Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 660 / 02.07.2021

Kleinräumige Infektionszahlen für die Pandemiephasen veröffentlicht

Nachdem das Amt für Stadtforschung und Statistik im Mai bereits erste Informationen zum kleinräumigen Infektionsgeschehen in Nürnberg veröffentlicht hatte, stellt der vorliegende Bericht M519 „Kleinräumige Infektionszahlen für Nürnberg“ anhand von Karten das Infektionsgeschehen im Zeitverlauf in Nürnberg dar. Dadurch ist es möglich, Informationen über die Auswirkung der verschiedenen „Wellen“ der Pandemie auf die einzelnen Stadtgebiete zu gewinnen. Denn: Nicht alle Gebiete waren in allen Pandemiephasen gleich stark betroffen.
Basis der Analysen sind vom Gesundheitsamt jetzt zur Verfügung gestellte Daten zu den amtlich erfassten Fällen. Mit der rein deskriptiven Untersuchung dieser Daten unternimmt das Amt für Stadtforschung und Statistik einen ersten Schritt, um sich der sozialstrukturellen Analyse der Corona-Pandemie anzunähern.

Im Ergebnis zeigt sich in Nürnberg (wie auch in anderen deutschen Städten), dass sich die gemeldeten Infektionen mit SARS-CoV-2 nicht gleichmäßig im Stadtgebiet verteilen. Die Vermutung, dass vor allem dicht besiedelte und sozial angespannte Gebiete stärker betroffen sind, scheint sich durch die rein deskriptive Betrachtung der Infektionszahlen auch in Nürnberg zu bestätigen. Bei der zeitlichen Betrachtung fällt auf, dass die Pandemie in Nürnberg in den Stadtgebieten ihren Anfang genommen hat, die sich durch eine geringe Einwohnerdichte und viele Grünflächen auszeichnen, und erst in der Folge nach und nach auf die anderen Stadtgebiete übergegriffen hat.

Die Corona-Pandemie im Zeitverlauf
In der ersten Welle, also im zweiten Quartal 2020, wurden im Vergleich zu den späteren Wellen rein quantitativ betrachtet relativ wenige Infektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet. In den meisten Statistischen Bezirken wurden unter zehn Personen beziehungsweise unter 0,25 Prozent der Bevölkerung als infiziert gemeldet. Etwas höher lagen die Anteilswerte in den Statistischen Bezirken 91-Erlenstegen mit 0,98 Prozent der Bevölkerung mit Hauptwohnung sowie 83-Marienberg mit 0,36 Prozent.

In den Sommermonaten Juli bis September, also im dritten Quartal 2020, bewegte sich das Infektionsgeschehen insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Anteilig konnte eine erhöhte Konzentration von Neuinfektionen in den Statistischen Bezirken 64-Eberhardshof, 31-Rangierbahnhof-Siedlung, 73-Buch, 43-Dianastraße, 63-Höfen und 44-Trierer Straße beobachtet werden. Dort wurden bis zu 0,38 Prozent der Bevölkerung als infiziert gemeldet. Insgesamt ist deutlich erkennbar, dass vor allem die Gebiete der Altstadt, des Innenstadtgürtels sowie die Süd- und die Weststadt von Infektionen betroffen waren.

Mit dem vierten Quartal 2020 erreichte die zweite Pandemie-Welle Nürnberg mit voller Wucht. In allen Statistischen Bezirken wurden mehr als ein Prozent der Bevölkerung als infiziert registriert. Das Niveau lag damit deutlich höher als in den vorherigen beiden Quartalen. Die Karte zeigt deutlich, dass vor allem der Bezirk 82-Schafhof sowie die Südstadt und die Weststadt stark von einer Zunahme der gemeldeten Infektionen mit SARS-CoV-2 betroffen waren. Teilweise gehen diese Werte, wie im Fall des Bezirks 34-Beuthener Straße, auf Ausbrüche in Gemeinschaftsunterkünften oder Pflegeeinrichtungen zurück.

