Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 38 / 18.01.2022

Bibliothek im Wandel: Stadtbibliothek erfragt Wünsche für die Zukunft

„Was erwarten Sie von einer Bibliothek als Lernort?“, „Würden Sie sich statt Medien auch eine Expertin / einen Experten oder bestimmte Dinge leihen?“, „Was macht für Sie einen gemütlichen Ort aus?“ Mit diesen und weiteren Fragen wendete sich die Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg in ihrer Themenwelt „Bibliothek im Wandel“, Gewerbemuseumsplatz 4, Ebene K1, an ihre Kundinnen und Kunden. Ab Oktober war die Teilnahme an der Befragung vor Ort in der interaktiven Ausstellung der Themenwelt wie auch online möglich. Die eingegangenen Antworten zeigen, in welche Richtung sich die Stadtbibliothek in Zukunft weiterentwickeln könnte. Noch bis Samstag, 29. Januar 2022, kann die Themenwelt rund um Bibliotheken und wie sich diese neu erfinden besucht werden.

Auch wenn die Situation für Kultur- und Bildungseinrichtungen im vergangenen Jahr nicht gerade leicht war, in der Stadtbibliothek Zentrum hat man sie als Chance genutzt und vor Ort etliche Neuerungen geschaffen: Nach der Modernisierung des Katharinenklosters im Mai 2021 und der Eröffnung der „Klingenden Etage“ der Musikbibliothek im Sommer kam im Oktober der Bereich „Themenwelten“ hinzu. In regelmäßigen Abständen werden nun im Katharinenkloster auf Ebene K1 ausgewählte Themen in den Fokus gerückt. Als sich verändernde Bibliothek widmete man sich zum Auftakt genau diesem Thema: „Bibliothek im Wandel: Von der Büchersammlung zum Dritten Ort“. Denn Bibliotheken weltweit haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu Orten weiterentwickelt, an denen vieles mehr als nur die Ausleihe von Büchern möglich ist. Die Themenwelt zeigt hierzu aktuelle Beispiele rund um den Globus und wirft einen Blick in die Bibliotheksgeschichte wie auch in die Zukunft. In Form einer interaktiven Ausstellung mitsamt ergänzender Medien lädt sie zum Mitmachen und Nachdenken ein.

An einem Touchscreen sowie an verschiedenen analogen AbstimmStationen wurden zudem die Wünsche der Kundinnen und Kunden hinsichtlich ihres Bibliotheksbesuchs wie der Bibliotheksnutzung eingeholt. Die Fragen bezogen sich unter anderem auf die Angebote sowie auf die Gestaltung und Ausstattung der Stadtbibliothek und wollten wissen, welche Angebote zukünftig Anklang finden könnten. Parallel dazu gab es Möglichkeit, sich auf der Website der Stadtbibliothek daran zu beteiligten. Die Ergebnisse sollen der Stadtbibliothek dienen, sich an den ermittelnden Bedarfen ausgerichtet weiterzuentwickeln.

Die Ergebnisse der Kundenbefragung „Bibliothek im Wandel“

Wer beteiligte sich?

76 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 23 Prozent männlich und 1 Prozent gab „divers“ an. Die Altersverteilung der Teilnehmenden war online und analog zusammengenommen sehr ausgewogen. Die Gruppe erstreckte sich von Kindern bis hin zu über 70-jährigen, woraus sich ein Durchschnittsalter von 39,3 Jahren ergab. Die Angaben spiegeln die Vielfältigkeit des Publikums der Stadtbibliothek wider, die dank ihres niedrigschwelligen Zugangs von Menschen aus allen Altersstufen besucht wird. Sie wurden online wie vor Ort nahezu gleichermaßen erreicht.

Die Rolle der Stadtbibliothek unter Nürnbergs Kultur- und Bildungseinrichtungen

Für einen Großteil der Befragten stellt die Stadtbibliothek eine essentielle Einrichtung in Nürnbergs Kultur- und Bildungsbereich dar. Auf die Frage, welche Nürnberger Kultur- und Bildungseinrichtungen einem in den Sinn kommen, erhielten von den Teilnehmenden ebenfalls Nürnbergs Museen, Theater, das Bildungszentrum und das Opernhaus viele Nennungen. Neben der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Medien ist die Stadtbibliothek im Vergleich zu vielen anderen städtischen Einrichtungen auch ein nicht-kommerzieller Treffpunkt und Aufenthaltsort. Sie ist für alle Bürgerinnen und Bürger da, weshalb eine gute Zugänglichkeit, auch in der derzeit schwierigen pandemischen Situation, essentiell ist. Damit während des letztjährigen Lockdowns Kundinnen und Kunden unkompliziert an Medien kommen konnten, wurde kurzfristig ein Medien- Lieferservice und direkt im Anschluss ein Medien-Abholservice eingerichtet. Die Onleihe, Streamingdienste oder Online-Presseportale ermöglichen das Nutzen digitaler Angebote rund um die Uhr, zugleich ist der 24-Stunden-Rückgabeautomat der Stadtbibliothek Zentrum stets zugänglich. Und für die Stadtbibliothek Langwasser ist nach der Pandemie zudem die Eröffnung von Nürnbergs erster Open Library mit erweiterten Öffnungszeiten ohne Bibliothekspersonal geplant.

