Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1198 / 19.11.2021

Frauenpreis 2022 geht an Hilde Kugler

Der mit 4 000 Euro dotierte städtische Frauenpreis 2022 geht an Hilde Kugler. Die langjährige Geschäftsführerin bei Treffpunkt e.V. erhält die Auszeichnung für ihr Engagement für straffällig gewordene Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie deren Angehörige. Der Stadtrat folgte in seiner nichtöffentlichen Sitzung am gestrigen Donnerstag, 18. November 2021, einstimmig der Empfehlung der Jury. Ein mit 500 Euro dotierter Anerkennungspreis wird vergeben an „Catcalls of Nürnberg“, die das Thema sexuelle Belästigung in der Öffentlichkeit ankreiden. Die Verleihung des Frauenpreises findet am 17. März 2022 im Historischen Rathaussaal der Stadt Nürnberg statt.

Treffpunkt e.V. war über viele Jahre hinweg die einzige Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten in Bayern. Der Verein bietet einen Ort mit einem umfangreichen Angebot rund um die Themen Familie, Erziehung, Integration und Prävention. Das 1989 ursprünglich ehrenamtliche Engagement hat Hilde Kugler in den vergangenen Jahren als Geschäftsführerin kontinuierlich erweitert und den Herausforderungen angepasst. „Dieses langjährige und außerordentliche Engagement für Angehörige von Inhaftierten würdigen wir mit dem Frauenpreis der Stadt Nürnberg“, hebt Oberbürgermeister Marcus König und Vorsitzender der
Jury des Frauenpreises hervor.

95 Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Männer – unter den Angehörigen sind Frauen somit am stärksten betroffen. Oftmals geht die Inhaftierung des Partners für die Familien, Lebenspartnerinnen und Kinder mit einer Stigmatisierung oder einer Strategie des Verheimlichens einher. Um diese Frauen zu unterstützen, hat Hilde Kugler offene Gruppenangebote für Partnerinnen von Inhaftierten entwickelt. Dabei kommt ein niedrigschwelliger und sozialorientierter Ansatz zum Tragen.

Zusammen mit ihrem Team unterstützt Hilde Kugler auch die Kinder von Inhaftierten und ihre Eltern durch zahlreiche Maßnahmen und beteiligt sich zudem an zahlreichen Forschungsprojekten und Studien. Die Ergebnisse bilden oftmals die Basis für neue Projekte. „Die stetige Weiterentwicklung von unterstützenden Maßnahmen mit dem Fokus darauf, Menschen eine zweite Chance zu geben und sie auf dem Weg zurück in ein normales Leben zu begleiten“, bewertet OB Marcus König als eine außerordentliche und preiswürdige Leistung. „Ich bin überwältigt von der Ehre“, freut sich Hilde Kugler über die Auszeichnung.

Der Anerkennungspreis geht an „Catcalls of Nürnberg“. Im Sommer 2020 gründete sich die Gruppe „Catcalls of Nürnberg“. Sie ist Teil der weltweiten Organisation „Chalk Back“, die mit Kreideschriftzügen auf sogenanntes „street harassment“ (Belästigung auf offener Straße) aufmerksam macht. Der Begriff „Catcalls“ bezeichnet dabei Belästigungen im öffentlichen Raum wie aufdringliche Blicke, Hinterherpfeifen, anzügliche Bemerkungen, obszöne Witze oder das Nachahmen von sexualisierten Lauten. Betroffene können den Nürnberger Aktivistinnen per Instagram oder E-Mail eine Belästigung und den Tatort melden. An dieser Stelle schreiben junge Frauen kunstvoll mit Straßenkreide den genauen Wortlaut oder den Hergang der Belästigung auf den Asphalt, versehen mit dem Hashtag „#stopptbelästigung“ und einem Hinweis auf ihren Social Media Account @catcallsofnue.

„Verbale sexualisierte Belästigungen sind eindeutige Gewalterfahrungen, die, außer von den Betroffenen selbst, häufig nicht als solche wahrgenommen werden. Indem die Aktivistinnen die verbalen Attacken im wahrsten Sinne des Wortes ‚ankreiden‘, machen sie diese Gewalt sichtbar“, so Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte und Jury-Mitglied. „Catcalling“ geschieht im öffentlichen Raum, allerdings von der Öffentlichkeit meist unbeachtet. Die Aktivistinnen bringen die erfahrenen Belästigungen in die Öffentlichkeit zurück. Durch die Gespräche mit Menschen die gerade vorbeigehen, sensibilisieren sie diese für die Problematik des fließenden Übergangs vermeintlicher Komplimente und verbaler sexueller Gewalt. Sie tragen so dazu bei, dass sich Frauen freier im öffentlichen Raum bewegen können, ermuntern sie, sich zu wehren und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen.

Mit dem Frauenpreis zeichnet die Stadt alle zwei Jahre herausragende Leistungen von Frauen und Frauengruppen aus, die sich mit ihren eigenen Anliegen, der Situation der Frauen, ihren Lebensbedingungen und ihrer Geschichte auseinandersetzen und neue Denkmuster und Handlungsformen in Arbeitswelt, Journalistik, Kultur, Politik, Wissenschaft und im ehrenamtlichen Bereich aufzeigen. maj

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