Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 680 / 28.06.2017

Bürgermedaillen der Stadt Nürnberg 2017

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Nürnberger Stadtrat am heutigen Mittwoch, 28. Juni 2016, über die diesjährige Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg entschieden. Nach Vorschlägen des Oberbürgermeisters und der Fraktionen ehrt die Stadt Nürnberg heuer folgende Bürger mit ihrer zweithöchsten Auszeichnung:

Rudi Ceslanski
Peter Dickopp
Dieter Kempf
Antje Rempe

Die Verleihung der Bürgermedaille findet in einer festlichen Sondersitzung des Ältestenrats am Stadtgründungstag, Sonntag, 16. Juli 2017, um
17 Uhr statt.

Mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg werden seit 1960 Nürnberger Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben haben. Sie ist aus Gold und hat die Form einer Münze. Auf der Vorderseite ist das große Nürnberger Stadtwappen mit der Umschrift „Stadt Nürnberg“ eingeprägt, auf der Rückseite der Name der oder des Geehrten mit den Worten „Für hervorragende Verdienste“. Bislang wurden 211 Personen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Im Folgenden redaktionell bearbeitete Auszüge aus den Begründungen der Vorschläge:

Rudi Ceslanski
Rudi Ceslanski ist seit 1948 Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKG). Nach dem Ende des NS-Regimes hatte er sich bewusst für die Rückkehr in seine Heimatstadt Nürnberg entschieden. Von 1996 bis 2016 war er als 2. Vorsitzender Mitglied im Vorstand der IKG. Über lange Zeit trug er maßgeblich zum Aufbau der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg bei.

Geboren wurde Rudi Ceslanski am 2. Juni 1933 in Nürnberg. Als er gerade sechs Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern Julius und Betti Ceslanski im August 1939 mit einem der letzten Kindertransporte zu einer Cousine nach London, um ihn vor den immer brutaler auftretenden Nazis in Sicherheit zu bringen. Die gesamte Kriegszeit verbrachte er als Flüchtlingskind in England, jahrelang mit hunderttausenden anderen Kindern evakuiert im Norden der Insel, zuletzt in einem Heim. Zu seinen Eltern hatte er keinen Kontakt. Er lernte die englische Sprache und vergaß die deutsche.

Nach dem Krieg lebte er wieder bei seiner Cousine in London. 1946 überbrachte ein amerikanischer Soldat die Nachricht, dass er zufällig seinen Vater in Ansbach getroffen habe. Nach sieben Jahren der Trennung kehrte Rudi Ceslanski zu seinem Vater nach Deutschland zurück.

Julius und Betti Ceslanski waren am 29. November 1941 von Nürnberg aus über Riga in das KZ Jungfernhof deportiert worden. 1942 kamen sie in das Vernichtungslager Stutthof bei Danzig. Gleich bei der Ankunft wurden Frauen, Männer und Kinder voneinander getrennt. Die Eheleute Julius und Betti Ceslanski sahen sich nie mehr wieder. Erst Jahrzehnte nach dem Krieg konnte ermittelt werden, dass Betti Ceslanski am 12. Dezember 1944 in Stutthof gestorben war. Sie war 32 Jahre alt. Ihr Mann Julius überlebte den Holocaust im KZ Theresienstadt. Rudi Ceslanski musste erfahren, dass auch seine Großeltern, die sich nach 1939 in München versteckt hielten, nicht mehr lebten. Der Großvater starb dort. Die Großmutter wurde verraten und in ein Ghetto in Ostpolen deportiert, von wo aus regelmäßig Menschentransporte in das Vernichtungslager Belzec abgingen.

Rudi Ceslanski kam in die Oberrealschule und lernte wieder Deutsch. Nach dem Schulabschluss wurde Rudi Ceslanski dank seiner Englischkenntnisse im Übersetzungsbüro der MAN in Nürnberg angestellt. Dort war er von 1953 bis zu seinem Ruhestand 1996 beschäftigt, die letzten zehn Jahre als Leiter des gesamten Übersetzungsbüros. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich immer stärker in der IKG. Ab 1996 war er 2. Vorsitzender der Gemeinde. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Arno Hamburger im Jahr 2013 übernahm er die Aufgabe, die Gemeinde verantwortlich zu leiten, ehe Ende 2016 Jo-Achim Hamburger zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde.

