Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 550 / 18.05.2022

Bürgermedaillen der Stadt Nürnberg 2022

In nichtöffentlicher Sitzung hat der Nürnberger Stadtrat am heutigen Mittwoch, 18. Mai 2022, über die diesjährige Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg entschieden. Nach Vorschlägen des Oberbürgermeisters und der Fraktionen ehrt die Stadt Nürnberg heuer folgende Bürger mit ihrer zweithöchsten Auszeichnung:

Ingrid Hofmann-Heinrich
Leibl Rosenberg
Hubert Rottner Defet
Horst Schmidbauer

Die Verleihung der Bürgermedaille findet in einer festlichen Sondersitzung des Ältestenrats am Stadtgründungstag, Samstag, 16. Juli 2022, statt.

Mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg werden seit 1960 Nürnberger Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben haben. Die Bürgermedaille ist aus Gold und hat die Form einer Münze. Auf der Vorderseite ist das große Nürnberger Stadtwappen mit der Umschrift „Stadt Nürnberg“ eingeprägt, auf der Rückseite der Name der oder des Geehrten mit den Worten „Für hervorragende Verdienste“. Bislang wurden 219 Personen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Im Folgenden redaktionell bearbeitete Auszüge aus den Begründungen der Vorschläge:

Ingrid Hofmann-Heinrich
Ingrid Hofmann-Heinrich ist seit über 30 Jahren als erfolgreiche Unternehmerin in Nürnberg und darüber hinaus tätig und setzt Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten konnte sie ihr Unternehmen ausbauen und den Arbeitsmarkt in unserer Region stärken. Dabei ging und geht es Ingrid Hofmann-Heinrich allem voran immer auch um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr nachhaltiges und vorausschauendes Denken und ihr stetiges Streben nach Weiterentwicklung haben ihr Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist. Die Personalleasing I.K. Hofmann GmbH zählt heute zu den fünf größten Personaldienstleistern Deutschlands.

Frau Hofmann wurde am 21. März 1954 im oberfränkischen Hiltpoltstein als Tochter eines Landwirts geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei der Blumenimportfirma Florimex in Nürnberg blieb sie ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten und bildete sich dort in den darauffolgenden Jahren zur Personalkauffrau und Wirtschaftskorrespondentin für Englisch weiter. In den 1980er Jahren war es ihr Traum, eine eigene Orchideenplantage in Südafrika zu leiten. Dies scheiterte aufgrund der schwierigen politischen Situation Südafrikas zu dieser Zeit. Ingrid Hofmann entschloss sich einen anderen Weg zu gehen. Mindestens ebenso wie Orchideen liegen ihr Menschen am Herzen und mit ihren Erfahrungen als Personalkauffrau gewappnet, machte sie sich schließlich auf den Weg, die Arbeitswelt ein Stück weit zu revolutionieren.

Auf ihrem Weg zu diesem Ziel durchlief sie Positionen als Abteilungsleiterin der Firma Adia interim und als Niederlassungsleiterin der Zeitarbeitsvermittler IPS Interim Personal Service. Später übernahm sie als Mitgesellschafterin die Geschäftsleitung des Zeitarbeitsunternehmens GFP.

Bereits in frühen Jahren musste Ingrid Hofmann erleben, wie schwierig es sein kann, sich als Frau in der Arbeitswelt zu behaupten. Diese Erfahrung führte dazu, sich im besonderen Maße für die Vereinbarkeit von Arbeitswelt und Familie einzusetzen. Die Entwicklung ihrer Arbeitszeitmodelle spiegelte schon frühzeitig den heutigen Geist der „Work-Life-Balance“ wider.

