Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 2 / 02.01.2018

Fotoausstellung „Abaya“ von Ute Grabowsky

In der Ausstellung „Abaya“ zeigt die Bonner Fotografin Ute Grabowsky vom 9. bis 31. Januar 2018 einen anderen, neuen Blick auf die fremde Welt verhüllter Frauen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage der Identität unter dem traditionellen islamischen Kleidungsstück Abaya sowie mit dem Wandel von Identität und Gefühlen nach der Flucht. Der Besuch der Ausstellung im Foyer des Heilig-Geist-Hauses, Hans-Sachs-Platz 2, ist kostenlos und Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr möglich. Die Eröffnung findet am Dienstag, 9. Januar 2018, um 19 Uhr statt.

Die Fotoserie besteht aus 20 Einzelbildern und Bildpaaren, die das Gefühlsleben von Frauen im Jemen vor dem Krieg und nach der Flucht nach Europa zeigen. Sie hilft, die Frauen unter der Abaya besser wahrzunehmen und zu verstehen. Schirmherrin der vom Amt für Internationale Beziehungen organisierten Ausstellung ist die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich.

Junge Fotografinnen aus Sanaa, der Hauptstadt des Jemen, baten Ute Grabowsky um Unterstützung bei der Umsetzung eines Kunstprojekts zum Thema Emotion und Identität. Wild, zart, gefangen, schön, stark, verletzlich, glücklich, verwirrt, ängstlich oder träumerisch – so beschrieben die jemenitischen Fotografinnen ihre Gefühlswelt unter der Abaya, dem verhüllenden Übergewand. Die Frage nach dem „Erlaubten“ war bei der Entwicklung der Motive zentral. Aus westlicher Sicht gibt es in der Kunst kaum noch Tabus – in der verschlossenen Welt des Jemen gibt es kaum Kunst, aber jede Menge Tabus. Das Fotostudio wurde zur „Black Box“, zum geschützten Raum, in dem die Frauen ihrem Seelenleben Ausdruck verleihen konnten.

Aufgrund des derzeitigen Kriegs sind die jemenitischen Fotografinnen 2015 aus dem Jemen geflohen und haben zum Teil in den Niederlanden ein neues Leben begonnen – ohne Abaya, in einer ihnen fremden Kultur. Dank eines Stipendiums der VG Bildkunst konnte sich Ute Grabowsky noch einmal mit den Frauen auseinandersetzen. Was ist geblieben, was ist anders? Suchend, unsicher, geborgen, wütend, mutig, verwirrt, vertrieben, gestärkt, anlehnungsbedürftig und schuldig beschrieben die Frauen jetzt ihre Gefühlswelt.

Eine zentrale Frage ist nun: Wie weit darf man sich von der Herkunftskultur befreien, ohne seine Herkunft zu verleugnen? Der Strand von Katwijk in den Niederlanden wird zur Freilichtbühne. Die Diskussion darüber, was in der Ausstellung gezeigt werden darf, bestimmt auch hier die Motive. Das Meer steht für die Offenheit, mit der die Frauen den neuen Gefühlen begegnen, aber auch für die Wucht, mit der die neuen Gefühle Besitz ergreifen können. Die Bereitschaft, sich auf eine neue Kultur einzulassen, ändert nichts an dem Wunsch der Frauen, anonym zu bleiben. jos

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