Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 205 / 26.02.2020

N2025: Game-Theater-Koproduktion mit dem Staatstheater Nürnberg: „No work and all play“

Das interaktive Game-Theater „No work and all play“ über die Zukunft der Arbeit als spielbare Utopie des Theaterkollektivs Prinzip Gonzo hat seine Uraufführung am Donnerstag, 5. März 2020, um 19 Uhr. Die Koproduktion des Bewerbungsbüros Kulturhauptstadt Europas 2025 mit dem Staatstheater Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Nürnberg und dem Haus des Spielens Nürnberg wird in der Halle 11 auf dem ehemaligen Grundig-Areal in der Beuthener Straße 41 in Nürnberg gezeigt. Die Vorstellungen finden ausschließlich im März statt. Karten gibt es zum Preis von 15,30 Euro auf der Internetseite des Staatstheaters https://www.staatstheater-nuernberg.de/.  
 
Dass der Gesellschaft die Arbeit ausgeht, ist schon lange bekannt. Automatisierung, Digitalisierung und sogenannte „künstliche Intelligenz“ beschleunigen beziehungsweise verschärfen diesen Prozess, der nicht zwingend in der Katastrophe enden muss – wenn man sich vorstellen kann, dass sich die Welt um etwas Anderes dreht als den Arbeitsmarkt. Das Theaterkollektiv Prinzip Gonzo nimmt diese Herausforderung an und verbindet Theater, Computer-, Rollen- und Gesellschaftsspiel. Das Publikum wird zu aktiven Mitspielerinnen und Mitspielern in direkter Interaktion mit den Schauspielerinnen und Schauspielern, anderen Besuchenden sowie einer eigens entwickelten Software: Es gilt, ein Sinn stiftendes Äquivalent zum Lohnerwerb zu finden und das Verhältnis von Leben und Arbeit radikal zu überdenken. Dabei werden frühere Büroräume der Grundig AG im Nürnberger Stadtteil Langwasser zum Spiel-Ort.
 
Man betritt ein Gebäude, das früher einmal das Herzstück eines großen, so genannten „Arbeit-Gebers“ war – eine vormals wichtige und mächtige Instanz. Das ganze Leben drehte sich darum, Arbeitskraft und Lebenszeit gegen Geld zu verkaufen. Inzwischen ist in das Gebäude eine Nachfolgeinstitution eingezogen: das „Ministerium zur Untersuchung einer sinnstiftenden Existenz“ (MUSE). Denn auch nach der Epoche der Erwerbs-Arbeit wollen die Menschen selbstverwirklichend tätig sein. Doch die neu gewonnene Freiheit stellt die Menschen vor Herausforderungen. Hier hilft das MUSE: Spielerisch werden verschiedene Angebote ausprobiert, um herauszufinden, wie „Arbeit“ individuell definiert werden kann und was in der neuen Welt ein persönlich sinnstiftendes Äquivalent wäre. Doch es gibt einen Haken: Nicht jeder Mensch ist von Anfang an bereit, lange Gelerntes abzustreifen und sich diesem neuen Zeitalter der Suche nach den ureigensten Bedürfnissen zu öffnen. Und die immer fortschrittlicheren technologischen Ressourcen – so komfortabel sie sind – sind begrenzt. Es geht um die Erforschung der ganz persönlichen LUST („Laut Untersuchung sinnstiftende Tätigkeit“). Und darum, was passiert, wenn plötzlich der Strom ausfällt.  
 
„Die Produktion setzt einen wichtigen Programmpunkt zum Thema ‚Arbeiten, Lernen, Spielen‘, das in der Kulturhauptstadtbewerbung Nürnbergs eine zentrale Rolle einnimmt“, so der Leiter des N2025Bewerbungsbüros Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner, „Wir freuen uns, eine der interessantesten und experimentierfreudigsten Gruppen des zeitgenössischen, postdramatischen Theaters in Nürnberg erleben zu können.“
 
