Nr. 689 / 18.06.2025
Am 28. und 29. Oktober 1938 wurden rund 25 000 jüdische Menschen polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Diese erste organisierte Deportation von als jüdisch verfolgten Menschen aus Deutschland, bezeichnet als „Polenaktion“, ist bis heute in der Erinnerung wenig präsent. Das Stadtarchiv Nürnberg zeigt nun die Ausstellung „Ausgewiesen! 28. Oktober 1938 – Die Geschichte der ‚Polenaktion'“ bis Sonntag, 12. Oktober 2025, im Großen Foyer der Norishalle, Marientorgraben 8. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 20 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Montags ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.
In Nürnberg und Fürth wurden in den frühen Morgenstunden des 28. Oktober 1938 insgesamt 273 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner von Gestapobeamten und Schutzpolizisten aus ihren Wohnungen geholt. Nach kurzer Inhaftierung wurden sie zum Hauptbahnhof in Nürnberg gebracht und mit Sonderzügen zur deutsch-polnischen Grenze transportiert.
Die vom „Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V.“ entwickelte Ausstellung zeigt die Lebenswege und Schicksale von Ausgewiesenen und beleuchtet die Hintergründe dieser Massendeportation. Für die Präsentation in Nürnberg wurde die Ausstellung um regionale Aspekte ergänzt. Exemplarisch wird auch die Geschichte von zwei jüdischen Familien aus Nürnberg und einer jüdischen Familie aus Fürth vor und nach dem 28. Oktober 1938 vorgestellt. Gezeigt werden zudem Dokumente der Verfolgung sowie Fotografien und andere Quellen, die das Leben vor der Ausweisung oder das Weiterleben nach 1945 dokumentieren. Ein vielfältiges Begleitprogramm besteht aus informativen Vorträgen, Stadtrundgängen und einer Vorstellung des Projekts „Juden in Gostenhof“.
Dr. Alina Bothe, Kuratorin der Ausstellung, betont: „Die ‚Polenaktion‘ 1938 ist zentral für die Entwicklung des nationalsozialistischen Deportationsregimes. Lokale Akteure führen nach Anweisung aus dem Reichsministerium des Innern Maßnahmen durch, die dazu führen, dass Menschen ihre langjährigen Heimatorte in einem brutalen Transport – begleitet von Hohn und antisemitischem Jubel – verlassen müssen. Es ist wichtig, dass diese Geschichte nun auch für Nürnberg und Fürth gut dokumentiert in der Ausstellung zu betrachten ist.“ per
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm auf https://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/wanderausstellung_ausgewiesen.html