Der Schritt in die vollständige berufliche Selbstständigkeit erfolgte 1985. In diesem Jahr gründete Ingrid Hofmann die Personalleasing I.K. Hofmann GmbH in Nürnberg. Als „Pionierin der Zeitarbeit“ vergrößerte sie von da an stetig ihr Unternehmen. Bereits zwei Jahre nach der Gründung konnte sie drei weitere Filialen in Bayern eröffnen. Niederlassungen über die bayerischen Grenzen hinaus folgten nur kurze Zeit später. Heute stellt die Personalleasing I.K. Hofmann GmbH eine der größten Personaldienstleister in Deutschland dar.

Aber nicht nur national zeigen sich Erfolge. Tochtergesellschaften der Firma Hofmann Personal befinden sich in Österreich, Italien, Slowakei, Tschechien, Schweiz und den USA. Ingrid Hofmann-Heinrichs Verdienste um die bayerische Wirtschaft wurden bereits durch zahlreiche Auszeichnungen geehrt. International erhielt sie im Jahre 2001 den „Vogue Business Award“ und wurde von der „Financial Times“ als eine der drei TOP Unternehmerinnen Deutschlands gewürdigt. Im Jahre 2006 wurde ihr die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft verliehen und ein Jahr später folgte die Überreichung des Bundesverdienstordens durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.

Für ihre ausgezeichnete Unternehmensführung erhält sie seit Jahren auch die Anerkennung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen steht für individuelle Arbeitszeitmodelle, die die Themen Pflege oder Kindererziehung in den Arbeitsalltag integrieren. Dies brachte dem Unternehmen in diesem Jahr erneut die Auszeichnung „Great Place To Work“ als hervorragender Arbeitgeber ein – frei übersetzt „eine großartige Firma, um dort zu arbeiten“.

Frau Hofmann-Heinrich ist geschätzte Vertreterin in zahlreichen Verbänden und Verwaltungsgremien. Sie engagiert sich im Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und ist seit 2010 auch Mitglied im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. Als erste Frau hat sie zudem einen Sitz im Präsidium der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

Neben ihrem Engagement in der Arbeitswelt ist Ingrid Hofmann auch erfolgreich ehrenamtlich aktiv. So ist sie als ehrenamtliche Handelsrichterin, dänische Honorarkonsulin und Stadtteilpatin für Nürnberg-Langwasser tätig. Ihr Einsatz für das Gemeinwohl zeigt sich ebenso in der Arbeit der I. K. Hofmann Stiftung, mit der sie zahlreiche karitative Organisationen unterstützt. Ingrid Hofmann-Heinrich setzt auch auf den persönlichen Einsatz ihrer Mitarbeitenden: Der von ihrem Unternehmen ins Leben gerufene Hofmann-Spendenmarathon verbindet soziales Engagement mit sportlicher Aktivität.

Nicht zuletzt im Profisport ist Ingrid Hofmann keine Unbekannte. Als Fan, Sponsor und Gremiumsmitglied arbeitet sie seit zwei Jahrzehnten mit der Spielvereinigung Greuther Fürth zusammen und geht mit dem Verein durch Höhen und Tiefen. 2017 mündete die gemeinsame Zusammenarbeit in der Kampagne „Kein Fan ohne Job“. Im Jahr 2020 startete die Aktion „#VielfaltGewinnt“, an der auch die Nürnberg Ice Tigers, die Basketballer der Nürnberg Falcons und der HC Erlangen beteiligt waren.

„Eine großartige Firma, um dort zu arbeiten“: Auf dem Weg, die Arbeitswelt zu revolutionieren, beschreibt der Titel dieser Auszeichnung wohl am besten, wie erfolgreich Ingrid Hofmann-Heinrich dieses Ziel umgesetzt hat: für ihr Unternehmen, für die Region aber vor allem für die Menschen, die bei ihr arbeiten. Die Stadt Nürnberg verleiht ihr in Würdigung ihrer Verdienste daher die Bürgermedaille.