Trotz der schrecklichen Erfahrungen in Nazi-Deutschland und den Morden an seinen engsten Familienangehörigen ist Rudi Ceslanski an den Ort der Täter zurückgekehrt. In Nürnberg hat er wieder seine Heimat gefunden. Fortan hat er immer versucht, ohne Ressentiments zu handeln. Unvoreingenommen geht er auf alle Menschen zu, hat für jeden und jede ein offenes Ohr. Rudi Ceslanski stellte sich immer vorbehaltlos in den Dienst seiner Gemeinde. Seinen Freund Arno Hamburger unterstützte er über viele Jahre mit all seinen Kräften. Er übernahm kleine und große Aufgaben mit sehr großem Engagement. Zeugnis abzulegen gerade vor jungen Menschen, ist ihm ein besonderes Anliegen. Das „Nie wieder!“ versucht Rudi Ceslanski vielen zu vermitteln.

Eine große Bescheidenheit kennzeichnet Rudi Ceslanski. Dabei hat er sich nicht nur um die Israelitische Kultusgemeinde große Verdienste erworben. Die Pflege der beiden Friedhöfe hat er sich schon lange zu seiner Aufgabe gemacht. Besonders eingesetzt hat er sich für die Wiederherstellung der erst vor kurzer Zeit wieder entdeckten Ornamente in der Aussegnungshalle, die aus dem Jahr 1907 stammen. Über viele Gräber auf dem alten und dem neuen Friedhof hat er geforscht und so auch vielen Familien bei der Erinnerung an ihre Verstorbenen und Klärung der eigenen Geschichte geholfen. Zahlreichen jüdischen Besuchergruppen aus Belgien, Israel, England oder den USA zeigte er die Schönheiten Nürnbergs. Er war und ist einer der besten Botschafter unserer Stadt. Seine aufopferungsvolle ehrenamtliche Arbeit hat ihm sehr viel internationale Anerkennung eingebracht. Nach dem Tod von Arno Hamburger stellte er sich ganz in den Dienst der IKG und führte auch mit seiner ausgleichenden und feinen Art die Gemeinde in eine gute Zukunft.

Als Zeitzeuge berichtet er seit vielen Jahren immer wieder in Vorträgen über das Schicksal seiner Familie in Nazi-Deutschland, um vor allem jungen Menschen nahezubringen, wie wichtig es ist, sich in unserer Welt für Menschlichkeit und Toleranz einzusetzen, den Nächsten zu lieben und zu achten.

Mit seiner engagierten Arbeit, auch bei der Betreuung vieler Besuchergruppen aus aller Welt, hat Rudi Ceslanski das Bild eines neuen Nürnberg vermittelt, das längst aus dem Schatten der NS-Zeit herausgetreten ist und sich heute dem Frieden und den Menschenrechten stärker denn je verpflichtet weiß. Rudi Ceslanski ist ein Mann der Versöhnung, der mit seinem Handeln vielen ein Beispiel ist. In Anerkennung seiner Verdienste verleiht die Stadt Nürnberg ihm die Bürgermedaille.

Peter Dickopp
Peter Dickopp ist seit Jahrzehnten in Nürnberg für die Förderung des interkulturellen Zusammenlebens aktiv und setzt sich intensiv auch für die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene ein.

Peter Dickopp wurde am 12. Januar 1935 in Berlin-Charlottenburg geboren. Seine Kindheit in den Kriegs- und Nachkriegsjahren war geprägt von lebensbestimmenden Ereignissen: Er erlebte Luftangriffe auf Berlin, Evakuierung in den Oderbruch, den nahenden Ostfront-Verlauf 1945, Flucht nach Schleswig-Holstein – den Alltag kennzeichneten engste Wohnverhältnisse, Mangel an Nahrung und Bekleidung.

Ab 1956 studierte Peter Dickopp Politologie und Soziologie, später Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Mainz und Hamburg. Seine berufliche Laufbahn begann 1965 mit dem Eintritt in die Kaufhof-Tochter Kaufhalle AG als Verkaufsassistent in Hamburg. Als Geschäftsleiter war er ab 1967 in verschiedenen Filialen in Frankenthal in der Pfalz, Siegen, Düren, Fürth, Bayreuth, Aschersleben und Havelberg in Sachsen-Anhalt tätig, zuletzt in Nürnberg in der Filiale Friedrich-Ebert-Platz, wo er 1998 in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Seit Anfang der 1980er Jahre nahm Peter Dickopp an verschiedenen Kursen des Bildungszentrums teil und war als Hörervertreter mehrere Jahre im Leitungsteam „Ständiger Ausschuss“ und „Versammlungsleitung“ aktiv. Er gab den Anstoß zur Einführung von Musikkursen und zur Erweiterung des Behindertenbereichs.

