Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 392 / 29.04.2021

„Entartetes“ Gemälde kehrt in Kunstsammlungen zurück

Im Jahr 1922 erwarb die Stadt Nürnberg in einer Berliner Kunsthandlung ein Gemälde des ostpreußischen Malers Alfred Partikel (1888-1945). Der damalige Oberbürgermeister Dr. Hermann Luppe (1874-1945) hatte sich dafür eingesetzt, neuere Kunst aus allen deutschen Landschaften für die städtische Galerie anzukaufen, um der Bevölkerung einen Überblick über das aktuelle Kunstgeschehen zu verschaffen. 15 Jahre später, unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, wurde das Gemälde mit über 100 anderen Werken aus der Galerie entfernt und beschlagnahmt. Bisher war unbekannt, was mit dem Bild geschah. Nun ist es in Norddeutschland wiederaufgetaucht und wurde den Nürnberger Kunstsammlungen zurückgeschenkt.

Das Bild „Kniender Akt“ hatte Alfred Partikel wohl kurz vor dem Ankauf fertiggestellt. Partikel war Professor an der Kunstakademie Königsberg und Mitglied der Berliner Secession. Die Nationalsozialisten stuften seine Werke als „Entartete Kunst“ ein, weshalb auch das Nürnberger Gemälde beschlagnahmt wurde. Partikel kam kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf ungeklärte Weise ums Leben. Das Gemälde gelangte indessen vermutlich durch den Kunsthändler Bernhard A. Böhmer an den Künstler Hugo Körtzinger. Dieser versteckte es wohl neben etlichen Werken von Ernst Barlach in seinem Atelier im Wendland.

Prof. Arne Körtzinger, ein Meeresforscher aus Kiel, entdeckte das Gemälde im Nachlass seines verstorbenen Großonkels Hugo. Auf der Rückseite fand er einen alten Inventar-Aufkleber der städtischen Kunstsammlungen Nürnberg. Sofort stand sein Entschluss fest, es der Stadt Nürnberg zurückzugeben.

Der Wiedererwerb kam gerade zur rechten Zeit, um das Gemälde noch in die kommende Ausstellung im Stadtmuseum im Fembo-Haus einzubeziehen: „Luppes Galerie. Die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg in der Weimarer Republik“ würdigt vom 25. Juni bis 1. November 2021 die Sammeltätigkeit der Stadt unter dem kunstsinnigen Oberbürgermeister Luppe. Mehrere von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Werke werden hier erstmals wieder vereint sein.

Eine ausführlichere Darstellung der wechselvollen Geschichte des Gemäldes findet sich im Museen-Blog: https://museenblognuernberg.de/2021/04/28/rueckkehr-nach-84-jahren/. al

Stadt Nürnberg

Amt für Kommunikation und Stadtmarketing

Leitung:
Andreas Franke

Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de