Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 693 / 04.07.2018

Gedenktafel für Hermann Kesten enthüllt

Das Fördern und Unterstützen anderer Autoren hatte sich der Schriftsteller Hermann Kesten (1900-1996) zur Lebensaufgabe gemacht. Jetzt wurde in der Geburtsstadt Kestens, Pidwolotschysk, in der heutigen Ukraine, eine Gedenktafel für den Schriftsteller und Ehrenbürger Nürnbergs enthüllt. An der der Enthüllung der Tafel am 25. Mai 2018 nahm der Direktor des Bildungszentrums Nürnberg, Dr. Martin Ecker, in Vertretung für Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner teil.

Die Gedenktafel mit dem Halbrelief Kestens fertigte der Bildhauer Roman Wilguschynsky im Rahmen des Projekts „Bukowinisch-Galizische Literaturstraße“ an. Das Projekt, das seit drei Jahren in der Ukraine läuft, gedenkt speziell der deutschsprachigen jüdischen Schriftsteller, die vor dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit in den Regionen Bukowina und Galizien gelebt haben. Als Hermann Kesten im Jahr 1900 in Pidwolotschysk geboren wurde, lag der Ort an der Grenze zwischen der damaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie und dem Russischen Kaiserreich. Initiatoren des Projekts, das in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland stattfindet, sind die Künstlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Jüdischen Museums Berlin Helga von Loewenich und der ukrainische Professor für Literaturwissenschaft Dr. Petro Rychlo.

Die Erinnerung an Kesten und die Würdigung seiner Leistungen haben in Nürnberg einen festen Platz im Stadtgeschehen: Das Hermann-Kesten-Kolleg vermittelt beispielsweise als städtisches Gymnasium des zweiten Bildungswegs die Allgemeine Hochschulreife als Vollzeit- und Tagesschule. Im Innenhof der Stadtbibliothek im Zentrum Nürnbergs erinnert eine Kesten-Skulptur an den Schriftsteller. 2017 wurde in der Stadtbibliothek Nürnberg die erste wissenschaftliche Biografie über den weltbekannten Schriftsteller und Nürnberger Ehrenbürger vorgestellt.

Zur Person Hermann Kesten:
Hermann Kesten (1900-1996) verbrachte seine Kindheit und Jugend in Nürnberg. 1927 zog er nach Berlin, wo er als Lektor für den Kiepenheuer Verlag tätig war. 1933 sah er sich gezwungen, Deutschland zu verlassen: Zunächst lebte er sieben Jahre im Pariser Exil, 1940 emigrierte er in die USA, wo er zusammen mit Thomas Mann vom Nazi-Regime verfolgte Schriftsteller rettete. Kesten prägte die Literaturszene in der Weimarer Republik und trug wesentlich zu den Debatten der jungen Bundesrepublik bei. Er verfasste zahlreiche Romane und Erzählungen, als Essayist machte er sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen Namen. Unvergessen sind seine Portraits zahlreicher berühmter Kollegen, die unter dem Titel „Meine Freunde, die Poeten“ mehrfach aufgelegt wurden. Kestens Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, neben Thomas Mann und Lion Feuchtwanger gehörte er zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern in den USA. In der Stadtbibliothek Nürnberg sind Kestens Werke in unterschiedlichen Ausgaben und auch in Übersetzungen verfügbar. Neben Briefen und Lebensdokumenten des Nürnberger Ehrenbürgers befinden sich im Bestand der Stadtbibliothek ein Original-Manuskript mit eigenhändigen Anmerkungen des Nürnberger Ehrenbürgers sowie seine Totenmaske. jos

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