Leibl Rosenberg
Leibl Rosenberg widmet sich seit einem Vierteljahrhundert der Erforschung von nationalsozialistischem Raubgut und den Schicksalen der vertriebenen und ermordeten jüdischen Nürnbergerinnen und Nürnberger. Er unterstützt die Stadt mit großem Engagement bei der Restitution von Judaica an ihre rechtmäßigen Besitzer beziehungsweise an deren Nachfahren und engagiert sich ebenso leidenschaftlich für das gegenseitige Verständnis von jüdischen und nichtjüdischen Einwohnern dieser Stadt.

Leibl Rosenberg wurde nach dem christlich-gregorianischen Kalender am 27. Januar 1948 und nach der jüdischen Zeitrechnung am 16. Shevat 5708 in Lagerlechfeld bei Augsburg geboren. Er wuchs als Kind polnischer Juden und Holocaust-Überlebender in einem Lager für sogenannte „Displaced Persons“ in Föhrenwald bei Wolfratshausen auf.

Rosenberg besuchte die Hebräische Universität Jerusalem und die Ludwig-Maximilians-Universität München. Er studierte Judaistik, Bibelwissenschaften, Sprachwissenschaften, Germanistik und Amerikanistik. Seit 1990 lebt und arbeitet er in Nürnberg. Er ist Journalist, Publizist und Judaist.

Seit 1997 widmet sich Leibl Rosenberg als NS-Raubgutforscher der „Sammlung Israelitische Kultusgemeinde“ an der Stadtbibliothek Nürnberg. Alliierte Kräfte fanden nach Kriegsende in den unzerstört gebliebenen Redaktionsräumen des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“ ein Archiv an geraubter Literatur sowie antisemitischen Schriften von „begeisterten Kampfgenossen“. Umfangreiche Judaica-Bestände stellten die Angehörigen der US-Armee auch in der Privatbibliothek des „Stürmer“-Herausgebers Julius Streicher sicher. Um religiöse Riten und jüdisches Leben in den Schmutz zu ziehen, sammelten das antisemitische Wochenblatt und sein Herausgeber insbesondere Schriften und Publikationen, zusammengeraubt aus Synagogen und Wohnungen geflüchteter und deportierter Juden.

Nach dem Krieg wurden etliche der geborgenen Konvolute jüdischen Gemeinden überlassen oder an das zentrale jüdische „Offenbach Archival Depot“ übersandt. Rund 9 000 Exemplare der damals nach ihrem Auffindungsort benannten „Stürmer-Bibliothek“ verblieben in Nürnberg und wurden im Sommer 1945 nach Absprache mit der wiedergegründeten Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg der Stadtbibliothek Nürnberg übergeben. Viele Jahrzehnte schlummerten die Bücher der „Sammlung IKG“ im Bestand der Stadtbibliothek. Arno Hamburger, verstorbener Ehrenbürger der Stadt Nürnberg und damaliger Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg (IKGN), initiierte die Aufarbeitung der Sammlung und machte sich für die Beauftragung von Leibl Rosenberg für diese Aufgabe stark.

„Es ist uns eine Pflicht, die Erinnerung zu bewahren“: In diesem Sinne widmet sich Leibl Rosenberg seit 25 Jahren mit großer Hingabe und Leidenschaft der Aufgabe, die Bücher ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Als Kenner der jüdischen Geschichte und Kultur, als Sprachwissenschaftler und Publizist, durchforstet er die Bestände akribisch, um Hinweise auf die Menschen zu finden, die ihr Eigentum und noch vieles mehr während der Schreckensherrschaft des NS-Regimes verloren haben. Die Schicksale der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind auch für ihn unfassbar belastend. Dennoch arbeitet er weiter daran, um Restitution herzustellen.

Der „Stadtbibliothek-Archäologe“ Rosenberg hat in rund 3 700 Fällen Vermerke oder Schriftstücke in den Büchern gefunden und konnte Objekte der Sammlung etwa 2 200 Menschen oder Institution zuordnen. Bei einer erfolgreichen Rückgabe von Büchern aus dem Besitz von Ermordeten oder Verstorbenen kommt es mit den Familien oft zu emotionalen Szenen, die auch ihn sehr berühren.