In den 1980er Jahren begannen auch die völkerverbindenden Aktivitäten von Peter Dickopp. Damals war er das einzige ausländische Mitglied in der spanischen „Asociacion de Padres de Alumnos e.V.“, einem spanischen Schüler-Eltern-Verein, dessen Ehrenmitglied er heute ist. Ab seinem Renteneintritt 1998 war Peter Dickopp für mehrere Jahre Mitglied und zweiter Vorstand im Verein „Aldea Laura“. Dieser Verein hat die Gründung einer Dorfschule in Guatemala initiiert und sie bis heute erfolgreich weiterentwickelt. Unter anderem legte Peter Dickopp den Grundstock für die Bibliothek der Dorfschule.

Auch für den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch mit Lateinamerika setzt sich Peter Dickopp ein: Seit 1996 ist er aktives Mitglied des Vereins Ceclam e. V. (Centro Cultural Latinoamericano Alemán de Mittelfranken e.V.), der über die lateinamerikanische Kultur informiert und den spanischen Sprachaustausch fördert.Als Mitglied der Nicaragua-Gruppe des Nürnberger Dekanats der evangelisch-lutherischen Kirche bereitete Peter Dickopp durch privat finanzierte, ehrenamtliche Reisen die inzwischen 20 Jahre währende Partnerschaft zwischen den evangelischen Gemeinden Nürnbergs und jenen in Nicaragua vor. Später, als die Beziehungen formell geworden waren, begleitete er regelmäßig Delegationen und fördert auch heute noch gemeinnützige Projekte. In Managua überarbeitete Peter Dickopp die Kirchenbibliothek und war zeitweilig Hilfskraft in der Präsenz- und Mobil-Bücherei „Bertolt-Brecht-Biblioteca“.

Peter Dickopp ist Gründungsmitglied der Initiative zur Förderung der Städtepartnerschaft Córdoba-Nürnberg, Conoris e.V., im Jahr 2008. Von 2010 bis 2012 setzte er sich für den Verein als Beisitzer im Vorstand ein. Bei seiner Vereinsarbeit liegt es ihm besonders am Herzen, über Kultur, Geschichte und Politik der spanischen Partnerstadt zu informieren. Auf vorbildliche Weise initiierte er zahlreiche Veranstaltungen zu diesen Themen. Bis heute organisiert Peter Dickopp die Vortragsreihe des Vereins.

Neben allem Engagement für den Austausch mit Spanien und Lateinamerika liegt Peter Dickopp ebenso sehr das Miteinander der Menschen daheim in Nürnberg am Herzen. Neben seinen langjährigen Aktivitäten im Bürgerverein Gostenhof, dessen Beiratsmitglied er bis 2015 war, ist seine engagierte Vorstandsarbeit im Diakonieverein Seeleinsbühl-Leyh zu erwähnen, dessen Beirat er seit 2008 angehört.

Peter Dickopp ist zudem ein hochgeschätztes und unermüdliches Mitglied des Helferkreises der Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen in der Solgerstraße 21. Er gibt den Bewohnern der Unterkunft Deutschunterricht und sammelte im Vorfeld Spenden für Lehrmaterialien und die Ausstattung der Räume für den Unterricht.

Seinen jahrzehntelangen Einsatz für das gute Zusammenleben der Menschen in Nürnberg und ihre guten Beziehungen zu Bürgerinnen und Bürgern in anderen Ländern honoriert die Stadt Nürnberg Peter Dickopp mit der Verleihung der Bürgermedaille.

Dieter Kempf
Prof. Dieter Kempf hat über 25 Jahre hinweg – fünf Jahre als Vorstandsmitglied und schließlich zwei Jahrzehnte als Vorstandsvorsitzender – eines der größten Nürnberger Unternehmen geführt: die Datev. Dabei hat er nicht nur seine Firma, seine Genossenschaft, vorangebracht, sondern auch die Stadt Nürnberg: immer wirtschaftlich, mehrfach architektonisch, aber auch stetig kulturell und in der Bildung.

Dieter Kempf wurde am 10. Januar 1953 in München geboren. Dort studierte er Betriebswirtschaftslehre und machte 1978 seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann an der Ludwig-Maximilians-Universität. Nach seinem Studium arbeitete Dieter Kempf 13 Jahre bei der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur & Young, heute Ernst & Young, bevor er 1991 in den Vorstand der Datev eintrat und dort die Verantwortung für die Produkt- und Softwareentwicklung übernahm. 1996 wurde Dieter Kempf Vorstandsvorsitzender.

