Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1065 / 17.10.2019

Spielzeugwaffen werden zu Skulptur des Friedens

Das Papiertheater Nürnberg und das Spielzeugmuseum Nürnberg kooperieren seit Jahren im Projekt der weltweit stattfindenden „Konferenzen der Kinder“. Das Friedensprojekt von Kindern für Kinder findet am morgigen Freitag, 18. Oktober 2019, einen weiteren Höhepunkt: Im Torso der Kongresshalle an der Bayernstraße bauen Kinder aus aller Welt gemeinsam eine Skulptur des Friedens aus ihren Spielzeugwaffen. Um 12 Uhr wird das Projekt offiziell durch Renate Schmidt, Bundesministerin a. D. und Nürnberger Ehrenbürgerin, eröffnet. Über den gesamten Zeitraum hinweg begleitet ein anspruchsvolles musikalisches und künstlerisches Programm den Bau der Skulptur.

Kinder aus 20 Ländern werden zusammen mit Johannes Volkmann und dem Team des Papiertheaters die Friedensskulptur errichten. Vorher legen die Mädchen und Jungen symbolisch ihre Spielzeugwaffen nieder. Denn die Kinder haben ihre Waffen nicht „einfach so“ verschickt. An vielen Waffen hängen Zettel mit Namen, Alter und Herkunftsland der Kinder und mit ihren Wünschen für den Frieden in der Welt. Für die künstlerische Begleitung beim Bau der Friedensskulptur haben sich der Chor des Dürer-Gymnasiums Nürnberg und das Männerballett der Nürnberger Luftflotte angekündigt.

Die Vorgeschichte
Der Künstler Johannes Volkmann hat das Projekt der Beteiligung von Kindern an der Gesellschaft, in der sie leben, in internationalen „Konferenzen der Kinder“ entwickelt. Johannes Volkmann arbeitete von 2014 bis 2018 mit einer kindgerechten Form der Politisierung von Kindern und Jugendlichen. Alle Kinder, die an den Konferenzen teilnehmen, bekommen je ein eigenes „Fragebuch“ mit grundsätzlichen Überlegungen, die das politische Denken jedes Menschen betreffen – jenseits von lehrplanbezogenem Schulstoff und auch jenseits klassischer Familiengespräche.

Das Buch stellt den Kindern Fragen – und die Kinder haben viel Platz für ihre geschriebenen, gemalten und auf Papier gebastelten Antworten: „Was findest du gut an deiner Welt? Und was fehlt dir? Was bereitet dir Sorgen, wenn du an dich und an die Welt denkst? Welchen Satz würdest du auf eine riesige Wand schreiben wollen, so dass alle Menschen ihn lesen können? Schreibe einen Brief mit deinen wichtigsten Fragen und Forderungen an die Regierung deines Landes! Wie sieht deine ideale Welt aus? Was würdest du machen, wenn du 10 000 Euro hättest, um die Welt zu verändern?“

Erster Höhepunkt: „Gipfelkonferenz der Kinder“ in Nürnberg 2018
Im Sommer 2018 fand auf der Straße der Menschenrechte die „Gipfelkonferenz der Kinder“ mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly als Schirmherr statt. Zu diesem Anlass wurden die Fragebücher der Kinder aus aller Welt ausgestellt und ausgewertet. Länderübergreifend nannten die Kinder immer wieder „Frieden für unsere Welt“ als ihren ersten und sehnlichsten Wunsch. Daraus entstand der Gedanke, ein internationales Friedensprojekt von Kindern für Kinder zu entwickeln.