Zum 950. Stadtgeburtstag Nürnbergs im Jahre 2000 ordnete Leibl Rosenberg in der Ausstellung „Spuren und Fragmente. Jüdische Bücher, Jüdische Schicksale in Nürnberg“ geraubten Büchern die Porträtfotos ihrer Besitzer zu und gab den Opfern ein Gesicht.

Leibl Rosenberg ist ein begeisternder Geschichtenerzähler. Wie kein Zweiter kann er Interessierten und Hinterbliebenen einen Einblick geben in die Geschichte der Schriftstücke, die Arbeit nach der Suche nach den Eigentümern sowie über die Freude und das Leid bei erfolgreichen Rückgaben. Die Stadt Nürnberg vertritt zusammen mit der IKGN weiterhin den erklärten Willen, das Raubgut zurückzugeben. Ohne das unermüdliche Engagement von Leibl Rosenberg wäre dies lediglich ein Wunsch. 77 Jahre nach Ende des Krieges und der Gewaltherrschaft verkörpert Leibl Rosenberg symbolhaft, was uns als Nürnbergerinnen und Nürnberger wichtig ist: den Opfern auch nach all der Zeit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

1999 hat Leibl Rosenberg mit großem Einsatz das Forum für jüdische Geschichte und Kultur in Nürnberg mitgegründet. Als langjähriger Vorsitzender hat er während seiner Ägide eine Plattform der Begegnung und Information für alle Menschen in Nürnberg geschaffen, unabhängig von deren Religionszugehörigkeit.

Zudem ist es Leibl Rosenbergs großartiger Verdienst, sich für die Annäherung von jüdischen und nichtjüdischen Menschen in unserer Stadt stark zu machen und dafür einzustehen. Es ist seinem Beitrag mit zu verdanken, dass die Zusammenarbeit zwischen der IKGN und der Evangelisch-Lutherischen Pfarrei beim Fund des „Gutlin“-Grabsteins im Sebalder Pfarrhof als Akt der Versöhnung zu bezeichnen ist.

So hat sich Leibl Rosenberg auf vielfältige und herausragende Weise um Nürnberg und um die Menschen, die hier leben, verdient gemacht. Als Anerkennung verleiht ihm die Stadt Nürnberg die Bürgermedaille.

Hubert Rottner Defet
Hubert Rottner Defet ist seit vielen Jahrzehnten als Umweltschützer aktiv und ein Ökologie-Messe-Veranstalter der ersten Stunde. Nicht nur mit der „BioFach“, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, ist er eng verbunden, sondern auch mit vielen kleinen, regionalen Messen, die er regelmäßig veranstaltet. Bei vielen öffentlichen Terminen gibt er sein umfangreiches Wissen weiter und engagiert sich rastlos für Biolebensmittel ebenso wie für die Begrünung Nürnbergs.

Geboren am 30. Mai 1951 in Nürnberg als Ältester von fünf Kindern, wuchs Hubert Rottner Defet in Großreuth bei Nürnberg auf. Das Fundament für seine Naturverbundenheit wurde bereits im Elternhaus gelegt. Neben einer Landwirtschaft betrieben seine Eltern eine Dorf- und Ausflugswirtschaft, in der regionale und saisonale Produkte und Wildfleisch aus der eigenen Jagd auf der Speisekarte standen. Bereits als Kind hat der heute 70-Jährige seine Eltern unterstützt und dabei viel über die Tier- und Pflanzenwelt gelernt.

Mit der politischen Aufbruchsstimmung Ende der 1960er Jahre begann der gelernte Kameramann und Schreiner auch sein politisches Engagement, in dessen Zusammenhang er unter anderem mehrere Lehrlingszeitungen gründete. Diese prägende Zeit beschreibt er heute als weiteren Baustein für sein gesellschaftliches und umweltpolitisches Interesse.