Robert Hartmann und Tim Tonndorf von Prinzip Gonzo beschäftigen sich in ihrem neuesten Game-Theaterprojekt mit der Frage, welchen Stellenwert die Arbeit im Leben eines Menschen einnimmt und ob er durch deren Verlust an Bedeutung verliert oder sich dadurch neue Chancen der Selbstfindung bieten. Ausgehend vom Tag Null, an dem die Arbeit endet, kreieren Prinzip Gonzo eine Welt im Übergang: zwischen den Anpassungsschmerzen derer, die die Arbeit noch kennen, und der Frage, was an ihre Stelle treten wird oder für die einzelne Person treten könnte, wenn die Notwendigkeit der Erwerbsarbeit überwunden ist. In verschiedenen Räumen der Halle 11 auf dem Grundig-Areal können die Besuchenden als Mitspielerinnen und Mitspieler ganz unterschiedliche Aspekte der Post-Arbeitsgesellschaft erkunden, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten erforschen und im Rückblick auf die eigene Arbeits-Gegenwart Anstöße zu deren Überwindung suchen.  
 
Prinzip Gonzo wurde 2010 von David Czesienski, Robert Hartmann und Tim Tonndorf als Regiekollektiv gegründet, um dem meist unproduktiven Regie-Despotismus die genialische Kraft der Gruppe entgegenzusetzen. 2012 kamen Alida Breitag und Holle Münster hinzu. Bei ihren partizipativen Formaten in fiktionalen Welten steht das Publikum im Zentrum. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind ihre eigenen Spielfiguren, die sich durch offene Spielflächen bewegen und direkt mit den Performenden interagieren. Dabei werden zentrale Fragestellungen der Gegenwart mit Hilfe von Digitalität und Technik in Verbindungen aus Theater, Performance, Brett- und Computerspiel und Installation spielerisch verhandelt.
 
Die Ausstattung des Game-Theaterprojekts übernimmt Thea HoffmannAxthelm. Mit Prinzip Gonzo entwickelte sie 2014 mit „Spiel des Lebens“ ein Sandbox-Game-Theater oder theatrale Open-World-Simulation, deren Spielprinzip sie seitdem in weiteren Projekten gemeinsam weiterentwickeln.
 
Für das Game-Design ist Markus Schubert verantwortlich, der gemeinsam mit Christoph Wanja seit 2015 die Game-Engine „toto.io“ entwickelte – eine digitale Plattform für Design, Produktion und Umsetzung von unterschiedlichsten Spiele-Mechaniken an der Schnittstelle von Gaming und Realität. Von Stadt-Schnitzeljagden über Multiplayer-Spektakel bis hin zu interaktiven Installationen bietet Toto eine große Vielfalt an Möglichkeiten für Spiele-Designerinnen und -designer, Künstlerinnen und Künster sowie Veranstalterinnen und Veranstalter.
 
Besucherhinweise
Der Veranstaltungsort ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar (Bushaltestelle: Nürnberg Beuthener Straße, Linie 55 und 56, direkt vor dem Gelände, oder Nürnberg Hans-Kalb-Straße, Linie 44, circa 15 Minuten Fußweg; S-Bahn Haltestelle: Nürnberg Frankenstadion, S2, circa zehn Minuten Fußweg). Begrenzte öffentliche Parkmöglichkeiten sind vor dem Gelände vorhanden.

Das Spiel dauert voraussichtlich rund drei Stunden, individuelle Pausen sind jedoch jederzeit möglich. Zu beachten ist, dass nur eingeschränkte Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stehen, da das Spielprinzip auf dem eigenständigen Erkunden der verschiedenen Räume basiert. Dennoch ist die Veranstaltung barrierefrei und für alle zugänglich.  
 
Konzept und Realisation: Prinzip Gonzo (Robert Hartmann, Tim Tonndorf)
Bühne und Kostüme: Thea Hoffmann-Axthelm
Game Design: Markus Schubert
Game Engine: „toto.io“ (Markus Schubert, Christoph Wanja)
Dramaturgie: Sascha Kölzow  
 
Mit: Annette Büschelberger, Frank Damerius, Amadeus Köhli, Felix Mühlen, Maximilian Pulst, Moritz Schulze, sowie Teodora Koeva, Melanie Klos und Nabil Ifthekar. Statisterie: Sonja Morgenstern, Melanie Negele, Viktoria Badewitz, Svetlana Reimer, Florian Wetzel und Karl Grus
 
Weitere Termine
Weitere Vorstellungen gibt es am Dienstag, 10. März, Donnerstag, 12. März, Mittwoch, 18. März, Donnerstag, 19. März, Samstag, 21. März, Sonntag, 22. März, Donnerstag, 26. März, Samstag, 28. März 2020, jeweils um 19 Uhr.

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