Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 338 / 15.04.2021

Publikationen zum Reichsparteitagsgelände im Krieg

Von Mai 2019 bis März 2020 veranschaulichte die Sonderausstellung „Das Reichsparteitagsgelände im Krieg. Gefangenschaft, Massenmord und Zwangsarbeit“ im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände den Wandel des Areals vom Schauplatz der Reichsparteitage hin zum Kriegsgefangenenlager Nürnberg-Langwasser. Zum 76. Jahrestag der Befreiung des Lagers am 17. April 2021 erscheint nun eine gleichnamige Publikation, die alle Forschungsergebnisse zu dem Thema vereint. Zeitgleich lädt eine neue Webpräsenz in vier Sprachen zur digitalen Spurensuche ein.
 
Bis heute prägen die Bilder der Inszenierungen zu den Reichsparteitagen die Wahrnehmung des Geländes im Südosten der Stadt. Die Bilder des Zweiten Weltkriegs stehen dazu in deutlichem Kontrast: Mehrere tausend Kriegsgefangene und zur Zwangsarbeit Verschleppte starben bis Kriegsende in Nürnberg-Langwasser. Die gedruckte Publikation und die Website zeigen die Entwicklung des Reichsparteitagsgeländes hin zu einem umfangreichen Lagerkomplex. Im Mittelpunkt stehen dabei zahlreiche Biografien, welche die an den Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen sowie jüdischen Franken verübte Gewalt bis hin zur gezielten Ermordung oder Deportation in Vernichtungslager offenlegen. Der Fokus auf den scheinbar bekannten Ort verschiebt sich, er wird sichtbar als Tatort nationalsozialistischer Verbrechen und Gewalt, als Ort individuellen Leidens.
 
Publikation und Webpräsentation runden das seit 2017 durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ geförderte internationale Forschungsprojekt ab. Über 45 000 Besucherinnen und Besucher sahen dessen Ergebnisse bereits 2019/20 in der Sonderausstellung des Dokumentationszentrums, die zur bislang erfolgreichsten des Hauses wurde. Die unerwartet große Unterstützung der Forschungsarbeit durch Familienangehörige ehemaliger Kriegsgefangener sowie ziviler Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen verdeutlicht die große Relevanz des Themas für den historischen Ort Reichsparteitagsgelände und darüber hinaus. Inzwischen ist das Dokumentationszentrum fester Ansprechpartner und erhält zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland zum Schicksal ehemaliger Gefangener.
 
Die Website „Lager Langwasser“ wurde in Kooperation mit dem polnischen Centralne Muzeum Jeńców Wojennych realisiert: https://lager-langwasser.de. Auch künftige Rechercheergebnisse sollen in die Website eingepflegt werden, die zunächst auf Deutsch, Italienisch, Polnisch und Russisch veröffentlicht wird. In Kürze folgt eine englische Version.
 
Die Publikation „Das Reichsparteitagsgelände im Krieg. Gefangenschaft, Massenmord und Zwangsarbeit“, herausgegeben von Dr. Hanne Leßau, ist als Band 22 der Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg im Michael Imhof Verlag erschienen. Sie ist für 18,95 Euro im Buchhandel und an der Kasse des Dokumentationszentrums erhältlich.    alf
 
 

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