Nutzung der Informationskanäle der Stadtbibliothek

Auch das Verhalten der Kundinnen und Kunden, sich über kommende Veranstaltungen in der Stadtbibliothek zu informieren, ist im Wandel. Dienten früher Zeitung, Flyer oder Plakate als zentrale Kommunikationskanäle für das aktuelle Geschehen, so sind es heute in erster Linie die Website, Social Media oder Freunde und Familie, über die Kundinnen und Kunden auf das Veranstaltungsangebot aufmerksam werden.

Die Stadtbibliothek als Ort: Gemütlichkeit und Lernen

Die Stadtbibliothek dient als „Dritter Ort“ (soziologisch Ort der Gemeinschaft, der einen Ausgleich zu Familie und Beruf bietet), als Ort an dem man sich ohne Konsumzwang aufhalten und seine Freizeit verbringen kann. Daher wurde ebenso erfragt, wie ein Ort sein sollte, damit er als angenehm empfunden wird. Über 90 Prozent der Kundinnen und Kunden gaben dafür gemütliches Licht, Sitzgelegenheiten, Rückzugsorte und Ruhe als wichtige oder sehr wichtige Faktoren an. Mit neuem Mobiliar, bequemen Sesseln und Sitzgruppen versucht die Stadtbibliothek bereits jenen Wünschen entgegen zu kommen. Neu hinzu kam im letzten Jahr die Dachterrasse auf Ebene L2, die seitdem von Frühling bis Herbst als Aufenthaltsort genutzt werden kann. Ebenso gibt es mit dem Garten des Katharinenklosters sowie dem „Zeitungscafé Hermann Kesten“ Orte in der Bibliothek, die seit Jahrzehnten in der Stadtgesellschaft Beliebtheit erfahren. 

Auch sollte das konzentrierte Lernen allein oder in einer Gruppe vor Ort möglich sein, weshalb ebenfalls erfragt wurde, was die Kundinnen und Kunden von einer Bibliothek als Lernort erwarten. Knapp 90 Prozent der Befragten nannten hier eine Internetverbindung, die bereits in Form von WLAN seit etlichen Jahren in den Gebäuden der Stadtbibliothek Zentrum vorhanden ist. Ebenfalls wurden mehrfach Einzelarbeitsplätze, PC-Arbeitsplätze, Drucker und Steckdosen genannt.

Möglichkeiten für eine Bibliothek der Zukunft: Experten oder Dinge leihen

Wie könnte sich die Stadtbibliothek in Zukunft weiterentwickeln? Welche Formate wären denkbar? Könnte man sich vorstellen, sich statt Medien eine Expertin oder einen Experten zu leihen, jemanden, der einem einen Sachverhalt, wie vielleicht Smartphone-Einstellungen, erklärt? 72 Prozent der Befragten gaben an, dass sie solch ein Angebot interessant fänden. Als Bereich dafür wurde mehrheitlich die Beratung in technischen Fragen, wie rund um Handy oder PC genannt, ebenfalls Behördengänge oder Handarbeiten. Bereits jetzt ist zum Expertenwissen eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum, dem Partner der Stadtbibliothek im Bildungscampus, geplant. Denkbar ist es, zukünftig Kursleitende in die jeweilige Themenwelt als Expertinnen und Experten miteinzubeziehen. Auch das Technikinteresse wurde bereits aufgegriffen: Mit der neuen Reihe „MINTwoch“ in der Kinderbibliothek wird Kindern ab diesem Jahr spielerisch in Form von Experimenten und Mitmachaktionen Naturwissenschaft und Technik nähergebracht. Zudem ist seit 2021 die Koordinierungsstelle „MINT“ der Stadt Nürnberg am Bildungscampus angesiedelt, die den MINT-Bereich, also die Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, stärker in der Stadt verankern und verknüpfen soll. Auch hier wären zukünftige Kooperationen denkbar. 

Ein weiteres zukunftsträchtiges Format wäre eine Bibliothek der Dinge. „Leihen statt kaufen“ lautet mittlerweile mehr denn je die Devise für ein nachhaltigeres Leben. 96 Prozent der Befragten gaben an, dass sie gerne Dinge, wie Werkzeug, Handarbeitsbedarf, wie eine Nähmaschine oder Häkelnadeln, Sportgeräte oder Zelte in der Bibliothek ausleihen würden, um sich so manches für kurzen Bedarf nicht selbst anschaffen zu müssen. Auch hier gibt es bereits erste Ansätze in der Stadtbibliothek: In der Musikbibliothek können bereits Instrumente sowie Musikgadgets vor Ort ausprobiert und voraussichtlich auch bald nach Hause ausgeliehen werden. CDs und Schallplatten können zudem vor Ort digitalisiert werden. 

Ausblick

Die Stadtbibliothek wird nun mit den eingeholten Ergebnissen weiterarbeiten und sie in ihre strategische Weiterentwicklung wie auch in die Erstellung neuer Angebote einfließen lassen. Die Themenwelt „Bibliothek im Wandel“ ist noch bis Samstag, 29. Januar, zu sehen.

Am Dienstag, 8. März, dem Weltfrauentag, eröffnet dann die Themenwelt „Frauen und Literatur“ in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Literatur der Stadt Nürnberg. Im Sommer stellen Röcke mitsamt diverser Aspekte der Kleidungskultur den Themenschwerpunkt dar und ab Herbst dreht sich im Erdgeschoss des Katharinenklosters alles rund um das Thema Wohnen in Vergangenheit und Zukunft. Auch hier können Besucherinnen und Besucher wieder neue Perspektiven auf ein Thema kennenlernen und werden erneut zum Mitmachen eingeladen.    alf

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