Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1143 / 10.10.2022

Bucherscheinung und -präsentation:
„KOMM – 23 Jahre Soziokultur in Selbstverwaltung“

Am Freitag, 14. Oktober 2022, erscheint im Verlag „vieler orten“ das Buch „KOMM – 23 Jahre Soziokultur in Selbstverwaltung“. Der Autor Michael Popp war bis 2000 Kulturdirektor bei der Stadt Nürnberg, Mitbegründer und bis 1987 städtische Leitung des Nürnberger Kommunikationszentrums KOMM. Er konnte sein Buch zu Lebzeiten nicht vollenden, erweitert und fertiggestellt hat es sein Sohn Christof Popp in Zusammenarbeit mit der Lektorin und Sozialpsychologin Karoline Tschuggnall und der Leitung des Kunsthaus Nürnberg im KunstKulturQuartier, Matthias Dachwald. Am 14. Oktober um 19 Uhr wird das Buch öffentlich präsentiert. Veranstaltungsort ist das Künstlerhaus im KunstKulturQuartier, Königsstraße 93, im Glasbau Deck 2. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht nötig.

Im 1910 durch Bürgerstiftungen und städtische Mittel errichteten Künstlerhaus befand sich zwischen 1973 und 1997 das Kommunikationszentrum KOMM. Das basisdemokratisch organisierte, selbstverwaltete KOMM erlangte als eines der ersten seiner Art überregionale Bedeutung und stellt einen wichtigen Teil der Nürnberger Kulturgeschichte dar. Kurz vor dem 50. Jubiläum des Kommunikationszentrums im Juli 2023 beleuchtet das Buch „KOMM – 23 Jahre Soziokultur in Selbstverwaltung“ als erste Publikation aus einer zeitgeschichtlichen Perspektive den „Kosmos“ KOMM in all seinen Facetten.

Michael Popp (1942-2017) beschreibt die Struktur und das Wesen des KOMM, seine Höhen und Tiefen, seinen Anfang und das Ende im Jahr 1997. Seither wurde das Haus in drei Bauabschnitten saniert, ergänzt und umgebaut, die Fertigstellung ist für November 2022, die Wiedereröffnung für März 2023 geplant. „Schon bald ziehen die während der Sanierungszeit ausgelagerten Werkstätten und Gruppen, von denen viele in der Zeit des KOMM entstanden sind, zurück ins Haus und beleben die geschichtsträchtigen Mauern neu. Ein idealer Zeitpunkt sich mit dem Ursprung dieser soziokulturellen Institution zu beschäftigen und deren Entwicklung zu reflektieren“, sagt Herausgeber Christof Popp. „Im Diskurs um die politische Gegenwart, spielt der Begriff ‚Postdemokratie‘ eine zunehmend wichtige Rolle. Gemeint ist die Aufhebung demokratischer Vorgänge. Eine Politik der suggerierten Alternativlosigkeit führt dabei zunehmend zur Ohnmacht vieler und verleitet zur Teilnahmslosigkeit – zum Rückzug ins Private. Gleichzeitig scheint auf Ebene der Kultur eine unablässige Ausrichtung an Konsum und Spektakel stattzufinden, die zu Passivität verführt“, führt Christof Popp weiter aus.

Daher lohnt der Blick zurück in eine Zeit des demokratischen Aufbruchs zu Beginn der 1970er Jahre, als es auch darum ging die Kultur zu demokratisieren. Das Nürnberger Kommunikationszentrum KOMM war dabei ein Politikum, das Bewegung in die Diskussion gebracht hat. Nach Außen als Irritation im konservativen Bayern – nach Innen als lebendiges Lernfeld der Demokratie. Es bot unzähligen, vor allem jungen Menschen den Ort, sich selbst zu erproben. Dabei war das KOMM 23 Jahre lang eine Nische für kulturelle und soziale Projekte, die Teile einer heterogenen Stadtgesellschaft im öffentlichen Raum zusammengebracht haben.

Im Buch kommen viele ehemalige Aktive zu Wort, ergänzen, erweitern und differenzieren die Erzählung. Das Buch enthält Beiträge von Fotograf Joji Hashiguchi, von Tobias J. Knoblich, Kulturdezernent in Erfurt und Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, von Schriftsteller Steffen Radlmaier und Fotografin und Künstlerin Heidi Thompson sowie von den ehemaligen KOMM-Aktiven Hubert Brüggen, Matthias Dachwald, Bena Filchner, Charly Fischer, Christine Hebig, Reiner Holzemer, Hans Hunglinger, Wolfgang Kischka, Marga Leuthe, Norbert Pfeiffer, Oda Pranz, Thomas Röbke, Christiane Schleindl, Norbert Schmidt und Robert Tessnow.

Das 380-seitige Werk erscheint unter der ISBN 978-3-9824879-0-8 im Verlag „vieler orten“. Es wird für den Preis von 36 Euro an der Kultur Information im KunstKulturQuartier, Königsstraße 93, sowie auf vielerorten.de erhältlich sein.

Herausgeber Christof Popp wird am Erscheinungstag Einblicke in das Buch geben und auf verschiedene Aspekte dieses außergewöhnlichen, stets umstrittenen Kulturzentrums zu sprechen kommen. Dabei werden neben der Entstehungsgeschichte die bundesweit einzigartige Verwaltungsstruktur sowie die wenig bekannten, stillen Qualitäten des KOMM vorgestellt. Eine Pop-up-Ausstellung bringt die sechs großen Kapitel mit exemplarischen Bildern in den Raum und bietet darüber hinaus die Beschäftigung mit einer großen Anzahl von Fotografien, die im Buch keinen Platz gefunden haben. Zudem werden zahlreiche Menschen zugegen sein, die in Form von Gastbeiträgen und Interviews eine wichtige Rolle im Buch spielen.      js

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