Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1088 / 09.10.2025

Neugestaltung des „Erinnerungsorts Bahnhof Märzfeld“ beschlossen

In seiner gemeinsamen Sitzung hat der Umwelt- und Stadtplanungsausschuss am Mittwoch, 8. Oktober 2025, die Umgestaltung des städtebaulichen Umfelds am „Erinnerungsort Bahnhof Märzfeld“ beschlossen. Ziel ist es, den denkmalgeschützten ehemaligen Bahnhof Märzfeld als Teil des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in ein erinnerungskulturelles und städtebauliches Gesamtkonzept einzubinden und darüber hinaus auch die Radwegeverbindung von Langwasser Südost in die Innenstadt aufzuwerten. Die heute unzugängliche, wildbewachsene Freifläche vor der noch erhaltenen Bahnhofsfassade soll künftig begehbar sein und gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG zu einem Ort des würdigen Erinnerns und Informierens gestaltet werden.

Damit wird sowohl der geschichtlichen Bedeutung des Orts als auch seiner künftigen Rolle als Bildungs- und Informationsstätte Rechnung getragen. Der nie fertig gestellte Bahnhof Märzfeld besitzt eine zentrale Bedeutung als Ort des An- und Abtransports tausender Kriegsgefangener und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Vom Bahnhof Märzfeld wurden über 2 000 Jüdinnen und Juden aus Nürnberg und Nordbayern in die Vernichtungslager und Ghettos im Osten des Kontinents deportiert und ermordet. Die Erinnerungsarbeit am Bahnhof Märzfeld ist aufgrund seiner regionalen Bedeutung in Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen für die Stadt Nürnberg ein wichtiger Baustein zur Vermittlung der historischen Zusammenhänge am ehemaligen Reichsparteitagsgelände. 

Das städtebauliche Konzept im Umfeld des Bahnhofs Märzfeld umfasst die Radwegeverbindung zwischen der Breslauer Straße und der Thomas-Mann-Straße und knüpft südlich an die Parkanlage um den Ferdinand-Drexler-Weg sowie nördlich an die Grünflächen rund um die Annette-Kolb-Anlage an. Die angrenzenden Grünflächen und der erhaltenswerte Baumbestand werden miteinbezogen. Eine klare und übersichtlich gestaltete Führung der Radwege verbessert nicht nur die Anbindung von Langwasser an die Innenstadt, sondern macht auch den historischen Ort sichtbar und integriert diesen angemessen in den Stadtraum. Zusätzliche Bedeutung gewinnt die Aufwertung der bereits heute stark frequentierten Freiraumverbindung durch das entstehende Schul- und Bildungszentrum auf dem benachbarten Areal der ehemaligen Druckerei Prinovis an der Breslauer Straße.

Der „Erinnerungsort Bahnhof Märzfeld“ erhält eine höhere Aufenthaltsqualität, die ein würdiges Gedenken überhaupt erst ermöglicht. Der Rückschnitt des Böschungsbewuchses schafft eine großzügige Bewegungsfläche, Sitzstufen auf verschiedenen Ebenen ermöglichen den Aufenthalt, das Betrachten der Schaufassade und die Auseinandersetzung mit dem Ort – auch für größere Besuchergruppen. Ein Band aus großformatigen Betonplatten führt gestalterisch auf die Fassade hin und verbindet die Freianlage inhaltlich mit der neuen Dauerausstellung im Dokumentationszentrum ehemaliges Reichsparteitagsgeländes. Auf der kleinen Platzfläche im Zugangsbereich finden die Stelen des Geländeinformationssystems einen neuen Standort, so dass die Informationen zur Geschichte dieses Teiles des Reichsparteitagsgeländes immer öffentlich zugänglich bleiben.

Zur besseren Orientierung und als Hinweis auf den Erinnerungsort werden jeweils als Auftakt zu der Radwegeverbindung an der Abzweigung zur Breslauer Straße und zur Thomas-Mann-Straße niveaugleiche Betonfertigteile mit Schriftzug installiert. Entlang der Wegeverbindung sorgen Sitzmöglichkeiten für zusätzliche Aufenthaltsqualität. Entlang der Radwegeverbindung wird Begleitgrün ausgelichtet und es werden neue Bäume gepflanzt. Die Groß-Strehlitzer-Straße wird als Fahrradstraße ausgebaut. Durch den Rückbau von Stellplätzen entstehen neue Baumstandorte und Grünflächen, die das Stadtklima verbessern und zur Versickerung von Regenwasser beitragen. Im Grünzug entlang der Groß-Strehlitzer-Straße wird ein neuer barrierefreier Fußweg, getrennt von der künftigen Fahrradstraße, hergestellt. Der neue Fußweg erschließt gleichzeitig den Nebeneingang der im Bau befindlichen Berufsoberschule Nürnberg.

Seit 2019 ist Langwasser formal als Sanierungsgebiet im Sinne der Städtebauförderung festgesetzt. Das Gesamtkonzept zur Umgestaltung des städtebaulichen Umfelds am „Erinnerungsort Bahnhof Märzfeld“ soll in einzelnen Bauabschnitten umgesetzt werden. In einem ersten Bauabschnitt wird 2026 mit finanzieller Unterstützung aus der Städtebauförderung, städtischen Eigenmitteln und Mitteln der Deutschen Bahn AG mit der Umgestaltung des „Erinnerungsorts Bahnhof Märzfeld“ begonnen.   maj

Weitere Informationen gibt es online unter
https://www.nuernberg.de/internet/qb_langwasser/bhfmaerzfeld.html