1976 kaufte Rottner Defet den Nagelhof bei Spalt, um eine Wohn- und Lebensgemeinschaft auf Selbstversorgerbasis mit Gemüseanbau und Ziegenhaltung aufzubauen. Während er neugierig und offen für Neues blieb und sich die legendären Nagelhoffeste einen Namen machten, blieben aktuelle politische Themen sein Antrieb. So engagierte er sich gegen Atomkraft und Umweltzerstörung, protestierte gegen die WAA Wackersdorf und unterstützte zahlreiche Aktionen unterschiedlicher Umweltverbände.

Sein Ziel war es nicht ausschließlich, gegen Missstände zu protestieren, sondern selbst mit gutem Beispiel voranzugehen: Als Erster im Landkreis hatte er eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach und eine Wasserzisterne im Garten. Seitdem ist er seinem Motto „Umweltschutz leben“ treu geblieben. 1986 veranstaltete er erstmals zusammen mit seinem Partner Hagen Sunder die erste Umweltmesse „Ökomenta“ in Roth.

Weiter hat er als Initiator die „Ökologa“ und die „BioFach“, die ihren Ursprung in Ludwigshafen hat, in Nürnberg etabliert. Heute ist die „BioFach“ der größte internationale Branchentreff und hat nicht nur Nürnbergs Messelandschaft nachhaltig geprägt. Daneben liegen ihm aber auch weiterhin die kleinen regionalen Märkte am Herzen: Seit über 20 Jahren veranstaltet er auf dem Wolfgangshof bei Anwanden die „Grüne Lust“ und die „FrühjahrsLust“. Hubert Rottner Defet, für den Umweltschutz lebensfroh und genussvoll sein soll, animiert die Menschen dazu, mit allen Sinnen zu konsumieren. Mit seinen Kochshows, dem großen Kinderprogramm, seiner ungebremsten Neugierde und seinem Interesse, sein umfassendes Wissen weiterzugeben, begeistert er seit Jahren eine stetig wachsende Anhängerschaft. Auch als Autor setzt er sich für Nürnberg als Genuss-Stadt ein.

Hubert Rottner Defet ist das ganze Jahr über im Einsatz für Bio-Lebensmittel, Umweltschutz und Agrikultur: So ist am 19. Juli 2022 eine Veranstaltung für Schülerinnen und Schüler zum Thema Biolebensmittelhandwerk geplant, bei der Jugendliche in Abschlussklassen Einblicke in spannende Berufe im Biobereich erhalten. Außerdem veranstaltet er zusammen mit dem Künstlerhaus die Vortragsreihe „Wie grün ist Nürnberg?“ und organisiert gemeinsam mit „BioErleben“ erstmalig das Agrikulturfestival, einem in Freiburg bereits etablierten Festival, das heuer von 22. bis 24. Juli auf dem Hauptmarkt stattfinden soll. Zudem ist noch ein Info-Blitz-Dating-Abend für die fränkische Ökoszene in Planung, ebenso Biotafelrunden, Wochenmärkte mit Gastronomiebereich und die „Grüne Lust“ am 17. und 18. September. Des Weiteren hat er auch noch beim Hochstraßenfest seine Hände im Spiel.

Dabei erfährt Hubert Rottner Defet in all seinem Tun große Unterstützung durch seine Frau Maria Nutz. Auch seine Töchter Katharina und Joana Winter engagieren sich seit Jahren erfolgreich für Nachhaltigkeit: Gemeinsam betreiben sie den Sommerkiosk im Rosenaupark, einem Markt für nachhaltige Produkte und Ideen, sowie den Winterkiosk, wo Käuferinnen und Käufer nachhaltige Geschenke erwerben können. Entspannung findet Hubert Rottner Defet – wenig überraschend – zwischen Gemüse und Kräutern im eigenen Garten, die zur großen Freude von Familie und Freunden im Kochtopf des begeisterten Hobby-Kochs landen.

