Nr. 1364 / 29.11.2022
Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas haben am heutigen Dienstag, 29. November 2022, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Jo-Achim Hamburger, und dem Gründungspräsidenten der Technischen Universität Nürnberg (UTN), Prof. Hans Jürgen Prömel, die erste Straßenbenennung im UTN-Campus in Lichtenreuth nach der in Nürnberg geborenen Astrophysikerin und Maschinenbauingenieurin Dr. Luise Herzberg (1906-1971) feierlich durchgeführt und das Straßenschild enthüllt.
Wie vom Stadtrat am 27. Oktober 2021 beschlossen, heißt die neue von der Münchener Straße nach Westen abzweigende Straße in den südlichen Bereich des Campus’ der UTN nunmehr „Dr.-Luise-Herzberg-Straße“. Oberbürgermeister Marcus König sagt hierzu: „Wir ehren mit der Benennung eine bemerkenswerte Frau: eine Nürnbergerin, Wissenschaftlerin und Jüdin, die Deutschland aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ verlassen musste. Damit setzen wir ein Zeichen der Erinnerungskultur in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. Wir setzen zudem ein Zeichen mit Blick auf die Zukunft und zwar auf dem UTN-Campus als Ort der Wissenschaften und des internationalen Austauschs.“
Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas betont: „Luise Herzberg war eine bemerkenswerte Wissenschaftlerin, die allerdings oft im Schatten ihres Ehemanns, des späteren Nobelpreisträgers Gerhard Herzberg stand. Ihr Sohn sagte, dass sie ihrem Ehemann durch ihr Wirken den Nobelpreis erst ermöglicht habe. Daher soll ihr Name bewusst auf dem Campus der UTN wieder ins Gedächtnis gerufen werden.“
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Jürgen Prömel, Gründungspräsident an UTN, ergänzt: „Es freut uns, dass die Stadt Nürnberg mit dem Namen unserer ersten Campus-Straße ganz bewusst ein Zeichen für Frauen in der Wissenschaft und gegen den Nationalsozialismus setzt. Er bringt genau das zum Ausdruck, wofür auch die Technische Universität Nürnberg steht: Offenheit, Diversität und Chancengleichheit.“ Auch die weiteren im Campus der UTN neu entstehenden Straßen sollen überwiegend nach Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften benannt werden.
In dem nördlich der UTN in Lichtenreuth entstehenden Wohngebiet wurden die dreizehn neu entstehenden Straßen bereits nach Persönlichkeiten des lokalen und regionalen Widerstands gegen das NS-Regime benannt – so beschlossen im Verkehrsausschuss des Stadtrats am 27. Oktober 2022.
Zur Biographie Luise Herzbergs: Luise Herzberg (geborene Oettinger) wurde am 22. November 1906 in Nürnberg geboren. Sie studierte an der damaligen Technischen Hochschule München (heutige Technische Universität München) Maschinenbau, bevor sie an der Universität Göttingen Physik studierte. Nach einem Auslandsstudienjahr an der University of Texas kehrte sie nach Göttingen zurück. Dort lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, den späteren Chemie-Nobelpreisträger Gerhard Herzberg, kennen. Das Paar heiratete am 30. Dezember 1929 in Nürnberg. Luise Herzberg folgte ihrem Ehemann an die University of Bristol und an die Technische Hochschule Darmstadt, wo sie jeweils Studien zu ihrer Doktorarbeit durchführte. Am 30. August 1933 promovierte Luise Herzberg an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit über „Ein neues Bandensystem des Berylliumoxyds und die Struktur des Be O-Moleküls“ wurden in der „Zeitschrift für Physik“ publiziert. Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 erhielt Luise Herzberg als Jüdin Berufsverbot. Auch ihrem Ehemann wurde die Lehrbefugnis entzogen. Im Jahr 1935 emigrierte das Ehepaar nach Kanada. Nach der Ankunft in Kanada arbeitete Luise Herzberg dort zunächst wissenschaftlich und veröffentlichte ihre Ergebnisse. Sie wurde Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Später konnte sie an verschiedenen Universitäten in Kanada und den USA, an denen ihr Ehemann tätig war, wegen der damaligen sogenannten Nepotismus-Beschränkungen zunächst nur unbezahlte Tätigkeiten ausüben. Erst Ende der 1950er Jahre bekam sie in Ottawa eine bezahlte Stelle als Astrophysikerin in der Grundlagenwissenschaft. Zuletzt arbeitete sie am Radio Physics Laboratory an der Shirleys Bay bei Ottawa. Ihr Forschungsinteresse galt der Spektroskopie der Sonne und photochemischer Prozesse in der oberen Atmosphäre aufgrund der Sonnenaktivität. Insgesamt publizierte sie 33 wissenschaftliche Arbeiten. Dr. Luise Herzberg verstarb am 3. Juni 1971, nur wenige Monate vor ihrer Pensionierung, in Ottawa, Kanada. Fünf Monate später wurde Gerhard Herzberg mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. let
Bild Download: Straßenbenennung nach Dr. Luise Herzberg im Campus der Technischen Universität Nürnberg
Oberbürgermeister Marcus König (rechts) und Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas (2. von rechts) haben am heutigen Dienstag, 29. November 2022, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Jo-Achim Hamburger, und dem Gründungspräsidenten der Technischen Universität Nürnberg (UTN), Prof. Hans Jürgen Prömel, die erste Straßenbenennung im UTN-Campus in Lichtenreuth nach der in Nürnberg geborenen Astrophysikerin und Maschinenbauingenieurin Dr. Luise Herzberg (1906-1971) feierlich durchgeführt und das Straßenschild enthüllt.
(Bild: Sven Heublein / Stadt Nürnberg, JPG-Datei 704 KB)
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