Nr. 101 / 09.02.2023
Der Propagandafilm „Jud Süß“ aus dem Jahr 1940 wurde in der NS-Zeit gezielt eingesetzt, um antisemitische Gewalttaten hervorzurufen. In seinem Buch „Jud Süß. Das lange Leben des Propagandafilms“ analysiert der Zeithistoriker Bill Niven die Wirkungsgeschichte des Films. Er stellt seine Publikation vor am Mittwoch, 15. Februar 2023, um 18 Uhr im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 110. Das anschließende Gespräch mit dem Autor moderiert Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums.
Im Nachkriegsdeutschland sorgten der Film und die Person des Regisseurs Veit Harlan für intensiv geführte Debatten. Demonstrationen in Westdeutschland in den 1950er-Jahren gegen Harlans Neueinstieg ins Filmgeschäft spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer demokratischen Protestkultur und einer Abwehrhaltung gegenüber Antisemitismus. Im Nahen Osten aber fing Harlans Film ein neues Leben an – als antiisraelische Propaganda. Die Bundesrepublik reagierte auf diesen Missbrauch recht zögerlich. Damit war jedoch die Geschichte des Films keineswegs zu Ende. Bis in die Gegenwart versucht man anhand von „Jud Süß“ mit pädagogischen Mitteln aufzuzeigen, wie antisemitische Propaganda funktioniert. Die Angst vor dem Film ist weiterhin da: Soll er unter Verschluss bleiben oder soll es für die breite Öffentlichkeit eine kritisch kommentierte DVD-Fassung geben?
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung per E-Mail an dokumentationszentrum@stadt.nuernberg.de ist erforderlich. js
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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