.

In den Obergeschossen werden die Raumstrukturen überwiegend beibehalten, auch wenn die Funktionen getauscht werden. Der Vorsaal wird in Zukunft vor Veranstaltungen und in den Pausen zur Bewirtung der Gäste genutzt, der Nebenfestsaal wird zu einem Seminar- und Veranstaltungsraum. Der Festsaal wird durch den Rückbau der jetzigen Bühne und Galerie zu einem multifunktional nutzbaren Veranstaltungsraum umgestaltet. Dieser ist sehr flexibel angelegt. Außerdem kann in Zukunft mit deutlich geringerem Aufwand für Veranstaltungen mit unterschiedlichen Anforderungen umgerüstet werden. Das schlecht erschlossene und mit baulichen Rettungswegen nicht ausreichend ausgestattete Dachgeschoss wird Lagerräume und die große Lüftungszentrale beherbergen. Die WC-Anlagen sind den Nutzungen zugeordnet. Das Gebäude wird in weitestgehend barrierefrei sein.

Im Inneren gilt es, den Charme der Räume zu erhalten und die notwendigen Reparaturmaßnahmen, aber auch die Erneuerung der Gebäudetechnik so durchzuführen, dass der Denkmalcharakter beibehalten bleibt. Die vorhandenen Oberflächen werden daher grundsätzlich erhalten und bei Bedarf repariert und ergänzt. Fenster werden wo möglich erhalten und aufgearbeitet oder gegebenenfalls denkmalgerecht ersetzt. Ein musealer Charakter wird nicht angestrebt.

Sensible Eingriffe
Die Eingriffe in das äußere Erscheinungsbild beschränken sich auf ganz wenige Bereiche wie die beiden neuen Zugänge und den erweiterten Anbau im Bereich der Anlieferung. Dabei werden Materialien verwendet, die sich harmonisch in das Materialkonzept des Bestands einfügen (Putz, Beton mit Zuschlägen aus ortsüblichem Sandstein, Sandstein, Dachdeckungen mit naturroten Ziegeln, Holzfenster et cetera). Auch in der Formensprache nehmen die Neubaumaßnahmen Bezug auf den Bestand, setzen diese aber sehr präzise und reduziert um, so dass die Eingriffe in die Substanz, zumindest auf den zweiten Blick, lesbar bleiben.

Vorgeschichte Sanierung
Der in Planung befindliche 3. Bauabschnitt hat eine lange Vorgeschichte: Er bildet den letzten und größten Teil einer umfassenden Sanierung. Von 1996 bis Oktober 2000 wurde der mittlere Teil, der auch noch etliche Kriegsschäden aufwies, erneuert. Es folgten der Abriss des alten Vorbaus und die Errichtung des gläsernen Kopfbaus innerhalb von zwei Jahren im Februar 2002 nach den Plänen des Architekten Grabow. Im Sommer 2009 wurden die Planungen für den 3. Bauabschnitt aufgenommen, ein Raumkonzept entwickelt und vom Kulturausschuss einstimmig verabschiedet.

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