Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1085 / 28.09.2022

Kann Franken Poesie? Ausstellung in der Stadtbibliothek

Kann Franken Poesie? Zur Beantwortung dieser Frage nimmt die Stadtbibliothek in ihrer neuen Ausstellung Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise durch die Fränkische Literatursammlung und zeigt Lyrisches aus vergangenen Jahrhunderten. Den Bezug zur Gegenwart stellen ausgewählte Gäste her, die in Audiobeiträgen die in der Ausstellung präsentierten Werke lesen oder kommentieren. Die Ausstellung „Kann Franken Poesie? Zeitreise durch die Fränkische Literatursammlung“ ist von Mittwoch, 28. September 2022, bis Samstag, 7. Januar 2023, in der Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4, Ebene L2, Ausstellungskabinett, während der regulären Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist frei.

17 Poetinnen und Poeten
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 17 Gedichte in deutscher Sprache aus einem Jahrtausend. Den Auftakt bildet ein Minnelied von Wolfram von Eschenbach (um/nach 1220). Der Schlusspunkt wird mit zwei Gedichten von Ludwig Fels (1946-2021) gesetzt, die in Hochdeutsch und im Dialekt die Frage nach seiner Identität als Deutscher umkreisen. Der Blick soll auf den Reichtum an Poesie in Franken von auch heute kaum bekannten Personen gelenkt werden. So steht neben dem genannten Minnelied ein Lobspruch von Hans Sachs, ein lautmalerisches Klangfeuerwerk von Johann Klaj, ein geistliches Lied von Sigmund von Birken oder ein Figurengedicht eines weitgehend unbekannten weiblichen Mitglieds des Pegnesischen Blumenordens. August Graf von Platen entdeckte in Erlangen die orientalische Dichtung. Mit einem seiner Erstlingswerke, den für die nachgeborene Schwester entstandenen „Fünf Märlein“, inspiriert Friedrich Rückert bis heute die Produzenten von Bilderbüchern. Kurz zuvor hatte Johann Grübel mit seinen Dichtungen in Nürnberger Mundart eine bis heute nicht abgerissene Tradition begründet. In „Wolkenschatten“ von Max Dauthendey wird die Nähe seines lyrischen Schaffens zu seiner Malerei erkennbar – ein Bild mit Worten gemalt. Bei Karl Bröger dagegen schaffen die Worte von „Lied der Arbeit“ einen Sound, der den Rhythmus der Arbeitswelt des frühen 20. Jahrhunderts erlebbar macht. Mit Engelbert Bach, der beim Studio Franken des Bayerischen Rundfunks eine eigene Mundartsendung hatte, kommt ein weiterer Dialektdichter zu Wort. Durch Gretl Zottmann und Inge Meidinger-Geise sind zwei Lyrikerinnen in der Ausstellung vertreten, deren Themen heute noch aktuell sind. Harmlos kommt der Titel „Teddybär“ des Multitalents Kevin Coyne daher. Als ein in Franken lebender Autor bezeichnete sich Peter Horst Neumann und setzte sich in seinem Gedicht mit dem Thema „Heimat“ auseinander.

17 Lesungen oder Kommentare
Dass Poesie aus Franken auch heute noch von Bedeutung ist, belegen Beiträge ausgewählter Gäste, die ihre Stimme und ihre Gedanken zu den im Mittelpunkt der Ausstellung stehenden Gedichten zur Verfügung gestellt haben. Die Lesungen und eingesprochenen Kommentare sind im Originalton in der Ausstellung zu hören – verfügbar auf aufgestellten Medienstationen oder abrufbar mit einem QR-Code-Scanner auf mobilen Endgeräten. Sie können ebenfalls auf der Website https://www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek/ausstellungen.html aufgerufen werden.

