Nr. 155 / 13.02.2025
Die Preisträgerinnen und Preisträger des „Mosaik-Jugendpreises – Mit Vielfalt gegen Rassismus“ 2025 stehen fest: Mit „We rock it“ von Sorush Mawlahi und dem Verein „we integrate e. V.“ sowie „Black Culture Garden“ von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD – Nürnberg) e. V. stammen zwei der insgesamt vier geehrten Projekte aus Nürnberg. Im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verleihen Nürnberg und München die mit insgesamt 9 000 Euro dotierte Auszeichnung. Die Preisverleihung am Montag, 17. März 2025, um 17 Uhr in der Kulturwerkstatt Auf AEG ist zugleich Auftakt der Nürnberger Wochen gegen Rassismus.
„Mittlerweile sind die rassistischen Anschläge und Morde des sogenannten NSU in Nürnberg eine Generation lang her, aber nie vergessen“, so Oberbürgermeister Marcus König. „Dieses Jahr werden wir des 25. Todestages von Enver Şimşek und des 20. Todestages von Ismail Yaşar gedenken. Das tödliche Attentat auf Abdurrahim Özüdoğru jährt sich im Juni zum 24. Mal und der Bombenanschlag auf ‚Mehmet O.‘ liegt schon 26 Jahre zurück. Die grausamen Taten von damals sind uns bis heute eine Mahnung. Bis heute gestalten viele zivilgesellschaftliche Initiativen und die Stadt Nürnberg das Gedenken an die Opfer in unserer Stadt aktiv mit. Der ‚Mosaik-Jugendpreis – Mit Vielfalt gegen Rassismus‘ ist seit 2015 wichtiger Baustein des Gedenkens. Ich freue mich, dass gerade so viele Jugendliche und junge Erwachsene aus Nürnberg sich mit ihren Projekten gegen Rassismus und für Vielfalt einsetzen und damit das Gedenken an die Opfer des NSU lebendig halten.“
„Von den insgesamt 14 Bewerbungen um den diesjährigen Preis kamen fünf aus Nürnberg, zwei davon dürfen sich nun über einen Preis freuen: Das Projekt „We rock it“ von Sorush Mawlahi und dem Verein „we integrate e. V. sowie der „Black Culture Garden“ von Shana Filmore und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e. V. (ISD – Nürnberg)“, berichtet Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg. „Als Stadt freuen wir uns, dass die wichtige Arbeit beider Vereine mit dem Preis gewürdigt wird. Hier beweisen Jugendliche und junge Erwachsene in unserer Stadt wieder einmal, wie sehr ihnen ein respektvolles und friedliches Zusammenleben am Herzen liegt. Diese jungen Menschen können sehr stolz auf sich und sollten ein Vorbild für uns alle sein.“
Prämiert werden Projekte, die sich gegen (Alltags-)Rassismus und für einen respektvollen Umgang aller Menschen in der Stadt sowie für Dialog und Begegnung einsetzen und maßgeblich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen initiiert, vorangetrieben oder getragen werden. Die Jury setzt sich zusammen aus Angehörigen der Opfer aus Nürnberg und München, jeweils einer Vertretung des Migrationsbeirats München und des Rats für Integration und Zuwanderung in Nürnberg sowie jeweils drei engagierten Jugendlichen aus München und Nürnberg. Die Organisation des Jugendpreises wird gemeinsam von der Stelle für interkulturelle Arbeit und dem Fachdienst Politische Bildung des Pädagogischen Instituts – Zentrum für kommunales Bildungsmanagement der Landeshauptstadt München sowie dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg übernommen.
Das Preisgeld von insgesamt 9 000 Euro wird je zur Hälfte durch die Landeshauptstadt München und die Stadt Nürnberg finanziert. Die Gewinnerprojekte im Überblick:
Das Preisgeld von 3 000 Euro geht an das Projekt „We rock it“ von Sorush Mawlahi und dem Verein „we integrate e. V.“ in Nürnberg. Der gemeinnützige Verein „we integrate e. V.“ unterstützt und fördert die Integration von Geflüchteten und Neuzugewanderten durch vielfältige Angebote und Aktivitäten. Darüber hinaus leistet der Verein wichtige Arbeit im Bereich Antirassismus und Antidiskriminierung. „We rock it“ ist ein Workshop-Projekt, das Schulen, Wohnheime und andere Einrichtungen besucht, um über persönliche Fluchtgeschichten und erfolgreiche Integrationsverläufe aufzuklären. Die Perspektive von Geflüchteten sollen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene sichtbar gemacht werden. Die Projektmitglieder, die selbst ursprünglich aus Afghanistan und Syrien geflüchtet sind, teilen ihre persönlichen Erlebnisse und Herausforderungen, die sie auf ihrer Flucht und während ihrer ersten Jahre in Deutschland erfahren haben. Mit diesem Projekt werden zum einen junge geflüchtete Menschen motiviert und dabei unterstützt, ihre eigenen Herausforderungen zu meistern und darüber hinaus alle Schülerinnen und Schüler über Fluchtgründe und Integrationsprozesse aufgeklärt und damit Vorurteile abgebaut.