Hubert Rottner Defet ist Ur-Nürnberger und engagierter Visionär. Mit seinem Lebenswerk macht er – weit über die Noris hinaus – nicht nur auf einen sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen aufmerksam, sondern zeigt den Weg dorthin auch konkret auf. Darüber hinaus begeistert er sich bis heute für die Stadtgesellschaft und die Frage „Wie wollen wir in Nürnberg leben?“. Daher hatte er sich bei der Kulturhauptstadt-Bewerbung aktiv für eine Begrünung der Südstadt eingebracht.

Die Stadt Nürnberg verleiht Hubert Rottner Defet als verdientem und engagiertem Nürnberger die Bürgermedaille und ehrt damit sein Lebenswerk.

Horst Schmidbauer
Horst Schmidbauer, ehemaliger Stadtrat, Mitglied des Bundestags a.D. und bis 2021 Vorsitzender der Nürnberger Lebenshilfe, engagiert sich seit Jahrzehnten in herausragender und vorbildlicher Weise für die solidarische Stadtgesellschaft in Nürnberg und darüber hinaus.

Horst Schmidbauer wurde am 3. März 1940 in Nürnberg geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Gewerberealschule absolvierte er eine Ausbildung als Industriekaufmann. Nach dem Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) war er in der Mineralölbranche und dort seit 1977 als Verkaufsniederlassungsleiter tätig. Von 1972 bis 1990 war er für die SPD Mitglied des Nürnberger Stadtrats. Neben den Schwerpunkten Wohnungs- und Städtebau war er dort vor allem als gesundheitspolitischer Sprecher aktiv. Im Jahr 1979 wurde er stellvertretender und von 1985 bis 1997 Unterbezirksvorsitzender der Nürnberger Sozialdemokraten. Ab 1990 war Horst Schmidbauer 15 Jahre lang als SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag, wo er sich im Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung bundesweit einen Ruf als anerkannter Experte für Sozialpolitik erwarb.

2001 bis 2021 war Horst Schmidbauer als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Nürnberg e.V. tätig. Er engagiert sich bis heute in der „Stiftung für Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen“. Daneben ist er unter anderem Mitglied bei Pro Familia, dem Sozialverband VdK, der AIDS-Hilfe, der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, dem Arbeiter-Samariter Bund (ASB) und der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Während seiner Zeit als ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender wurde die Nürnberger Lebenshilfe e.V. zu einem großen Sozialdienstleister ausgebaut. Durch sein außerordentliches persönliches Engagement ist die Lebenshilfe Nürnberg heute landes- sowie bundesweit gut positioniert und weithin als Institution fachlich anerkannt. Dabei und in vielen anderen Tätigkeitsbereichen arbeitete und arbeitet Horst Schmidbauer leidenschaftlich für das Ziel der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung. Damit hat er sich in besonderer Weise um gelebte Inklusion, die Rechte und Belange von Menschen mit Beeinträchtigung und damit um den gesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht.

2001 wurde Schmidbauer zum Vorstandsvorsitzenden der Lebenshilfe Nürnberg e.V. gewählt – das Amt hatte er bis 2021 inne. Trotz der heutigen Größe der Lebenshilfe war ihm dabei stets wichtig, als Elternverband immer nah an den Menschen selbst, an den Familien, zu sein. Er investierte enorm viel Zeit, Energie und Herzblut, um das Ziel der gelebten Inklusion konsequent voranzutreiben. Bei seinem Arbeitsansatz stand dabei immer der Mensch im Mittelpunkt, ob in den Gremien der Lebenshilfe oder in deren Einrichtungen. Als Grundsatz galt ihm eines seiner Lieblingszitate des Lebenshilfe-Gründers Tom Mutters: „Erfolg ist, wenn wir keine Sondereinrichtungen mehr benötigen.“