Die Datev in Nürnberg ist heute mit knapp einer Milliarde Euro Jahresumsatz und rund 7 000 Beschäftigten ganz weit oben angekommen in der Rangliste der deutschen und europäischen IT-Dienstleister. Eine Entwicklung, die maßgeblich unter der Führung von Prof. Dieter Kempf stattgefunden hat. Er baute das überwiegend als Rechenzentrumsanbieter tätige Unternehmen zum erfolgreichen IT-Dienstleister um. Heute ist das Unternehmen nach Microsoft, SAP und Oracle der viertgrößte Softwarehersteller in Deutschland.

Prof. Dieter Kempf erkannte früh die Wichtigkeit von Sicherheit und Vertraulichkeit im Umfeld einer sich immer schneller entwickelnden Welt von Software und Netzwerken. So legte er größten Wert darauf, dass die Sicherung der elektronischen Geschäftsvorgänge höchste Priorität genießt und investierte klug und vorausschauend in den Schutz der Daten seiner Steuerberater und deren Mandanten.

Doch nicht nur für die Steuerberater und Mandanten, die Software und die Zahlen machte sich Dieter Kempf stark. Nachhaltigkeit, Energieeinsparung, Mitarbeiterzufriedenheit und Gesundheitsmanagement rückten unter seiner Leitung in den Fokus. Ein unternehmerisches Leitbild für ökologische und soziale Verantwortung wurde in der Datev nicht nur aufgestellt, sondern wird gelebt. Dass diese verantwortungsbewusste Haltung gegenüber Umwelt und Mitarbeitern funktioniert, zeigt nicht zuletzt die Auszeichnung als „Great place to work“, als großartiger Ort um zu arbeiten, mit dem zweiten Platz der Kategorie „Beste Arbeitgeber in der IT“ – deutschlandweit. Diese erfolgreiche Verbindung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen ist für den Wirtschaftsstandort Nürnberg eine Bereicherung.

Eine deutlich sichtbare Bereicherung – nicht nur in wirtschaftlicher sondern auch in architektonischer Hinsicht – ist der 2015 eröffnete Datev IT Campus 111 an der Fürther Straße. Bereits der Gebäudekomplex an der Virnsberger Straße im Stadtteil Höfen setzte Maßstäbe in der arbeitsökonomischen Gestaltung und prägt die städtebauliche Entwicklung an der Grenze zur Nachbarstadt Fürth. Der neue Standort gegenüber dem Justizpalast ist Symbol und ein Impuls für den Strukturwandel im Nürnberger Westen und mit 1 800 Arbeitsplätzen allein für die Softwareentwicklung erneut eine wichtige Investition in die Zukunft des Unternehmens. Auch dort am Campus sind die Verantwortung und die Idee, die über das eigene Unternehmen hinaus gehen, zu sehen und zu spüren. 4 500 Quadratmeter Parkanlagen mit Spielflächen für Schach und Boccia wurden nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angelegt, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ganz bewusst auch für die Nachbarn im Stadtteil geöffnet.

Prof. Dieter Kempf hat es aber nicht nur verstanden, seine Datev erfolgreich und gleichzeitig verantwortungsvoll zu führen, er hat auch über viele Jahre hinweg Spuren in der Nürnberger Kultur und in der Bildung hinterlassen. So ist er großer Förderer und seit 15 Jahren Vorstandsmitglied der Freunde der Staatsoper Nürnberg e.V. und hat entscheidend an der Patronatsvereinbarung der Datev mit dem Dürer-Gymnasium mitgewirkt.

Seit dem Jahr 2000 unterrichtet er Betriebliche Steuerlehre an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg und gibt so sein Fachwissen an die nächste Generation von Steuer- und Finanzspezialisten weiter. Er wurde auf Grund seiner erfolgreichen Lehrtätigkeit 2005 zum Honorarprofessor ernannt. Bereits seit 1998 ist er Mitglied des Kuratoriums der FAU und ermöglichte Studenten die Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Prof. Kempf ist auch Kuratoriumsmitglied des Alumni-Netzwerks der WiSo Nürnberg und Mitglied im Steuerungskreis des Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrums für Wirtschaft und Gesellschaft. Er ist seit der Gründung 1996 aktives Mitglied des Vorstands der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft, engagierte sich viele Jahre als Vizepräsident der Steuerberaterkammer und ist seit 1997 im Kuratorium des Fördervereins Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg e.V. ehrenamtlich tätig. Außerdem ist er Mitglied der Vollversammlung der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Von 2011 bis 2015 war er Präsident des BDI-Mitgliedsverbands bitkom und gleichzeitig als Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) an entscheidender Stelle für 36 Branchen mit 100 000 Mitgliedsunternehmen tätig. Im November 2016 wurde er schließlich zum Präsidenten des BDI gewählt und ist damit seit der Amtsübernahme zum Jahreswechsel das „Gesicht der deutschen Wirtschaft“.