Die Fränkische Literatursammlung in der Stadtbibliothek
Eine wahre Fundgrube für Dichtungen aus Vergangenheit und Gegenwart bietet die in der Stadtbibliothek aufbewahrte Fränkische Literatursammlung. Sie ging aus dem vom Verband Fränkischer Schriftsteller angeregten und am 9. Oktober 1964 gegründeten „Institut für Fränkische Literatur“ hervor. Aufgabe war und ist: eine Dokumentation der in Franken entstandenen schönen Literatur. Unter Franken wird dabei das Einzugsgebiet der Ostfränkischen Dialektgruppe verstanden, die über die drei Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken bis in das Hohenlohische, Badische und Hennebergische Frankenland hineinreicht. Für diese Region werden alle Literaturschaffenden vereinnahmt, die in Franken geboren worden sind, hier einen Lebensabschnitt verbracht oder das Thema Franken literarisch gestaltet hatten. Zur immer noch weitergeführten Sammlung zählen aktuell neben 12 000 gedruckten Werken zahlreiche Nachlässe sowie eine umfangreiche „Dokumentation fränkischer Autoren“ bestehend aus Zeitungsausschnitten, Biografien, Porträts, handschriftlichen Materialien und Aufsätzen.

Begleitprogramm zur Ausstellung
Lyrik mit Musik – ein fränkisches Stück Dienstag, 11. Oktober 2022, 17.30 bis 18 Uhr Dienstag, 6. Dezember 2022, 17.30 bis 18 Uhr Die fränkischen Mitglieder des Poetischen Theaters, die auch Mitglieder des Blumenordens sind, tragen ihre Lyrik und Vertonungen als Rezitation und Gesang oder in kurzen Szenen vor. Die Auftritte erfolgen mit vier Künstlern: Michael Lösel, Norbert Autenrieth (am 11. Oktober 2022), Peter Riedel, Barbara Schofer (am 6. Dezember 2022) und Holger Trautmann. Die erfahrenen Musiker waren bereits mehrfach im Programm des Bardentreffens und mit dem Poetischen Theater auf Tour und versprechen ein ausgefuchstes Programm. Stadtbibliothek Zentrum, Ebene L0, Lernwelt Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 6 Euro Anmeldung möglich unter: stb-orts-landeskunde@stadt.nuernberg.de

Fränkische Poesie mit Gudrun Wiedemann
Montag, 31. Oktober 2022, 16 bis 16.30 Uhr Samstag, 7. Januar 2023, 11.30 bis 12 Uhr Eine halbe Stunde lyrische Auszeit: Die Rezitatorin und Bibliothekarin Gudrun Wiedemann liest Gedichte von fränkischen Poetinnen und Poeten. Sie präsentiert Werke aus verschiedenen Zeitepochen und unterschiedlichen Stilrichtungen. Stadtbibliothek Zentrum, Ebene L0, Lernwelt Eintritt frei

WortWeltFranken: Franken können Poesie!
Ein literarisches Event des AutorenVerbands Franken Dienstag, 15. November 2022, 19.30 bis 21 Uhr Der AutorenVerband Franken e. V. (AVF) hat sich zum Ziel gesetzt, Autorinnen und Autoren in Franken sowie allen Schreibenden, die sich der Region verbunden fühlen, eine Anlaufstelle zu geben. Mitglieder des AVF lesen eigene Texte. Stadtbibliothek Zentrum, Ebene L0, Lernwelt Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 6 Euro Anmeldung möglich unter: stb-orts-landeskunde@stadt.nuernberg.de

Franken kann Poesie! Von und mit Adeline Schebesch
Dienstag, 22. November 2022, 19.30 bis 20.30 Uhr Die Kammerschauspielerin Adeline Schebesch zeigt, dass Lyrik in Franken eine Heimat hat. Stadtbibliothek Zentrum, Ebene L0, Lernwelt Eintritt: 10 Euro / ermäßigt 8 Euro Anmeldung möglich unter: stb-orts-landeskunde@stadt.nuernberg.de

Finissage: DIY Blackout Poetry Workshop mit Yvonne Richter, Illustratorin und Autorin
Samstag, 7. Januar 2023, 13 bis 15 Uhr Diese moderne Form der Lyrik verbindet alles, was es braucht, um kreativ und nachhaltig neue Lyrik zu produzieren. Hier werden aussortierte Bücher und Zeitschriften verwendet, um daraus Neues zu kreieren. Der Kreativität sind bei der Erstellung der Blackout Poems keine Grenzen gesetzt. Es entstehen kleine Kunstwerke, die dann eingerahmt werden können. Stadtbibliothek Zentrum, L0, Lernwelt Teilnahmegebühr: 8 Euro Beschränkte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich unter:
stb-orts-landeskunde@stadt.nuernberg.de

Stets aktuelle Informationen zu Ausstellung und zu Begleitprogramm sowie die Links zu den Audiodateien sind unter https://www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek/ausstellungen.html zu finden.

 

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