Nr. 548 / 27.05.2019
Das Seniorenamt der Stadt Nürnberg beginnt im Juni 2019 mit einer Befragung zur Kundenzufriedenheit in Nürnberger Pflegeheimen. Die Zustände in den Einrichtungen sind häufig Grund für schlechte Nachrichten. Auch in Nürnberg ist das so, besonders wenn der jährliche Tätigkeitsbericht der Heimaufsicht im Stadtrat vorgestellt wird. Doch ist die Pflege wirklich so schlecht wie oft berichtet wird? „Dass es Pflegemängel gibt, kann nicht bezweifelt werden, doch dass eine ganze Profession unter Generalverdacht gerät, wird den Pflegenden auch nicht gerecht“, sagt Nürnbergs Referent für Jugend, Familie und Soziales, Reiner Prölß.
Mit der Nürnberger PflegeQualitätsOffensive (PQO) haben das Referat für Jugend, Familie und Soziales und das Seniorenamt der Stadt Nürnberg zusammen mit der lokalen Wohlfahrt deshalb eine Initiative gestartet, mit der auch die positiven Seiten der stationären Pflege stärker ins Blickfeld gerückt werden sollen. Handlungsleitend ist der Gedanke, dass nur im Schulterschluss mit den Beteiligten, vor allem den Heimbetreibern selbst, das Image der Pflege verbessert werden kann. „Dabei geht es keineswegs um Schönfärberei, sondern um eine differenzierte Herangehensweise, die an den komplexen Wirkungszusammenhängen in der Pflege ansetzt“, sagt Dieter Rosner, Leiter des Seniorenamts der Stadt Nürnberg.
Seit 2018 haben deshalb drei Arbeitsgruppen der Stadt mit den Verbänden zu den Schwerpunktthemen Transparenz, Kundenzufriedenheit und (interne) Beratung getagt und konzeptionelle Vorschläge erarbeitet. Ausgangsfragestellung war jeweils, wie das öffentliche Bild der Pflege realistischer dargestellt und Anreize zur Qualitätsentwicklung gesetzt werden können.
Befragung zur Kundenzufriedenheit
Zum Schwerpunktthema Kundenzufriedenheit findet nun eine gemeinsame Befragung in Nürnberger Pflegeheimen statt: Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige, Beschäftigte und sonstige externe Dienstleister der Heime sind aufgerufen, ihre ungeschminkte Meinung über die Zustände in ihrem Pflegeheim kundzutun. Sie können dabei äußern, was ihnen in dem betreffenden Heim gefällt und was nicht – in offener Form, ohne jegliche Antwortvorgabe. Dazu werden Karten im Heim verteilt, die in Antwortboxen im Eingangsbereich eingeworfen werden können. Nach Ablauf des Erhebungszeitraums wertet das Seniorenamt die Karten anonym aus, das heißt auch ohne Identifikation der jeweiligen Einrichtung.
Ziel ist es, dadurch ein aktuelles und repräsentatives Stimmungsbild zur stationären Pflege in Nürnberg zu gewinnen. Und zwar aus erster Hand: von denen, die davon betroffen sind oder tagtäglich damit zu tun haben. Damit soll nicht zuletzt auch ein Gegengewicht zur jährlichen Berichterstattung der Heimaufsicht geschaffen werden, wo zwangsläufig fast immer die negativen Seiten der Pflege im Vordergrund stehen.
Organisiert wird die Befragungsaktion vom Seniorenamt. Die Teilnahme der Einrichtungen daran ist freiwillig. Deutlich mehr als die Hälfte der Nürnberger Pflegeheime wollen mitmachen.
Transparenz: Veröffentlichung der Prüfberichte in Kurzform
Beim Thema Transparenz standen die turnusmäßigen Prüfungen der Heimaufsicht im Fokus. Ergebnis: Künftig soll eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen Prüfberichte veröffentlicht werden. Dazu wurde zusammen mit der Heimaufsicht ein Formular erarbeitet, in dem die Prüfergebnisse zu den fünf wichtigsten Prüfbereichen übersichtlich und auch für Laien verständlich darstellt werden können. Als Plattform für die Veröffentlichung ist die Homepage des Seniorenamts vorgesehen. Die Erprobungsphase soll im Herbst dieses Jahres anlaufen. Ein solches Projekt ist im Freistaat Bayern (und vermutlich bundesweit) ein Novum.
Trägerübergreifender Qualitätszirkel
Im Themenfeld Beratung hat sich die Arbeitsgruppe darauf geeinigt, einen trägerübergreifenden Qualitätszirkel einzurichten. In diesem sollen nacheinander wichtige Themen zur konkreten Umsetzung organisatorischer und struktureller Abläufe und Vorgaben in der stationären Pflege besprochen werden. Bei Bedarf können auch zusätzliche, spezifische Fortbildungsangebote für Träger und Pflegekräfte aufgelegt werden. Ein erstes Hauptthema für den Qualitätszirkel ist die Umsetzung des neuen „Pflege-TÜVs“. Der Qualitätszirkel soll ebenfalls nach der Sommerpause starten.
„Nürnberger Pflegepreis“
Als weiteres Element der PQO ist zwischenzeitlich der „Nürnberger Pflegepreis“ für vorbildliche Praxismodelle und -projekte hinzugekommen. Der Preis ist mit
10 000 Euro dotiert, Bewerbungen können bis zum 15. Juli 2019 online beim Seniorenamt eingereicht werden. Die Preisverleihung findet im feierlichen Rahmen am 5. November statt.
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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