Gemessene Klimaveränderungen in Nürnberg

Mittlere Lufttemperatur in Deutschland

Insgesamt knapp 20 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) erfassen im Stadtgebiet eine Vielzahl an meteorologischen Daten, wie Temperatur, Niederschlag oder Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Der Vergleich langjähriger (über 30-jähriger) historischer Messdaten erlaubt dabei Aussagen zu den bereits stattgefundenen Klimaveränderungen in Nürnberg. Die DWD-Station Nürnberg-Flughafen bietet mit durchgängigen Temperaturmessungen seit 1934 und Niederschlagsmessungen seit 1956 dabei die beste Datengrundlage.

Temperaturentwicklung

Jahres- und Monatsmitteltemperaturen

Der allgemeine Trend zur Erwärmung in Nürnberg ist deutlich erkennbar. Insbesondere seit den 1990er Jahren sind die Jahresdurchschnittstemperaturen signifikant gestiegen. 2022 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Lufttemperaturmessungen am Nürnberger Flughafen im Jahr 1934. Neun der zehn wärmsten Jahre seit Wetteraufzeichnungen in Nürnberg sind im 21. Jahrhundert gemessen worden. Das vergangene Jahrzehnt ist bislang als das wärmste Jahrzehnt und das Jahr 2018 als das heißeste Jahr in die über 80-jährige Statistik eingegangen.
Insgesamt verzeichnet die Station Nürnberg-Flughafen seit 1934 eine Temperaturzunahme von etwa 1,7 °C. Bayernweit wird seit Beginn flächendeckender Wettermessungen in 1881 eine Zunahme von 1,5 °C gemessen.

Entwicklung der Jahresmittel-Lufttemperatur an der Station Nürnberg-Flughafen (Datengrundlage: DWD Climate Data Center)

Der Zuwachs zwischen den beiden 30-jährigen Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 an der Station Nürnberg-Flughafen beträgt 1,0 °C. Besonders starke Zuwächse sind im Januar und April (+1,5 °C) zu verzeichnen; die Erwärmung vollzieht sich jedoch generell in allen Monaten.

Klimatische Kenngrößen

Neben den Jahres- und Monatsmitteltemperaturen ist an den Messstationen im Stadtgebiet von Nürnberg auch ein deutlicher Anstieg der „Sommertage“ (Tagesmaximum der Lufttemperatur ≥ 25°C) und „heißen Tage“ (Tagesmaximum der Lufttemperatur ≥ 30°C) zu verzeichnen, die als Indikatoren für die Hitzebelastung dienen. Am Flughafen wurden 24 heiße Tage im Jahr 2022 gemessen. Im Vergleich dazu sind es in den Referenzperioden 1960-1990 im Durchschnitt 7,8 und 1991-2020 13,8 Tage.

Im Sommer 2018 wurden an der Station Nürnberg-Flughafen 98 Sommertage und 31 heiße Tage registriert. Dies stellt fast eine Verdoppelung bis Vervierfachung der langjährigen Durchschnittswerte dar und löst alte Rekorde aus den Jahren 2003 und 2015 z.T. ab. Der Sommer 2018 gilt damit als einer der heißesten Sommer seit Wetteraufzeichnung in Nürnberg.

Dagegen nehmen die sog. „Eistage“ (Tagesmaximum der Lufttemperatur < 0°C) und „Frosttage“ (Tagesminimum der Lufttemperatur < 0°C) stetig ab. Die Anzahl der Frosttage lag 2022 mit 85 Tagen leicht unter dem langjährigen Mittel 1991-2020 (90,3 Tage), deutlich jedoch unter dem Mittel 1961-1990 (100,3 Tage). Auch die Anzahl der Eistage lag mit insgesamt 10 Tagen deutlich unter dem langjährigen Mittel 1991-2020 (16,7 Tage) und dem Mittel 1961-1990 (23,2 Tage). Damit gestalten sich auch die Winter zunehmend mild.

Hitzewellen

Als besonders belastend für die menschliche Gesundheit gelten Hitzewellen. Der Vergleich langjähriger Messreihen der Station Nürnberg-Flughafen zeigt eine deutliche Zunahme von Hitzewellenereignissen in Nürnberg. Seit den 1990er Jahren kam es fast jedes Jahr mindestens zu einer Hitzewelle – oft waren mehrere Hitzewellenereignisse pro Sommer zu verzeichnen. Auch die Dauer der Hitzewellen nimmt zu.