Das Preisgeld von 3 000 Euro geht an das Selbstverteidigungsprojekt von Asif Abdullah Haidary in München. Der Selbstverteidigungskurs vermittelt den Teilnehmenden nicht nur physische Selbstverteidigungstechniken, sondern unterstützt sie auch dabei, ein gestärktes Selbstbewusstsein zu entwickeln, damit sie im Ernstfall angemessen reagieren und Zivilcourage zeigen können. Den Teilnehmenden werden Werkzeuge an die Hand gegeben, mit denen sie sich selbst und andere in schwierigen Situationen schützen können. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und Erwachsene, unabhängig von ihrer Herkunft. Es werden insbesondere jene angesprochen, die aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, ihres Geschlechts, sozialen Status, Einkommens oder Aufenthaltstitels im Alltag Diskriminierung, Ausgrenzung oder Gewalt erfahren. Es wurden bereits Dutzende Workshops in Schulen, Vereinen und Verbänden durchgeführt. Die Kurse finden in den Räumen des Bellevue di Monaco statt und sollen in Zukunft weiter ausgebaut werden. Mit diesem Projekt werden Menschen gegen Anfeindungen geschützt und es wird ein klares Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung gesetzt.
Das Preisgeld von 2 000 Euro geht an das Projekt „Black Culture Garden“ von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD – Nürnberg) e. V. Der Verein hat von Mai bis September 2024 die Eventreihe „Black Culture Garden“ im Biergarten des Z-Bau in Nürnberg organisiert. Diese Reihe bot eine Plattform für kreative Entfaltung und gemeinschaftliches Miteinander. In den Mal- und Bastelworkshops, die von Kunstschaffenden begleitet wurden, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und in Gesellschaft Neues zu lernen. Dabei standen Austausch und das kreative Schaffen im Vordergrund. Auch kostenlose Tanzworkshops wurden angeboten, die Menschen verschiedener Hintergründe und Altersgruppen zusammenbrachten. Diese Workshops förderten den Spaß an der Bewegung und den Austausch. Begleitet wurden die Veranstaltungen von DJ-Sets, die eine bunte Mischung aus afrikanischen und afroamerikanischen Musikgenres wie Hip-Hop, Amapiano und Afrobeats boten und eine lebendige Atmosphäre schufen, in der gemeinsam gefeiert und getanzt wurde. Darüber hinaus ist auch die Vermittlung von Wissen über Schwarze Musik, Kunst und Geschichte Ziel des Black Culture Garden. Neben dem kulturellen Angebot, das geschaffen wurde, sollte auch der Aufbau einer starken, unterstützenden Gemeinschaft gefördert werden. Die positive Resonanz bestärkt den Verein darin, die Eventreihe weiterzuführen und zu einem festen Bestandteil der Nürnberger Kulturszene zu machen.
Das Preisgeld von 1 000 Euro geht an das Filmprojekt „What they see“ von Jasmin Tran aus München. Der Kurzfilm thematisiert Code-Switching – ein Phänomen, bei dem Menschen reflexartig oder subtil die Art und Weise ändern, wie sie sich ausdrücken (etwa Sprache, Verhalten, Aussehen etc.). Um ein Teil der Gesellschaft zu sein und sich zugehörig zu fühlen, begegnen People of Color (PoC) immer wieder diesem Phänomen. Dies geschieht nicht immer freiwillig, sondern aus dem Druck heraus, sich zugehörig zu fühlen, die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu bekommen. PoC, die teilweise gefühlt gleichzeitig in zwei oder drei verschiedenen Welten existieren und ständig eine leicht veränderte Version ihrer selbst präsentieren müssen, stehen dadurch unter enormem Druck, was mit diesem Kurzfilm zum Ausdruck gebracht wird.
Weitere Informationen zum Jugendpreis online unter https://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/mosaik_jugendpreis.html