Horst Schmidbauer setzte sich intensiv in beiden zentralen Lebensbereichen Wohnen und Arbeit für eine Individualisierung ein. Von großen Wohneinrichtungen ausgehend, entwickelte er ein neues Konzept hin zu kleinen Wohngemeinschaften, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Tür an Tür leben. Dank seines Engagements wohnen zudem inzwischen mehr als 150 Menschen mit Beeinträchtigung in Nürnberg in ihrer eigenen Wohnung und werden dort bedarfsgerecht durch ambulante Dienste, wie den durch Schmidbauers Initiative 2017 gegründeten Assistenz- und Pflegedienst, versorgt.

Ebenso setzte Horst Schmidbauer sich für eine klare Inklusion auf dem Arbeitsmarkt ein. Mit der Gründung der beiden Inklusionsfirmen „Catering Toleranz“ und „Pegnitz Gebäudereinigung“ im Jahr 2006 sowie der „Gastronomie und Toleranz“ 2019 arbeitete er beharrlich daran, dass Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite beschäftigt sind und keine Parallellebenswelt entsteht. Dies zeigte sich auch im Umbau der „WerkStadt“ der Lebenshilfe Nürnberg von einem reinen Dienstleister für die Industrie hin zu eigenen Produkten und Kooperationen mit kleinen, jungen StartUps, die die Werte der Lebenshilfe mittragen. Die langfristige Vision, dass „am Ende keine Werkstatt mehr notwendig sein wird, weil unsere Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten werden“, hatte Schmidbauer dabei stets vor Augen.

Ein weiteres erfolgreiches Projekt war der Umbau der Jakob-Muth-Schule zu einer „Schule für alle“: In den so genannten IKON-Klassen lernen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam in einer Förderschule – ein einmaliges Leuchtturmprojekt, das während der 20 Jahre Schmidbauers an der Spitze der Lebenshilfe realisiert werden konnte.

Um die gesellschaftlichen Realität verändern zu können, werden solidarisches Handeln und eine gute Position in der Öffentlichkeit benötigt – beides brachte Horst Schmidbauer mit. Auch seinem persönlichen Engagement ist es zu verdanken, dass die Lebenshilfe Nürnberg während seiner Amtszeit von einem Elternverein mit 600 Mitarbeitenden zu einem Sozialdienstleister mit über 1 600 Mitarbeitenden ausgebaut wurde, die in 30 Einrichtungen und Diensten über 2 500 Menschen mit Beeinträchtigung unterstützen.

Dabei war und ist ihm wichtig, dass die Einrichtungen und Dienste das Leistungsspektrum eines Regenbogens abdecken – von jungen Eltern, die ein Kind mit Beeinträchtigung zur Welt gebracht haben, bis hin zur Sterbebegleitung im hohen Alter.

Bei der Aufklärung des Blut-Aids-Skandals zwischen 1990 und 1994 konnte Horst Schmidbauer als Initiator und Obmann im entsprechenden Untersuchungsausschuss eine Entschädigung der Opfer mit herbeiführen. Noch heute engagiert er sich für die zugehörige Opferhilfe im Stiftungsrat der Stiftung für Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen. Daneben setzt er sich, auch im Rahmen der Hospiz-Bewegung in Deutschland, bis heute für eine humane Begleitung von Sterbenden ein.

Horst Schmidbauer hat sich mit seinem jahrzehntelangen und größtenteils ehrenamtlichen Engagement für Inklusion und Teilhabe in besonderem Maße um die Nürnberger Stadtgesellschaft verdient gemacht. Durch seinen Einsatz, sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement und seine gelebte Solidarität ist Horst Schmidbauer ein gesellschaftliches Vorbild. Die Stadt Nürnberg ehrt ihn daher mit der Bürgermedaille.

 

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