Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 492 / 08.05.2020

„Experiment Tinder“ im digitalen Theatersaal

Die Schauspielerin und Regisseurin Andrea Hintermaier entdeckt die Möglichkeiten des digitalen Theatersaals. Das „Experiment Tinder“ wird als Live-Stream am Freitag, 15. Mai 2020, um 20 Uhr auf verschiedenen Plattformen gezeigt. Die Links dazu finden sich auf https://www.kunstkulturquartier.de/tafelhalle.
 
Noch in Vor-Corona-Zeiten begann Andrea Hintermaier mit den Recherchen zum Gebrauch der Dating-App Tinder in der Region. Die gezielte eigene Nutzung und zahlreiche on- und offline-Befragungen ergaben enorm viel Futter für ein interaktives Theaterstück. Die Premiere am Donnerstag, 14. Mai 2020, kann bekanntermaßen in ihrer geplanten Form in der Tafelhalle nicht stattfinden.
 
Das in der Recherche entstandene Szenen-Kaleidoskop paraphrasiert Tinder-Situationen: emotionale Hochs und Tiefs von Protagonisten auf der Suche nach der „wahren Liebe“, Flirts, Partnerschaft, Freundschaften oder nur Sex. Euphorie, Liebeskummer, Zweifel, sowie Abgründe von Sucht, Missbrauch und Depression wechseln sich im Spiel der Emotionen ab.
 
Eine arenaartige Bühnensituation mit Beteiligung des Publikums sollte Unmittelbarkeit und Interaktivität ermöglichen. Durch das Auftreten einer globalen Pandemie fallen für den Moment physische Theaterbesuche aus und auch Dating Apps, deren Ziel persönlicher Kontakt ist, werden dieser Tage primär nur zum „chatten“ genutzt – physische Nähe findet auch hier nicht statt. Aus „Tinderville 2025 – Einsam in Franken“ wurde „Experiment Tinder“. Erste konkrete Leseproben im Team per Video-Chat, für die die App Zoom genutzt wurde, erschufen neue Konstellationen, Fragestellungen und inszenatorische Herausforderungen: Wie könnte eine virtuelle Bühne entstehen, ohne dabei den Kontakt zum Publikum zu verlieren? Wie kann man sich digital begegnen und nahekommen?
 
Gemeinsam auf der Bühne in einem Abstand von zwei Metern und jeder vor seinem Bildschirm ist man sich gefühlt körperlich nah und bleibt doch in seinem eigenen Kosmos.
 
Seit dieser Woche proben Andrea Hintermaier und ihr Team unter diesen besonderen Umständen im Schnelldurchlauf auf der Bühne der Tafelhalle eine Kurzversion des Stücks und erforschen eine neue Form von Theater.
 
Zum einen birgt sie technische Herausforderungen und vereint digitale Möglichkeiten mit alt bekannten Theatermitteln, zum anderen ermöglicht sie filmische Elemente und Techniken. Wie und ob ein solches Experiment das Theater möglicherweise langfristig verändert, eventuell sogar eine neue Kunstform entsteht, und auf diesem Weg das Theater für neue Zielgruppen interessanter wird, bleibt zu erforschen. Diese neue Art der Inszenierung unterstreicht darüber hinaus die Frage, wie und ob sich unsere Gefühlswelt im Zeitalter der Digitalisierung ändert beziehungsweise anpasst.
 
Aus dem Versuch, körperliche Nähe mit einem Video-Chat zu erzeugen, ist ein szenisches Experiment entstanden, das nun – auch live – über Facebook per Zoom-Streaming, fast pünktlich zum Premierentermin, erlebbar sein wird.
 
Die Premiere auf der Bühne in der Tafelhalle wird im März 2021 nachgeholt. In welcher konkreten Form, bleibt vorerst offen.
 
Inszenierung/Text: Andrea Hintermaier
Bühne/Kostüme: Sandra Dehler
Es spielen: Johanna Steinhauser und Rasmus Max Wirth
Regieassistenz: Sabrina Hertle
 
Eine Koproduktion von transforming arts e. V. mit der Tafelhalle Nürnberg, gefördert durch Zuschüsse der Stadt Nürnberg und mit freundlicher Unterstützung der Dorothea-Herzog-Kulturstiftung.    tom

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