Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 320 / 09.04.2021

Fazit „KünstlerNotgeld zum ARTerhalt“

Das Künstlerhaus im KunstKulturQuartier zieht als Fazit der Aktion „KünstlerNotgeld zum ARTerhalt“ eine positive Bilanz: großer Andrang trotz Lockdown. Die Fortsetzung folgt jetzt im Erlanger E-Werk und online.
 
Bei der Aktion des Coburger Kunstlabels Verwertungsgesellschaft wurden in Kooperation mit dem KunstKulturQuartier individuell gestaltete und in einer handwerklichen Drucktechnik hergestellte Kunst-Geldscheine in einer Schaufensterausstellung im Glasbau des Künstlerhauses, Königstraße 93, präsentiert und eins zu eins zum Tausch angeboten. Seit dem Ausstellungsbeginn am 8. März 2021 kamen vor Ort knapp 300 Tauschgeschäfte zustande und ein Erlös von 5 575 Euro.
 
Nun zieht die Aktion weiter nach Erlangen, wo das KünstlerNotgeld ab dem Montag, 12. April, im Kassenhaus des E-Werks, Fuchsenwiese 1, ausgestellt und zum Tausch angeboten wird. Zudem können die Kunstscheine auf der Aktions-Website www.kuenstlernotgeld.de auch weiterhin direkt über die Künstlerinnen und Künstler erworben werden.
 
Noch schnell einen quietschbunten Fünfziger zur Seite legen, der auf den letzten Drücker telefonisch angefragt wurde, dann hängte das Team des Nürnberger Künstlerhauses am vergangenen Dienstag, 6. April, ein Vermögen an falschen Banknoten ab. Über Wochen waren von Künstlerinnen und Künstlern gestaltete Geldscheine in einer Schaufensterausstellung im Glasbau des Künstlerhauses präsentiert worden. „KünstlerNotgeld zum ARTerhalt“ lautete der Titel der von Oliver Heß und Martin Droschke alias Verwertungsgesellschaft konzipierten Präsentation, die bewusst mit der Hilflosigkeit einer Verzweiflungstat kokettierte. Eigentlich sollte die Schaufensterausstellung im Künstlerhaus bereits am 22. März abgebaut werden, aufgrund der hohen Nachfrage war sie jedoch bis nach Ostern verlängert worden.
 
Weil für Kunst- und Kulturschaffende seit dem 22. März 2020, an dem die Pandemie sie in den ersten Lockdown zwang, nahezu alle Einkünfte wegbrachen, hatte die Verwertungsgesellschaft deutschlandweit dazu aufgerufen, ein Künstler-Notgeld, eine eigene Kunstwährung, zu gestalten und aufzulegen. Notgeld, darunter versteht man eigentlich jene Ersatzzahlungsmittel, die Kommunen und Firmen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs drucken ließen, als die Wirtschaft aufgrund der Spanischen Grippe kollabierte. Am 8. März 2021 verwandelte sich die Kultur Information im Glasbau des Künstlerhauses in eine Wechselstube, dank „Call & Collect“ konnten Kunstbegeisterte die im Fenster präsentierten Fünfer, Zehner und Hunderter gemäß des aufgedruckten Werts 1:1 in echte Euros eintauschen. 294-mal kam ein solches Tauschgeschäft zustande. Nicht mitgezählt sind hier jene Scheine, die parallel über die Aktions-Website direkt mit den Künstlerinnen und Künstlern getauscht wurden. „Weil sich die Hoffnung nicht erfüllt hat, dass die Kultur Information zumindest zeitweise öffnen kann, wurde auch die Online-Wechselstube rege genutzt“, so Oliver Heß von der Verwertungsgesellschaft. „Deutschlandweit übrigens. Und auch aus Österreich haben sich Künstler und Kunstfreunde beteiligt.“
 
„Für viele der Künstlerinnen und Künstler“, so Anna Schwarm, Leiterin des Künstlerhauses, „ist das Geld, das durch die Ausstellung bei uns in der Kultur Information zusammenkam, aber gar nicht das wichtigste. Viele haben uns gespiegelt, dass ihnen die Aktion wieder Schaffensmut gegeben hat. Das mitzuerleben war oft sehr berührend.“ Die Kunstschaffenden erhalten den kompletten Erlös ihrer in echtes Geld umgetauschten KünstlerNotgeld-Scheine.
 
Anna Schwarm wird das noch nicht eingetauschte Künstlernotgeld an ihre Erlanger Kollegin Verena Bäumler weitergeben, die es ab dem 12. April im Kassenhaus des von ihr geleiteten E-Werks, Fuchsenwiese 1, in Erlangen präsentiert. Auch dort können die Kunstscheine gegen echte Euros getauscht werden.

Die Online-Wechselstube www.kuenstlernotgeld.de, die die Nürnberger Kommunikationsagentur DieZwei gesponsert hat, wird weiterhin in Betrieb bleiben. „Weitere Wechselstuben stehen schon in den Startlöchern“, so Martin Droschke von der Verwertungsgesellschaft. „Wir gehen momentan davon aus, dass die Ausstellung so lange weiter wandern wird, bis die Kulturszene aus ihrem erzwungenen Dämmerschlaf geholt werden kann. Was, wie es aussieht, leider noch etwas dauern wird.“
 
Die Verwertungsgesellschaft ist ein Kunstlabel aus Coburg. Sie hat sich die Aufgabe gestellt, spieltherapeutisch an Kulturbürgerinnen und -bürger sowie kulturferne Mitmenschen heranzutreten, um ihr persönliches Verhältnis zu Kunst und Literatur neu anzuordnen. Ihre Ausstellungen und Aktionen werden nach eigenen Angaben von der Mehrheit des Publikums meist anders verstanden als von den Kunstschaffenden ursprünglich intendiert. So scheitern sie „im Stil eines Don Quijote, denn auch die Verwertungsgesellschaft sucht sich nur solche Gegner, die gar keine sind“.    alf

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