Für seine zahlreichen Verdienste wurde Prof. Dieter Kempf bundesweit ausgezeichnet. Die Ehrenmedaille der IHK Mittelfranken, die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekräftigen, wie erfolgreich und mit welch herausragender Leistung sich Dieter Kempf nicht nur für sein Unternehmen, sondern für die Region, den Freistaat und das Land eingesetzt hat.

Prof. Dieter Kempf hat das Image Nürnbergs als innovativer Wirtschaftsstandort vorangebracht und ist Motor des Strukturwandels in unserer Stadt. Sein Wirken in Nürnberg – wirtschaftlich wie kulturell und sozial – hat bleibenden Eindruck geschaffen. Er hat gezeigt, wie man im vermeintlich unscheinbaren Geschäft der Steuerberatung viel Prägendes und Zukunftweisendes in einer Stadt bewirken kann. Die Stadt Nürnberg würdigt sein Wirken mit der Verleihung der Bürgermedaille.

Antje Rempe
Antje Rempe hat sich in besonderer Weise um die Stadt Nürnberg und die internationale Verständigung und Aussöhnung verdient gemacht. Ihr Engagement für die Städtepartnerschaft mit Charkiw, insbesondere bei der Gründung und der Pflege des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg, ihre jahrzehntelangen Verdienste um die Völkerverständigung und ihr unermüdlicher Einsatz für Bildung, Jugendaustausch und soziale Projekte verdienen eine besondere Anerkennung.

Antje Rempe wurde als Antje Hasche-Klünder am 18. August 1946 in Göttingen geboren. Im Alter von 13 Jahren siedelte sie mit ihrer Familie nach Michigan in die USA um. Dort entdeckte sie ihre Liebe zur russischen Sprache und Literatur. Sie studierte Russische Sprache und Literatur, Slawistik und Germanistik in Michigan, Freiburg und Heidelberg und legte den Bachelor of Arts mit Auszeichnung ab.

Ihre Affinität zur russischen Sprache fanden Angestellte der US-Regierung bemerkenswert, denn zu Hochzeiten des kalten Kriegs waren US-Bürger mit russischen Sprachkenntnissen eine Seltenheit. Antje Rempe war eine der jüngsten Teilnehmerinnen, die mit einer US-Delegation eine Reise durch die Sowjetunion der 1960er Jahre machen durfte. Die Stationen führten sie über Leningrad und Moskau auch nach Kiew in die Ukraine. Sie hat die Ukraine schon weit vor den Zeiten des Umbruchs kennen gelernt, was ihr später immer wieder von Nutzen war.

1968 kehrte sie nach Deutschland zurück. Bis heute hat sie neben der deutschen auch noch die US-Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr folgte die Heirat mit Burkhard Rempe, aus der Ehe gingen die vier Kinder Tobias, Julia, Clara und Martin hervor. Es schlossen sich ein Studium am Dolmetscherinstitut in Heidelberg und ein Lehramtsstudium in Kiel für Gymnasiallehramt in den Fächern Englisch und Russisch an.

Nach der Ernennung zur Studienrätin im Jahr 1975 zog Antje Rempe nach Nürnberg. Dort arbeitete sie zunächst am Bildungszentrum nebenamtlich als Dozentin für Englisch und Russisch. Von 1986 bis 2007 war Antje Rempe hauptamtlich am Bildungszentrum zunächst als Fachbereichsleiterin für seltener unterrichtete Sprachen, ab 1998 auch für Deutsch als Fremdsprache tätig. In ihre Zeit fiel die Einführung des Einbürgerungstests Deutsch. Engagiert leitete sie auch regelmäßig Fort- und Weiterbildungen für Sprachkursleiter. Im Bayerischen Volkshochschulverband hatte sie das Amt der Landesbeauftragten für Russisch inne.