Aktiver Kooperationspartner für das Friedensprojekt ist das Spielzeugmuseum Nürnberg. Ideelle Kooperationspartner sind die Nürnberger Altstadt- und Innenstadtkirchen: die evangelischen Innenstadtgemeinden, die Katholische Stadtkirche und die Reformierte Kirche Nürnberg.
Von Kindern für Kinder

Wesentlich war allen Akteuren, dass Kinder und Jugendliche sich mit ihrem Taschengeld-Budget an dem Friedensprojekt beteiligen können. Zugleich unterstützen auch viele Erwachsene das Projekt und senden die Spielzeugwaffen der Kinder nach Nürnberg. Nicht selten übersteigt das Porto auf den Versandkartons den Wert der Spielzeugwaffen um ein Vielfaches.

„Das Projekt polarisiert wie kaum ein anderes“, sagt der Künstler Johannes Volkmann. „Es gibt Menschen, die die Haltung vertreten: ‚Lasst doch den Kindern ihre Wasserspritzpistolen!‘ und ‚Jetzt dürfen die Kinder wohl nicht mal mehr Räuber und Gendarm spielen?‘ bis hin zu: ‚Das ist endlich mal ein Friedensprojekt, an dem Kinder mit ihrem Taschengeldbudget teilnehmen können!‘ Und als solches ist es gedacht!“, so Volkmann.

Waffenlieferungen ins Spielzeugmuseum
Das Spielzeugmuseum ist die Sammelstelle für Spielzeugwaffen von Kindern aus aller Welt, von Schulklassen und Jugendgruppen. Die Lieferungen von mittlerweile geschätzt rund 1 000 Waffen sind der symbolische Beitrag von Kindern für den Frieden in der Welt (Stand: 17. Oktober 2019).

„Es kommen seit Wochen sowohl einzeln verpackte Waffen als auch riesige Kartons mit Waffenlieferungen ganzer Schulklassen im Spielzeugmuseum an“, schildert Museumsleiterin Karin Falkenberg. Im Foyer des Hauses steht eine Sammelbox, die zwischenzeitlich schon mehrfach geleert werden musste, weil sie überfüllt war. „Manchmal kommen Kinder oder Erwachsene auch einfach persönlich ins Foyer, gehen gezielt auf die Sammelbox zu, werfen ihre Waffen ein und gehen dann wieder“, so Falkenberg.

Die Waffenlieferungen kamen und kommen auch per Post aus der ganzen Welt nach Nürnberg – aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Norwegen, Rumänien, Bulgarien, Bosnien, Kroatien, Nordmazedonien, aus den USA, Kuala Lumpur und Australien. Ein Büroraum des Spielzeugmuseums steht derzeit voller großer Kartons und Versandtaschen mit Einzellieferungen. Das Team des Spielzeugmuseums musste mehrfach zum Nürnberger Zollamt fahren, um vom Zoll abgefangene Spielzeugwaffenlieferungen auszulösen – dreimal kamen die Waffen in riesigen Umzugskartons aus der Ukraine, aus Griechenland und aus Malaysia.

In den Kartons finden die Mitarbeitenden des Museums immer wieder von Kindern handgeschriebene Zettel. Auf einem steht zum Beispiel: „Wir sind für den Frieden! Wir finden dises Projekt Toll! Leon – Ardi – Jojo – Amelie“ (sic) oder „Hallo liebes Spielzeugmuseum, wir, das Kinderparlament der Grundschule Moosfelde, haben für die Aktion Waffen gesammelt. Wir haben in den Klassen nachgefragt, weil wir finden echte Waffen echt schlimm! Wir sind sehr gespannt, wie das ‚Kunstwerk des Friedens‘ aussehen wird! Mit freundlichen Grüßen vom Kinderparlament Leonie, Finn, Mara, Kati, Violetta, Lin, Robin, Nicola, Tara“ oder „Sehr geehrte Damen und Herren des Spielzeugmuseums, ich habe von Ihrer Initiative ‚Wasserpistolen für den Frieden‘ gelesen und meinem Sohn Simon davon erzählt. Er findet das ganz toll und hat mich gebeten, Ihnen seine Wasserpistole zu schicken“ oder einfach in handgeschriebener Kinderschrift: „Ich finde Waffen doof!“ alf

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