Gemessene Hitzewellen in Nürnberg seit 1956

Als Jahre mit besonders markanten Hitzewellen in Nürnberg gelten die Jahre 1964, 1969, 1976, 1994, 2003, 2015 und 2018. Die Hitzewelle vom 24. Juli bis 09. August 2018 stellt hinsichtlich der Dauer einen neuen Rekordwert dar: Es blieb insgesamt 17 Tage in Folge über 30°C. Dies übertrifft die bisherigen Rekorde von 2003 (13 heiße Tage in Folge) und 2015 (12 heiße Tage in Folge), die allerdings hinsichtlich der Intensität stärker waren.

Die Bewohner der Innenstadtbereiche müssen dabei mit einer ungleich höheren Hitzebelastung leben, als Bewohner der Stadtrandlagen. Hier wird der sog. Wärmeinseleffekt sichtbar. So liegen im Sommer die Temperaturen an Wetterstationen in der Innenstadt im Mittel 2-3°C über den Stadtrand-Stationen. Allerdings können die Temperaturunterschiede im Tagesverlauf bis zu 10°C betragen, da sich die Luft nachts in der Stadt aufgrund der dichten Bebauung im Sommer nur sehr langsam abkühlt.
Vergleicht man die Messwerte der sich in Stadtrandlage befindlichen Wetterstation Nürnberg-Flughafen mit der Messstation am Jakobsplatz, lassen sich signifikante Unterschiede in den Tagesmaximaltemperaturen, bei der Anzahl der Sommertage und der heißen Tage erkennen. 2022 wurden am Jakobsplatz beispielsweise 11 Sommertage und 19 heiße Tage mehr verzeichnet als am Flughafen. Das bedeutet, dass insbesondere die innerstädtische Bevölkerung in den z.T. stark verdichteten Siedlungsräumen Nürnbergs etwa zwei Wochen länger Temperaturen von ≥ 25 °C sowie über ≥ 30 °C ausgesetzt ist.

Vergleich der Messwerte zwischen Flughafen und Jakobsplatz

In der Innenstadt treten auch weitaus öfter Tropennächte (die Nachttemperaturen fallen nicht unter 20°C) auf, als in Stadtrandlagen. Während der 17-tägigen Hitzewelle vom 24. Juli bis 09. August 2018 kam es am Jakobsplatz z.B. insgesamt zu 13 Tropennächten, am Flughafen dagegen nur zu einer Tropennacht. Tropennächte werden für die Stadtbevölkerung als sehr belastend empfunden, da die körperliche Regeneration über Nacht erschwert wird.

Niederschlagsentwicklung

Jahres- und Monatssummen

Bei der Niederschlagsentwicklung lässt sich an der Station Nürnberg-Flughafen bislang ein leicht abnehmender Trend hin zu trockeneren Jahren feststellen. Der Vergleich der beiden Referenzperioden zeigt eine Abnahme der Jahresniederschlagssumme von 644 auf 600 mm.
Allerdings ergeben die langjährigen Trendanalysen der beiden anderen Nürnberger DWD-Messstationen in Netzstall und Krottenbach keine einheitlichen Veränderungen der Jahresniederschlagssummen.

Jahressumme Niederschlagshöhe an der Station Nürnberg-Flughafen (Datengrundlage: DWD Climate Data Center)

Auch hinsichtlich der einzelnen Monate und Jahreszeiten lassen sich bislang keine eindeutigen Trends feststellen. Allerdings zählt das Jahr 2022 zu den dritttrockensten Sommern seit Beginn der Datenaufzeichnungen am Nürnberger Flughafen im Jahr 1956.

Starkregenereignisse

Für Nürnberg liegen noch keine 30-jährigen Zeitreihen zu Starkregenereignissen vor, daher gestaltet sich eine Aussage zu diesbezüglichen langfristigen klimatischen Veränderungen als schwierig. Hinzu kommt, dass Starkregenereignisse lokal sehr begrenzt auftreten, was bezüglich der Auswertung einzelner Messstationen immer beachtet werden muss. Vor allem in den Sommermonaten muss mit kurzen, aber intensiven Niederschlägen gerechnet werden. Im Jahr 2022 traten neun Starkregenereignisse in Nürnberg auf. Der Starkregen am 17. August 2023 war mit bis zu 85 l/m² in zwei Stunden das bislang stärkste je in Nürnberg gemessene Regenereignis mit hohen Sachschäden. Es ist davon auszugehen, dass sich Extremwetterereignisse und somit auch Starkniederschläge in Zukunft weiter häufen werden.

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