Seit 1989 setzt sich Antje Rempe mit großem Engagement für die Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und der ukrainischen Stadt Charkiw ein. Als Dolmetscherin, die perfekt russisch spricht und ukrainisch versteht, leistet sie wertvolle Hilfe bei der Begründung und Pflege der Städtepartnerschaft. Antje Rempe war eine der Initiatorinnen der Gründung des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg e.V. im Jahre 1993. Über viele Jahre war sie als stellvertretende Vorsitzende mit Aufgaben der Geschäftsführung betraut. Nach dem Tod des früheren Vorsitzenden Dr. Bernd Rödl wurde sie 2016 zur Vorsitzenden gewählt. Im Partnerschaftsverein förderte sie die Initiierung einer Reihe von Sozialprojekten. So half der Verein beispielsweise bei der Finanzierung einer Armenküche und organisierte Hilfe für bedürftige und tuberkulosekranke Kinder. Auch Binnenflüchtlinge, eine Sozialstation für arme Alte und unheilbar Kranke und Krankenhäuser wurden unterstützt.

Diese Projekte dauern bis heute an, was in hohem Maße auf das Engagement von Antje Rempe zurückzuführen ist, die diese Unterstützungsmaßnahmen organisatorisch betreut. Sie gilt deshalb auch als das „Herz des Partnerschaftsvereins“. Durch ihr großes persönliches Ansehen konnte sie dafür benötigte Spendenmittel in erheblichem Umfang beschaffen. Bei zahlreichen Besuchen in Charkiw baute sie ein Netzwerk zuverlässiger Partner auf, mit denen sie die Projekte betreibt.

Besonders herauszustellen ist darüber hinaus die Gründung und Betreuung des Kultur- und Bildungszentrums „Nürnberger Haus“ in Charkiw durch den Partnerschaftsverein im Jahre 1995. Diese landesweit einzigartige Einrichtung bietet Deutschsprachkurse, Kultur, Begegnung, Beratung und Information für Deutsche und Ukrainer gleichermaßen an. Seit 2000 ist das „Nürnberger Haus“ Sprachlernzentrum des Goethe-Instituts und führt regelmäßig Sprachkurse für alle Niveaus durch. Diese interkulturelle Begegnungsstätte hat sich zu einer anerkannten deutsch-ukrainischen Mittlereinrichtung entwickelt, zur wichtigen Anlaufstelle für alle an Deutschland interessierten Charkiwer Bürgerinnen und Bürger sowie für Deutsche, die Charkiw besuchen.

Für Journalisten, Deutschlehrer und Studenten veranstaltet Antje Rempe regelmäßig Seminare, die neben sprachlich-methodischen Fragen auch Themen wie Menschenrechte, Zivilgesellschaft und NGOs in den Vordergrund stellen. Begegnungen zwischen jungen Leuten zu befördern ist ihr ein großes Anliegen. Seit 2008 organisiert sie deshalb regelmäßig deutsch-ukrainische Schülerbegegnungen und Seminare zu aktuellen Themen wie Umweltschutz, erneuerbare Energien, Erinnerungskultur, Menschenrechte, Vielfalt und Vorurteilsabbau. Auch beim aktuellen Thema Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern ist sie engagiert: Sie gibt seit einem Jahr am Bildungszentrum Integrationskurse für Zugewanderte.

Für ihre Verdienste um die Städtepartnerschaft mit Charkiw und die internationale Verständigung erhielt Antje Rempe 2010 das Bundesverdienstkreuz.

Antje Rempe leistet mit ihren Projekten einen wichtigen Beitrag für die Stadt Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Sie füllt mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern seit vielen Jahren die Partnerschaft mit Charkiw mit Leben. Für die Stadt Nürnberg und für viele deutsche und ukrainische Organisationen, für Stiftungen und andere Gremien ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin, wenn es um ukrainische Angelegenheiten geht. Ein wichtiges Leitmotiv des Vereins ist die Vision des gemeinsamen Hauses Europa: private Initiative, persönliche Kontakte und eine gute interkulturelle Verständigung über Grenzen hinweg sollten zum Aufbau dieses Hauses beitragen. Eine Vision, die heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat und mehr denn je gebraucht wird.

Mit diesem langjährigen und vorbildlichen Einsatz für die internationale Verständigung hat sich Antje Rempe um die Stadt Nürnberg und deren Bürgerinnen und Bürger sehr verdient gemacht. Antje Rempe wird daher mit der Bürgermedaille geehrt. alf

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