Im ersten Quartal 2021 ist zu erkennen, dass das Infektionsgeschehen in allen Bezirken der Stadt allmählich nachließ. Die Bereiche in der Süd- und Weststadt, aber auch die Statistischen Bezirke 81-Schoppershof und 90-St.Jobst im Osten, die bereits zuvor stärker betroffen waren, sind es nach wie vor. Die Karte offenbart aber, dass sich das Infektionsgeschehen nahezu gleichmäßig in der gesamten Stadt ausgebreitet hat. Nur sehr wenige Bezirke am Stadtrand wie 77-Neunhof, 79-Großgründlach oder 72-Wetzendorf zeigen ein geringeres Infektionsgeschehen.

Nürnberger Hotspots
Die Karten zum Infektionsgeschehen in den einzelnen Bezirken in Nürnberg zeigen lediglich den Überblick zur Gesamtsituation in den einzelnen Stadtgebieten. Inwiefern dieses Infektionsgeschehen großflächig stattfindet oder von bestimmten Orten, den sogenannten Hotspots, getrieben wird, können diese Karten nicht offenbaren. Um Hotspots zu identifizieren, bedarf es einer anderen Darstellungsform. Entsprechend wurden vom Amt für Stadtforschung und Statistik Karten erstellt, die auf Grundlage der genauen Adressinformationen aus den Daten des Gesundheitsamts die Zahl der Infektionen innerhalb eines 250-Meter-Rasters darstellen. Wichtig ist allerdings der Hinweis, dass sich diese Darstellung auf den Wohnort der Infizierten bezieht und keine Aussagen über den Ansteckungsort getroffen werden können. Es zeigt sich sehr deutlich, dass im Süden der Stadt ein großes Feld an Hotspots zu finden ist. Ob dies auf einfache Erklärungen wie die hohe Besiedlungs- und Bebauungsdichte in diesem Gebiet zurückzuführen ist, oder auf eine noch zu begründende generell höhere gesundheitliche Vulnerabilität der Bevölkerung oder ein bestimmtes Risikoverhalten, muss noch untersucht werden. Einzelne stark belastete Adressen gibt es aber auch im Norden und Westen der Stadt. Hier finden sich zumeist Pflegeeinrichtungen. Weiter im Süden sind zudem Gemeinschaftsunterkünfte zu finden, die ebenfalls sehr stark von der Pandemie betroffen waren.

Grundsätzlich zeigen die Karten, dass sich Infektionen mit dem SARS-CoV2-Virus vor allem ab dem vierten Quartal 2020 im gesamten Stadtgebiet ausgebreitet haben, während zu Beginn nur einzelne Bezirke betroffen waren. Vor allem die dicht besiedelten, sozial angespannten Gebiete und Einrichtungen, in denen viele Menschen zusammenkommen, waren stärker betroffen. Im ersten Quartal 2021 zeichnen sich erste Hinweise auf ein Abflauen des Infektionsgeschehens ab.

Todesfälle
Auch Nürnberg hatte und hat während der gesamten Pandemiezeit zahlreiche Todesfälle zu beklagen. Es zeigt sich, dass einige Bezirke Nürnbergs stärker von Todesfällen betroffen waren als andere. Zum Datenstand Mitte Mai wurden die meisten Todesfälle (105) in Bezirk 51-Röthenbach West verzeichnet, gefolgt von 11-Glockenhof (69), 26-Maxfeld (67) und 90-St.Jobst mit 56 Todesfällen. Weitergehende Analysen werden wahrscheinlich offenbaren, dass hier vor allem Seniorenresidenzen beziehungsweise Wohnanlagen für ältere Menschen die Treiber dieser Beobachtungen sind. Diese und weitere Fragen werden vom Amt für Stadtforschung und Statistik in weiteren Analysen aufgearbeitet werden.   jos
 

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